Genf – Die mittlerweile zur UBS gehörende Credit Suisse sieht sich auch in der Schweiz mit einer hohen Schadenersatzklage durch den georgischen Milliardär und ehemaligen Premierminister Bidsina Iwanischwili konfrontiert. Nachdem ihm Gerichte in den Bermudas und in Singapur bereits hohe Summen zugesprochen haben, macht Iwanischwili offenbar auch an einem Genfer Zivilgericht Entschädigungen über weitere 200 Millionen Franken geltend.
Begründet wird die Klage des früheren CS-Kunden mit dem Vorwurf von «unzähligen Vertrags- und Rechtverletzungen», wie das Westschweizer Online-Portal «Gotham City» schreibt. Ans Licht gekommen ist die Zivilklage, weil sich der Milliardär gegen eine hohe Sicherheitshinterlegung in Höhe von 1,1 Millionen Franken gewehrt hat, wie einem Gerichtsdokument zu entnehmen, das der Nachrichtenagentur AWP in anonymisierter Form vorliegt.
Hunderte Millionen Dollar an Schadenersatz
Iwanischwili hatte 2022 von einem Gericht in den Bermudas Schadenersatzzahlungen von gut 600 Millionen Dollar zugesprochen erhalten. Im vergangenen Jahr verurteilte ein Gericht in Singapur die Credit Suisse zudem zu Zahlungen von 743 Millionen Dollar an Iwanischwili. Allerdings gibt es bei den Zahlungen Überlappungen, die sich laut früheren Angaben auf mehr als 300 Millionen Dollar belaufen sollen.
CS-Berater Lescaudron zweigte dreistellige Millionenbeträge ab
Der Milliardär war Kunde des betrügerischen Genfer CS-Beraters Patrice Lescaudron und hatte hohe Summen seines Vermögens über die CS investiert. Lescaudron hatte spätestens ab 2011 reichen Kunden dreistellige Millionenbeträge aus dem vom ihm betreuten Vermögen abgezweigt – darunter von Iwanischwili.
Ein UBS-Sprecher wollte die Berichte am Freitag gegenüber der AWP nicht kommentieren. In ihrem jüngsten Quartalsbericht schreibt die Grossbank, dass im Zusammenhang mit früheren Lescaudron-Kunden Zivilklagen «in der Schweiz und in anderen Ländern» hängig seien.
Patrice Lescaudron war 2015 bei der Credit Suisse fristlos entlassen worden. 2018 wurde er in einem Strafverfahren in Genf zu fünf Jahren Gefängnis und zu einer Zahlung von 130 Millionen US-Dollar verurteilt. Im Sommer 2020 nahm er sich das Leben. (awp/mc/pg)