Zürich – Die Credit Suisse schliesst das von Pannen und Fehlern geprägte Jahr 2021 tief in den roten Zahlen ab. Im Schlussquartal belastete eine milliardenschwere Wertberichtigung für eine vor mehr als 20 Jahren gekaufte US-Investmentbank das Resultat noch einmal stark. Das Jahr 2022 sieht die Grossbank nun als «Übergangsjahr» im Zeichen des Umbaus.
Unter dem Strich resultierte für die zweitgrösste Schweizer Bank im vergangenen Geschäftsjahr ein Reinverlust von 1,57 Milliarden Franken, wie die CS am Donnerstag mitteilte. Mit dem massiven Minus im vierten Quartal hat die Bank zwei der vier Quartale 2021 mit Verlusten beendet. Im ersten Quartal war sie wegen des Zusammenbruchs des US-Hedgefonds Archegos in die rote Zahlen geschlittert.
Im Schlussquartal nahm die CS nun eine Wertberichtigung über 1,6 Milliarden Franken auf den Goodwill der im Jahr 2000 übernommenen US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette vor. Notwendig geworden sei dies wegen der deutlichen Verkleinerung der Investment Bank im Rahmen des CS-Strategieumbaus, sagte Finanzchef David Mathers an der Bilanzmedienkonferenz.
Pannen und Verluste
Für die Credit Suisse dürfte das Jahr 2021 damit definitiv als ein «annus horribilis» in die Firmengeschichte eingehen. Im ersten Quartal musste die Grossbank zunächst die Liquidation der «Greensill»-Fonds mit hohen potenziellen Verlusten für die Fondsinvestoren vermelden. Nur Wochen später erlitt sie Milliardenverluste wegen Archegos. Im Jahresverlauf folgten hohe Strafzahlungen in Verbindung mit Krediten an Mosambik und zuletzt belasteten die Quarantäne-Verstösse des in der Folge zurückgetretenen CS-Präsidenten António Horta-Osório.
CEO Thomas Gottstein bezeichnete 2021 vor den Medien denn auch als ein «sehr herausforderndes Jahr». Insgesamt habe die Credit Suisse aber auch «solide zugrundeliegende Ergebnisse» erzielt – etwa mit guten Resultaten in der Schweiz sowie in Asien, sagte er. Tatsächlich war das Marktumfeld für die Bankbranche 2021 günstig – die Konkurrentin UBS etwa erzielte ihr bestes Jahresergebnis seit 15 Jahren.
Verlangsamung im Schlussquartal
Im letzten Quartal des Jahres verzeichnete die Credit Suisse allerdings eine deutliche Verlangsamung bei den Erträgen. Zurückzuführen war dies nicht zuletzt auf klar rückläufige Aktivitäten der CS-Kunden vor allem im asiatischen Raum. Auch die Neugeldzuflüsse bildeten sich zurück, in Asien kam es gar zu Abflüssen.
Gleichzeitig habe die CS wegen ihrer Neuausrichtung auch den Risikoappetit deutlich gezügelt und die Aktivitäten in der Investment Bank stark zurückgefahren, betonte CEO Gottstein. Die Grossbank sei wegen ihres strategischen Umbaus zudem stark mit sich selbst beschäftigt gewesen, räumte er ein.
Den schwachen Geschäftsverlauf bekommen auch die Mitarbeitenden zu spüren. Gegenüber dem Vorjahr ist der Bonuspool für die CS-Angestellten um rund einen Drittel verkleinert worden. Die gut bezahlten Mitarbeitenden auf Stufe «Managing Directors» und «Directors» seien davon überdurchschnittlich betroffen, versicherte Finanzchef Mathers.
Belastungen auch 2022
2022 sieht die CS nun als ein «Jahr des Übergangs» an. Restrukturierungskosten wie auch ein höherer Vergütungsaufwand dürften die Ergebnisse im neuen Geschäftsjahr beeinträchtigen, hiess es. Positive Auswirkungen der neuen Unternehmensstrategie dürften zum grossen Teil dagegen wohl erst ab 2023 zum Tragen kommen.
Am Aktienmarkt wurde die Zahlenvorlage am Donnerstag äusserst negativ aufgenommen: Die CS-Aktien sackten am Donnerstag um 6,6 Prozent ab. Analysten zeigten sich vor allem vom klaren Ertragsrückgang negativ überrascht. Auch der Blick auf das neue Geschäftsjahr stimmte die Investoren aufgrund des sich verschlechternden Marktumfelds wenig zuversichtlich. (awp/mc/ps)