Credit Suisse steht kurz vor Abschluss des Konzernumbaus
Zürich – Die Credit Suisse beendet in zwei Monaten den vor drei Jahren angestossenen Konzernumbau und sieht sich mit ihren Zielen auf Kurs. Das unterstreichen nach Ansicht des Managements auch die Ergebnisse aus dem dritten Quartal 2018.
«Wir erzielten zum achten Mal in Folge ein Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahresquartal», sagte Konzernchef Tidjane Thiam am Donnerstag. Die zweitgrösste Schweizer Bank verdiente 424 Millionen Franken, ein Plus von über 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ähnlich stark war das Wachstum beim Vorsteuergewinn, der 671 Millionen erreichte.
Ein guter Teil des Erfolges basierte auf Kosteneinsparungen. Denn die von Experten als sehr ambitioniert angesehenen Sparziele wurden zum grössten Teil bereits erfüllt. Seit Ende 2015 sanken die Nettokosten der Bank um 4 Milliarden Franken. Die in 2018 anvisierte Kostenbasis von unter 17 Milliarden Franken werde man sicher erreichen, erklärte das Management.
Auch die in der Vergangenheit im Branchenvergleich deutlich schwächere Kapitalisierung bewegt sich bereits seit längerem auf einem relativ hohen Niveau. Ende September erreichte die harte Kernkapitalquote (CET1) 12,9 Prozent und die Verschuldungsquote gemessen an der Leverage Ratio 4,0 Prozent.
Im Quartal Widerstandsfähigkeit bewiesen
«Unser Ziel war ein Geschäftsmodell, das sowohl eine gute Entwicklung in einem günstigen Marktumfeld als auch ein widerstandsfähiges Geschäft in schwierigeren Phasen ermöglicht», sagte Thiam am Donnerstag. Die Ergebnisse im bisherigen Jahresverlauf würden die Fortschritte zeigen.
Gerade auch im dritten Quartal 2018, mit deutlich schwierigeren Marktbedingungen, sei diese Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt worden. Während der zum Kerngeschäft erklärte Bereich Vermögensverwaltung netto über 10 Milliarden Franken Neugelder angezogen hat, litten jedoch einige Bereiche besonders unter einer geringeren Kundenaktivität. Das Handelsbereich Global Markets verbuchte im dritten Quartal 2018 wider Markterwarten einen Verlust und dürfte auch das Ertragsziel bis 2018 nicht erreichen.
Allerdings spielte beim Quartalsergebnis auch die laufende Rationalisierung mit hinein. Das, was sich die Bank für den Abbau in Global Markets bis Ende Jahr vorgenommen hatte, wurde bereits übertroffen, wie Finanzchef David Mathers darlegte.
Rückläufige Erträge
Schattenseite des Quartalsergebnisses sind die Erträge. Diese waren nicht nur zum saisonal typischerweise stärkeren Vorquartal rückläufig, sondern auch zum Vorjahr. Deshalb machen die Ausgaben im Verhältnis zu den Einnahmen mit rund 85 Prozent weiterhin einen hohen Anteil aus. Damit gibt die Bank für jeden eingenommen Franken 85 Rappen aus.
Dies konnte auch der Rückgang der bereinigten Betriebskosten auf erstmals unter 4 Milliarden Franken im Quartal nicht verhindern. Bei den bereinigten Zahlen werden Restrukturierungskosten und Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten nicht berücksichtigt.
Dennoch: Der Konzern steuert ziemlich sicher auf den ersten Jahresgewinn seit langem zu. In den vergangenen drei Jahren war es wegen verschiedener Sonderfaktoren zu Milliardenverlusten gekommen. Und für 2019 rechnet die Bank mit einer weiteren Gewinnverbesserung. Dann fallen zum einen die hohen Verluste aus den Bereichen weg, die abgewickelt werden, und zum anderen Restrukturierungskosten. Bereits mehrfach erwähnt wurden zudem tiefere Finanzierungskosten im kommenden Jahr.
Am Investorentag muss Management überzeugen
Weitere Details zur Zukunft der Grossbank ab dem Jahr nach der Restrukturierung versprechen sich die Analysten vom Investorentag im Dezember. Die Bank müsse den Investoren jetzt möglicherweise aufkommende Zweifel am hohen Ertragspotential austreiben, hiess es bei Independent Research angesichts der rückläufigen Erträge im Quartal.
Die Bank will dann tatsächlich aufzeigen, wie sie im Wealth Management weiter und vor allem profitabel wachsen kann. Thema ist auch, wie die künftige «Strategie beim Kapital-Management» aussehen wird. Da spielen versprochene höhere Kapitalrückführungen an die Aktionäre mit hinein sowie mögliche Aktienrückkäufe.
An der Börse verlieren Credit Suisse bis Börsenschluss 2,1% auf 12,94 Franken. Seit im Oktober 2015 die neue Strategie verkündet wurde, brach die CS-Aktie damit von rund 20 Franken um mehr als ein Drittel ein. Das Management sieht dennoch keinen Mangel an Verständnis für die Ziele unter den Investoren. Man habe transparent kommuniziert, so Finanzchef Mathers. (awp/mc/pg)