Zürich – Die Grossbank Credit Suisse hat im ersten Geschäftsjahr unter ihrem neuen Konzernchef Thomas Gottstein einen rückläufigen Gewinn ausgewiesen. Belastet wurden die Ergebnisse durch umfangreiche Kreditrückstellungen aufgrund der Coronakrise sowie durch die Bereinigung von Altlasten aus der Finanzkrise.
Wegen hoher Rückstellungen rund um das Geschäft mit US-Wohnbauhypotheken sowie wegen einer Wertberichtigung auf der CS-Beteiligung am US-Hedgefonds York Capital rutschte die CS im Schlussquartal sogar noch deutlich in die roten Zahlen, wie sie am Donnerstag mitteilte. Profitieren konnte die Grossbank im Gegenzug von höheren Bewertungen ihrer Beteiligungen an der Börsenbetreiberin SIX und an der Fonds-Gesellschaft Allfunds.
Unter dem Strich resultierte für das Jahr 2020 ein um 22 Prozent tieferer Reingewinn von 2,7 Milliarden Franken. Aufgrund der Coronakrise bildete die Grossbank im vergangenen Jahr Rückstellungen für Kreditrisiken in Höhe von insgesamt 1,1 Milliarden Franken – im Jahr davor waren es noch gerade 324 Millionen gewesen.
Die CS-Aktionäre erhalten trotz dem Gewinnrückgang eine um gut 5 Prozent höhere Dividende von 0,2926 Franken pro Aktie.
Frankenstärke belastete
Im Vermögensverwaltungsgeschäft konnte die CS zwar von gestiegenen Transaktionen der Kunden in den volatilen Pandemiezeiten profitieren. Allerdings belasteten ein rückläufiges Zinsengeschäft sowie die Erstarkung des Frankens das Ergebnis. Nur gerade ein Viertel der Erträge der CS fielen in Franken an, der Rest in ausländischen Währungen, betonte CEO Gottstein an einer Medienkonferenz.
Die verwalteten Vermögen waren mit gut 1,5 Billionen Franken praktisch unverändert – der Neugeldzufluss von und die positiven Marktentwicklungen seien durch die negativen Fremdwährungseffekte kompensiert worden, hiess es.
Wachstum beschleunigen
Im laufenden Jahr will die Bank nun ihr Wachstum durch Investitionen von 300 bis 600 Millionen Franken weiter beschleunigen: Fliessen sollen die Mittel sowohl in die Vermögensverwaltung wie auch in die Investmentbank. Gottstein bekräftigte vor den Medien auch die mittelfristigen Ambitionen der Bank für das Wachstum im Vermögensverwaltungsgeschäft bis 2023.
Die im vergangenen Sommer angekündigten Kostenmassnahmen sieht die Bank auf gutem Weg. Im laufenden Jahr 2021 sollen diese nun Einsparungen von 250 bis 300 Millionen Franken bringen. Ab 2022 erwarte er die vollen Einsparungen von 400 bis 450 Millionen Franken, sagte Gottstein.
NAB integriert
Fortgeschritten ist dabei offenbar auch die Integration der Neuen Aargauer Bank (NAB) in die CS sowie die Verkleinerung des Filialnetzes in der Schweiz um über ein Viertel. Mit etwas über 100 Filialen habe die CS nun den «richtigen Fussabdruck» in der Schweiz, sagte der CEO. Der im August angekündigte Abbau von bis zu 500 Arbeitsplätzen ist derweil aufgrund der Kündigungsfristen noch nicht abgeschlossen.
Ein positives Fazit zog Gottstein zu der im Herbst lancierten neuen «Digitalbank» CSX. Diese verzeichne «jede Woche mehrere hundert neue Kunden». Mittlerweile sei die Zahl der neuen CSX-Kunden fünfstellig. Mit dem Angebot spreche die Bank gezielt auch junge Kundinnen und Kunden an.
Guter Jahresstart
Ins Jahr 2021 ist die Bank offenbar gut gestartet. «Wir haben den stärksten Januar seit rund einem Jahrzehnt erlebt», sagte Finanzchef David Mathers. Der Vorsteuergewinn sei in allen Divisionen gestiegen.
Wenig begeistert zeigten sich am Donnerstag derweil die Anleger von den Geschäftsergebnissen: Die CS-Aktie büsste 3,2 Prozent ein. (awp/mc/ps)