Zürich – Die Credit Suisse hat den Markt mit ihrem Quartalsergebnis enttäuscht. Ein Sonderfaktor, verschiedene zusätzliche Kosten sowie ungünstige Devisenkurse machten den Grossbank einen Strich durch die Rechnung. Am Donnerstag sackte der Aktienkurs um fast 6 Prozent auf unter 9 Franken ab.
Der Reingewinn brach im Sommerquartal im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent auf 546 Millionen Franken ein. Ein Hauptgrund war die starke Vorjahresbasis: Im dritten Quartal 2019 hatte der Verkauf der Fondsplattform Investlab an Allfunds einen hohen Extragewinn in die Kassen gespült.
Hinzu kamen diverse ausserordentliche Kosten: So gab es etwa weitere Rückstellungen für Kreditrisiken und Rechtsfälle. Mittlerweile summieren sich die Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle seit Ausbruch der Coronakrise auf fast 1 Milliarde Franken.
Weil die Credit Suisse den Rechnungslegungsstandard US-GAAP anwende, seien die Annahmen besonders konservativ, hiess es. Allenfalls komme es womöglich niemals zu den Ausfällen – je nach Verlauf der Pandemie, sagte Finanzchef David Mathers am Donnerstag an einer Telefonkonferenz.
Konzernumbau kostet
Ausserdem belastet die laufende Restrukturierung der Gruppe das Ergebnis. Ende Juli und Ende August hatte die Bank einen Konzernumbau sowie verschiedene Strategieanpassungen angekündigt. Unter anderem wurden etwa wieder alle Investment-Banking-Aktivitäten in eine Einheit zusammengelegt.
Nicht zu vernachlässigen ist auch der Nachteil, den die Bank in diesem Quartal mit ihrer Berichtswährung hatte. Den mit Abstand grössten Teil der Erträge erwirtschaftet sie in US-Dollar, der im dritten Quartal deutlich an Wert verlor. Diesen negativen Effekt hat etwa die UBS nicht, seitdem die grösste Schweizer Bank ihre Zahlen neuerdings in Dollar ausweist.
Eine Umstellung hatte auch die CS in der Vergangenheit geprüft. Man habe sich aber dagegen entschieden, sagte Mathers. Unter dem Strich sei man eben ein Schweizer Unternehmen an der Schweizer Börse. Der Aktienkurs sei in Franken, und die Dividenden müssten in Franken gezahlt werden.
Damit entfernte sich die Eigenkapitalrendite, an der die Bank ihre Profitabilität misst, im dritten Quartal weit von der mittelfristigen Zielbandbreite. Mit dem Ergebnis wurden auch die bereits vorsichtigen Marktprognosen verfehlt.
Unsicherer Ausblick
Versöhnen konnte die Investoren auch nicht der solide Netto-Neugeldzufluss in der Vermögensverwaltung oder aber die Ankündigung, im Januar wieder mit Aktienrückkäufen zu beginnen. Manch einer hatte vielleicht auf eine Wiederaufnahme bereits im vierten Quartal gehofft.
Mit der Kapitalrückführung bleibt die CS im laufenden Jahr weit hinter ihren eigenen Zielen zurück. Eigentlich sollen über Dividenden und Aktienrückkäufe jeweils 50 Prozent des Reingewinns ausgeschüttet werden. 2020 werden es wohl höchstens 30 Prozent.
Auch der Blick in die Zukunft fällt vorsichtig aus – nicht verwunderlich, angesichts der Entwicklung der Coronalage mit wieder rasant steigenden Infektionszahlen in vielen Ländern. Man beobachte die aktuelle Situation genau, sagte Konzernchef Thomas Gottstein. Bisher sei er zwar zufrieden mit dem Start in das vierte Quartal. Der CEO verwies aber auch auf die hohe Volatilität an den Märkten und die Unsicherheit wegen Corona und den anstehenden US-Wahlen.
Wer wird neuer Präsident?
Erneute Gelegenheit zum Zuversicht schüren, hat das Top-Management dann wieder Mitte Dezember, wenn es zu einem virtuellen Investorentag lädt. Dieser wird angesichts der Hürden durch die Pandemie aber wohl deutlich kleiner und kürzer ausfallen.
Nach den jüngsten Ankündigungen dürfte aber auch kein Strategie-Update oder eine Anpassung der Ziele zu erwarten sein – wie es in den vergangen Jahren an diesem Anlass oft der Fall war. Spannend wird 2020 aber noch, wie es in Sachen Präsidentensuche weitergehen wird. Ein Nachfolger für den scheidenden Verwaltungsratspräsident Urs Rohner soll noch vor Jahresende verkündet werden.
Derweil nominierte die Bank am Donnerstag zwei neue Verwaltungsräte. Die Britinnen Clare Brady und Blythe Masters sollen an der Generalversammlung im April 2021 ins Gremium gewählt werden – was neues Futter für Spekulationen bietet, wer zum Handkuss kommt. (awp/mc/ps)