Credit Suisse: Premiere und Derniere an spezieller Generalversammlung

Urs Rohner

CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner. (Foto: CS)

Zürich – Die diesjährige Generalversammlung der Credit Suisse ist in vielerlei Hinsicht aussergewöhnlich gewesen. Zum einen musste sie ohne Anwesenheit der Aktionäre stattfinden und dauerte lediglich eine Stunde. Zum anderen war es die erste für den neuen Bankchef Thomas Gottstein und zugleich die letzte von Präsident Urs Rohner. Alle Anträge des Verwaltungsrats wurden derweil angenommen.

Der Anlass fand am Donnerstag wegen des Coronavirus nicht wie üblich im Zürcher Hallenstadion statt, sondern in einem Konferenzzentrum der Grossbank in Horgen bei Zürich. Die Aktionäre mussten sich deswegen alle durch einen Stimmrechtsvertreter vertreten lassen, wobei sich die Grossaktionäre der zweitgrössten Schweizer Bank üblicherweise sowieso vertreten lassen. Zu ihnen gehören etwa die Qatar Holding, die Olayan Group, Harris Associates, Blackrock oder der Norwegische Staatsfonds.

Insgesamt waren mit 1,65 Milliarden rund 65 Prozent der Aktienstimmen vertreten.

Beschattungsaffäre hinterlässt Spuren bei Rohner
Die Aktionäre und Aktionärinnen segneten unter anderem den Vergütungsbericht 2019 konsultativ ab und erteilten der Konzernspitze Entlastung. Diese Punkte waren umstritten, hatten doch der US-Stimmrechtsberater Glass Lewis sowie der Westschweizer Aktionärsvertreter Ethos die entsprechende Traktanden zur Ablehnung empfohlen. Von Ethos hiess es etwa, im Zuge der Beschattungsaffäre sei es zu schwerwiegenden Führungsmängeln gekommen.

Des Weiteren wurde auch die – wegen der Coronakrise auf Druck der Finma – gegenüber dem ursprünglichen Antrag halbierte Dividende von 0,1388 Franken je Aktie genehmigt. Die zweite Hälfte sollen die Aktionäre erst im vierten Quartal erhalten. «Eine umfassendere Auswertung des Ausmasses der wirtschaftlichen Folgen dieser Krise wird hoffentlich im weiteren Jahresverlauf möglich», sagte Verwaltungsratspräsident Rohner. Dann könne man an einer ausserordentliche Generalversammlung im Herbst über die Auszahlung des zweiten Teils entscheiden.

Derweil wurden am Donnerstag alle bisherigen Verwaltungsräte mit grosser Mehrheit (jeweils über 90 Prozent) für ein weiteres Jahr im Amt bestätigt. Einzige Ausnahme war dabei Rohner selbst, der zwar auch wiedergewählt wurde – dies allerdings mit lediglich 77,5 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 93,2 Prozent gewesen.

Präsidentensuche kommt gut voran
Der Schweizer tritt im kommenden Jahr nach zwölf Jahren im Verwaltungsrat und zehn Jahren als Präsident nicht mehr zur Wiederwahl an. Die Suche nach einem Nachfolger für ihn sei «gut unterwegs» und komme «planmässig» voran, sagte Rohner.

Mit Blick auf die Coronakrise sagte er zudem: Die Pandemie sei eine grosse Bewährungsprobe für die Credit Suisse und den Schweizer Finanzplatz. Die getroffenen Massnahmen seien für den Schutz des Gesundheitssystems zwar unvermeidlich. Sie könnten aber in der Schweiz und weltweit länger anhaltenden Schaden an den Marktstrukturen verursachen.

Die Bank begrüsse daher eine pragmatische aber zügige Öffnung des Regimes, um die wirtschaftlichen Folgen so gut wie möglich zu begrenzen.

Aktienkurs «nicht zufriedenstellend»
Während es für Rohner ein Abschied war, war es für Gottstein vor den Aktionären der Einstand als CEO. «Es ist mir eine besondere Ehre, seit dem 14. Februar 2020 das Amt des Group Chief Executive Officers ausüben zu dürfen», sagte dieser. Er arbeite seit 21 Jahren bei der Credit Suisse und habe die Bank in dieser Zeit in all ihren Facetten kennengelernt und mit ihr Höhen und Tiefen durchschritten.

Ihm sei bewusst, dass die Bank in den vergangenen Monaten für die Aktionäre nicht immer nur Anlass zur Freude war. Der Ruf habe insbesondere in den Wintermonaten gelitten, und auch der Aktienkurs sei «für uns alle nicht zufriedenstellend». Seine oberste Priorität sei es, nachhaltigen Wert für die Investoren und die weiteren «Anspruchsgruppen» zu schaffen, sagte Gottstein.

Der Aktienkurs der Credit Suisse war im Zuge der Marktverwerfungen wegen der Corona-Pandemie auf bis zu 6,18 Franken gefallen, hat sich zeitweise aber wieder auf über 9 Franken erholt. So konnte die Aktie etwa auch nach der Publikation der Ergebnisse zum ersten Quartal vor einer Woche klar zulegen. (awp/mc/pg)

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