Credit Suisse löst CS Euroreal auf

Credit Suisse löst CS Euroreal auf
Credit Suisse

Frankfurt am Main – Die Krise der offenen Immobilienfonds fordert ein weiteres Opfer: Der milliardenschwere CS Euroreal wird abgewickelt, rund 200’000 Sparer kommen vorerst nicht mehr an ihr Geld. Genauso wie vor kurzem der Konkurrent SEB Immoinvest hatte auch der Fonds der Schweizer Grossbank Credit Suisse seinen Anlegern nach zwei Jahren erstmals wieder angeboten, ihre Anteile zurückzugeben.

Doch die Rückgabewünsche der Investoren haben die zur Verfügung stehende Liquidität weit überstiegen, wie das Fondsmanagement der Credit Suisse Asset Management Immobilien Kapitalanlagegesellschaft am Montag in Frankfurt mitteilte: «Im Sinne der Gleichbehandlung aller Anleger können die eingegangenen Rückgabewünsche daher nicht bedient werden.» Auf Basis der Ausstiegswilligen habe es keine Alternative zur Auflösung gegeben, betonte Fondsmanager Karl-Heinz Heuss und versprach: «Unser Ziel ist es jetzt, das qualitativ gute Portfolio über die nächsten Jahre so zu veräussern, dass alle Investoren bestmöglich ausgezahlt werden.»

Volumen von rund 6 Milliarden Euro
Der CS Euroreal hat aktuell ein Volumen von rund 6 Milliarden Euro. Das Management hat jetzt fünf Jahre Zeit, die 98 Liegenschaften zu verkaufen und die Anleger nach und nach auszuzahlen. Die erste Auszahlung ist im zweiten Halbjahr geplant, spätestens mit der regulären Ertragsausschüttung im Dezember. Danach sind nach den Angaben halbjährliche Auszahlungen vorgesehen, deren Höhe sich an den jeweiligen Immobilienverkäufen orientiert.

Folge der Lehman-Pleite
«Wir gehen jetzt nicht überstürzt an den Markt, wir haben fünf Jahre Zeit», betonte Heuss. Hoffnung dürften sich die Sparer angesichts der aktuellen Marktlage machen, betonte Heuss: «Im Moment gibt es eine sehr grosse Nachfrage nach qualitativ hochstehenden Immobilien in guten Lagen. Da können wir einiges anbieten.» Die Probleme der einst als bodenständig geltenden Anlageform gehen auf die Finanzkrise zurück. Credit Suisse musste im Oktober 2008 erstmals ihren CS Euroreal schliessen. Damals froren auch andere Anbieter ihre einst als sicheres «Betongold» beworbenen Produkte ein. Hintergrund war der massive Verkauf von Fondsanteilen durch Investoren, nachdem die US-Bank Lehman Brothers Insolvenz angemeldet hatte.

Anleger erneut verunsichert
Als sich die Lage Mitte 2009 entspannte, nahmen der CS Euroreal und andere wieder Anteile zurück – bis Gerüchte um eine neue Gesetzgebung die Anleger verunsicherten und in Scharen aus den Fonds trieben. Von diesem Schlag konnte sich die Branche nicht erholen. Nach Angaben des deutschen Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) sind bereits vor dem Aus des CS Euroreal sieben Immobilienfonds mit einem Fondsvermögen von fast 16 Milliarden Euro in der Auflösung. Sechs weitere sind weiter eingefroren, nachdem zu viele Anleger gleichzeitig Anteile verkauft hatten, um an Geld zu kommen.

Klarheit, auf welche Produkte die Anleger vertrauen können
Dennoch hat die Mehrheit der Immobilienfonds mit zusammen mehr als 70 Prozent des Volumens die jüngsten Krisen problemlos überstanden. Und mit der Entscheidung beim Riesen CS Euroreal herrscht aus Sicht des Rating-Unternehmens Scope nun Klarheit, auf welche Produkte die Anleger vertrauen können. Damit habe die Branche eine historische Chance zum Neubeginn. Die wichtigsten verbliebenen Anbieter sind Union Investment, Deka, Commerzbank und REEFF – eine Tochter der Deutschen Bank. Allein die drei Offenen Immobilienfonds für Privatanleger der Deka-Gruppe verzeichneten in den ersten vier Monaten 2012 Nettozuflüsse von insgesamt rund 660 Millionen Euro. (awp/mc/ps)

 

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