Zürich – Die Aktionäre der Grossbank Credit Suisse stimmen einer weiteren Kapitalerhöhung zu. Damit kann die Bank rund 4 Mrd CHF zusätzliches Kapital beschaffen. Einige Aktionäre nutzten die ausserordentliche Generalversammlung dafür, erneut die Bonipolitik der Bank zu kritisieren. Die Aktionäre stimmten dem Antrag des Verwaltungsrates mit einem Ja-Stimmenanteil von 99,4% zu. An der a.o. GV waren 424 Aktionäre anwesend.
Das Ergebnis wurde erwartet, da kein Stimmrechtsberater eine ablehnende Stimmempfehlung abgab. Auch die Schweizer Anlagestiftung Ethos empfahl ein Ja.
Börsengang: Rohner begründet Meinungsumschwung
Zu Beginn warben Verwaltungsratspräsident Urs Rohner und CS-Chef Tidjane Thiam für die Kapitalerhöhung. Rohner konzentrierte sich in seiner Rede auf die Begründung der Kehrtwende des Managements. Dieses hatte im Oktober 2015 einen teilweisen Börsengang des Schweizer Geschäfts vorgeschlagen. Vor drei Wochen gab die Bank dann jedoch bekannt, zugunsten einer ordentlichen Kapitalerhöhung auf diesen Börsengang zu verzichten.
Rohner begründete dies am Donnerstag in Zürich wie zuvor mit der verbesserten Lage der Grossbank. «Die positive Geschäftsentwicklung und die Fortschritte bei der Altlastenbereinigung schufen die Voraussetzung, zusätzliches Kapital über eine Emission aufzunehmen und von den ursprünglichen Plänen für einen teilweisen Börsengang der Credit Suisse Schweiz abzusehen», sagte er.
Zusätzliches Kapital soll Wachstum ermöglichen
CS-Chef Thiam seinerseits führte in seiner Ansprache aus, wofür die Grossbank das zusätzliche Kapital verwenden will. Einerseits erlaube das Geld, die laufende Restrukturierung fortzusetzen, sagte Thiam. Bis zum Abschluss 2018 will die Credit Suisse in den Umbau der Bank rund 900 Mio CHF investieren.
Andererseits soll das zusätzliche Geld der Bank Wachstum ermöglichen. «Mit ihrer Unterstützung wollen wir weiterhin in den Ausbau unserer renditestarken Geschäftsbereiche in der Vermögensverwaltung sowie dem Beratungsgeschäft investieren», sagte Thiam. Beim Handelsgeschäft dagegen sei kein erneuter Ausbau vorgesehen.
Einige Aktionäre nutzen die ausserordentliche Generalversammlung, um erneut Kritik an der Entschädigungspolitik der Grossbank zu üben. So forderte ein Aktionär die Bank auf, nur dann Boni auszuzahlen, wenn die Bank auch einen Betriebsgewinn schreibe. Ein anderer warb für ein Nein zur Kapitalerhöhung mit dem Argument, dass die Bank zuerst beweisen müsse, dass sie mit Geld umgehen könne.
Elf Bezugsrechte für zwei Aktien
Die Kapitalerhöhung erfolgt laut CS-Mitteilung vom Donnerstag in Form einer Bezugsrechtsemission von maximal 404’526’794 neu auszugebenden Namenaktien mit einem Nennwert von je 0,04 CHF an die bestehenden Aktionäre. Die Zahl umfasst auch bis zu 24’545’454 Mio neue Namenaktien auf Bezugsrechten der im Rahmen der Wahldividende ausgegebenen Aktien. Die effektive Anzahl der neuen Aktien wird deshalb erst nach dem Ende der Wahlfrist für die Wahldividende am (morgigen) 19. Mai bestimmt.
Wie bereits Ende April mitgeteilt, erhält jeder Aktionär ein Bezugsrecht pro am 22. Mai gehaltener Aktie, elf solcher Rechte berechtigen zum Kauf von zwei neuen Aktien zum Preis von 10,80 CHF. Die Bezugsrechte werden voraussichtlich vom 23. Mai bis 2. Juni 2017 an der SIX Swiss Exchange gehandelt und vom 23. Mai bis 7. Juni 2017, 12.00 Uhr MESZ, ausübbar sein. Die Kotierung, der erste Handelstag der neuen Namenaktien an der SIX Swiss Exchange und die Lieferung der neuen Namenaktien gegen Bezahlung des Bezugspreises sind für den 8. Juni 2017 vorgesehen, wie es weiter heisst. (awp/mc/upd/pg)