Zürich – Die Credit Suisse will im schwierigen Marktumfeld mit einem nachhaltigen Wachstum des Vermögensverwaltungsgeschäfts sowie mit Kosteneinsparungen aus ihrem Tief herausfinden. Die Verantwortlichen der Grossbank betonten an einem Investorenanlass bereits erreichte Fortschritte, boten allerdings keine Überraschungen.
Das Potenzial der Vermögensverwaltungsgeschäfts als klarem Kerngeschäft bleibe hoch, betonte Francesco De Ferrari, Leiter der per Anfang Jahr neu formierten Vermögensverwaltungssparte, an dem mit einiger Spannung erwarteten «Investor Deep Dive» vom Dienstag in London. Ihre Initiativen der vergangenen Monate beleuchteten auch die operative Leiterin sowie die Leiter der Divisionen Risiko und Compliance, die nach den jüngsten Grosspannen gestärkt wurde.
In der Vermögensverwaltung konzentriere sich die Credit Suisse bei ihren Investitionen auf die als prioritär identifizierten Märkte, sagte De Ferrari. Seit seinem Amtsantritt habe er auch sehr viel Unterstützung von Kundenseite gespürt – dies gerade von Seiten der sehr reichen sogenannten UHNW-Klienten (Ultra High Net Worth), bei denen er die Credit Suisse sehr gut positioniert sieht.
Rückenwind erhofft
Allerdings war die unter der neuen CS-Strategie vergrösserte Vermögensverwaltungsdivision schwach ins 2022 gestartet: die Kapitalrendite lag mit 9 Prozent weit entfernt von den bis 2024 angestrebten 18 Prozent. Zu schaffen machten der CS eine reduzierte Aktivität der Kunden in Asien und das weiterhin niedrige Zinsumfeld, aber auch die «proaktiven» Massnahmen der Bank zum Risikoabbau.
Rückenwind für das Vermögensverwaltungsgeschäft werde in den kommenden Jahren auch der Anstieg der Zinsniveaus bieten, sagte De Ferrari: Dieser dürfte bis 2024 für eine Erhöhung der Zinserträge um mehr als 800 Millionen sorgen. Die Frage sei zudem, wann sich das generelle Finanzmarktumfeld wieder verbessern werde: «Die Märkte werden ja nicht so bleiben.»
Kostenbasis verringern
Auf der Kostenseite bekräftigte «Chief Technology & Operations Officer» (CTOO) Joanne Hannaford das Ziel, im laufenden und im kommenden Jahr die Kostenbasis um je 200 Millionen Franken zu verringern. Zudem gebe es Potenzial für weitere Kosteneinsparungen über weitere 400 Millionen Franken in der mittleren Frist.
Mit einem stärker zentralisierten Geschäftsmodell wolle die Bank Kosten sparen sowie schlanker und agiler arbeiten, sagte Hannaford. Die Bank wolle zudem die digitale Transformation weiter vorantreiben. Dabei ist auch die Zusammenarbeit mit Anbietern von Cloud-Diensten wie Microsoft ein Thema, wie die ebenfalls seit Anfang Jahr amtierende CTOO sagte.
Risikokultur
Umgebaut werden nach den Debakeln mit dem Hedgefonds Archegos und den Greensill-Fonds auch die Bereiche Risiko und Compliance. Ein Fokus bleibt laut Risikochef David Wildermuth dabei auf der Risikokultur der Grossbank, wo weiterhin das Motto «Jeder ist ein Risikomanager» gilt. Einen verbesserten Umgangston mit den Regulatoren erkannte auch «Chief Compliance Officer» Rafael Lopez Lorenzo.
Die Credit Suisse steckt seit längerer Zeit in der Krise. Im vergangenen Jahr war sie von den Debakeln um den milliardenteuren Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Liquidierung der Greensill-Fonds schwer erschüttert worden und hatte das Jahr tief in den roten Zahlen abgeschlossen.
Investoren positiv
Auch der Start ins Jahr 2022 ist der Credit Suisse missglückt. Nach einem Verlust von 273 Millionen Franken im ersten Quartal hat sie nun bereits auch angekündigt im zweiten Quartal einen Reinverlust schreiben, dies vor allem wegen einer schlechten Performance der Investment Bank.
Trotz dem Ausbleiben von Überraschungen kamen die Präsentationen bei den Investoren offenbar gut an. Beobachter lobten die Initiativen der Bank gerade in den Bereichen Risiko und Compliance – sie müsse diese aber weiterhin auch umsetzen. Am Aktienmarkt konnte die CS-Aktie an einem etwas schwächeren Gesamtmarkt bis am Dienstagmittag um 0,9 Prozent auf 5,79 Fr. zulegen. (awp/mc/ps)