Zürich – Die Anfang Juni von der UBS übernommene Credit Suisse legt mehr Geld für Rechtsfälle beiseite. Zudem wird die Abwicklung von Kreditportfolios die neue Mutter weitere Milliarden kosten.
Die Credit Suisse weist in ihrem am Freitag publizierten Halbjahresbericht Rückstellungen für Rechtsrisiken in Höhe von 1,480 Milliarden Franken aus. Ende August bei der Publikation der Zweitquartalszahlen waren es noch 1,345 Milliarden.
Nach der Mitte März angekündigten «Notübernahme» der kleineren Rivalin durch die UBS hat die Credit Suisse ihre Rechtsfälle zuletzt in einem höheren Tempo abgearbeitet. So hat sich die Bank etwa im Fall Archegos mit der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma geeinigt.
Eher ein Nebenschauplatz war der mit einem Vergleich beigelegte Streit mit dem Zürcher Finanzplatzblog «Inside Paradeplatz». Gleichwohl wird die UBS wird noch lange mit den CS-Altlasten beschäftigt sein.
So beginnt am Montag in London ein Zivilprozess um Schadenersatzklagen der Republik Mosambik gegen die CS wegen der Affäre um die «Thunfisch-Anleihen». Mitte der Woche hatten zudem Berichte um US-Ermittlungen wegen möglicher Verletzungen von Russlandsanktionen vor allem durch die CS die Investoren aufgeschreckt.
Die Schlechten ins Töpfchen
Gleichzeitig treibt die UBS die Abwicklung jener CS-Geschäfte voran, die sie nicht behalten möchte. Diese Kreditportfolios werden in eine neu geschaffene «Bad Bank» mit dem Namen «Non-Core and Legacy» überführt.
Laut dem Finanzbericht hat nun die Geschäftsleitung beschlossen, sich von bestimmten Krediten zu trennen. Deren Umklassifizierung brockt der UBS im dritten Quartal Verluste von rund 1,6 Milliarden Dollar ein.
Zudem werden «bestimmte Managementvereinbarungen» aufgelöst, was weitere 600 Millionen Dollar kosten könnte. Laut gut informierten Kreisen steht der Schritt im Zusammenhang mit dem Verkauf der Sparte für verbriefte Produkte (SPG) an Apollo im letzten Jahr.
Gewinn dank AT1-Abschreibung
Die Credit Suisse hatte ihre Bücher bereits im Zuge der Übernahme durch die UBS im zweiten Quartal markant aufgeräumt. Daher überrascht es nicht, dass die Bank im Halbjahr einen bereinigten Verlust vor Steuern von 3,5 Milliarden Franken erlitt.
Zu Buche geschlagen hatten verschiedene Wertberichtigungen und Abschreiber. Alles in allem sind so im zweiten Quartal fast 7 Milliarden Franken an Sonderposten zusammengekommen, wie die Bank bereits Ende August erklärt hatte.
Der Gewinn der Credit Suisse vor diesen diversen Bereinigungen lag im ersten Semester bei 2,9 Milliarden Franken. Das ist vor allem der behördlich angeordneten Abschreibung von AT-1-Kapitalanleihen zu verdanken, die bei der CS zu einem Gewinn in Höhe von 14,1 Milliarden Franken führte.
Hohe Abflüsse und einbrechende Erträge
Gleichzeitig schmolzen die Erträge wie Schnee an der Sonne. Die Bank weist für die Monate Januar bis Juni «adjusted net revenues» noch in der Höhe von 4,5 Milliarden Franken aus. Das ist etwas mehr als die Hälfte der im ersten Halbjahr 2022 eingenommenen 8,1 Milliarden.
Die Credit Suisse war letztendlich am Vertrauensverlust der Kunden gescheitert, die ihre Gelder in Massen abzogen. Im Finanzbericht erklärte die Bank, dass sie auch im ersten Halbjahr 2023 Netto-Vermögensabflüsse von 100,3 Milliarden Franken erlitten habe. Den grössten Abfluss gab es im Wealth Management (74 Milliarden).
Stellenabbau geht weiter
Der Abbau von Arbeitsplätzen bei der Credit Suisse geht derweil munter voran. Per Ende Juni 2023 hatte die Credit Suisse AG noch 33’968 «full-time equivalents» (FTEs) auf der Lohnliste.
Dazu kommen 11’161 FTEs, die laut einer Sprecherin bei der Credit Suisse Service AG arbeiten. Somit hatte die Gruppe zur Jahresmitte 45’129 FTEs auf der Lohnliste stehen.
Das sind 6 Prozent weniger als die 48’150, die Ende März ausgewiesen wurden. Und fast 11 Prozent weniger, als die Credit Suisse noch Ende 2022 beschäftigte. (awp/mc/pg)