Zürich – Die Swiss Life ist wegen ihres grenzüberschreitenden Geschäfts mit US-Kunden ins Visier der amerikanischen Justizbehörde geraten. Dabei handelt es sich um komplexe Lebensversicherungen, sogenannte Insurance Wrapper, die an wohlhabende Kunden verkauft wurden. Insurance Wrapper stehen im Verdacht, zur Umgehung von Steuerpflichten missbraucht worden zu sein. Analysten rechnen nicht mit einer allzu hohen Busse, dennoch verlieren Swiss Life an der Börse deutlich an Wert.
Das Department of Justice (DoJ) habe Swiss Life betreffend des Crossborder-Geschäfts kontaktiert, teilte der Lebensversicherer am Donnerstag mit. Es sei allerdings erst die Kontaktaufnahme erfolgt, der Dialog mit dem DoJ beginne erst jetzt, ergänzte ein Sprecher der Swiss Life im Gespräch mit AWP. Die Swiss Life werde nun die Möglichkeit zum Dialog nutzen, um in Kooperation mit dem Justizministerium ihr Crossborder-Geschäft aus der Vergangenheit darzulegen.
Verdacht bestätigt sich
Die Swiss Life betreibt das Geschäft mit vermögenden Kunden (PPLI) seit der Übernahme von Capital Leben im Jahr 2005 weltweit. Das Portfolio mit US-Kunden bei Swiss Life Liechtenstein und Swiss Life Singapur umfasse heute insgesamt rund 250 Mio CHF, heisst es dazu. Sämtliche Versicherungsverträge seien gemäss der US-FATCA-Gesetzgebung erfasst und gemeldet worden.
In der Vergangenheit belief sich das US-Portfolio auf maximal rund 1 Mrd CHF. Seit 2009 muss jeder US-Kunde gegenüber der Swiss Life die Herkunft dieser Gelder nachweisen. Swiss Life bietet das PPLI-Geschäft den US-Kunden seit 2012 nicht mehr an.
Nach den Banken geraten nun also Versicherungen in Sachen Steuerdelikte ins Visier des US-Fiskus. Die Insurance Wrapper – auch die der Swiss Life – stehen seit längerem im Verdacht, dass sie möglicherweise für Steuerdelikte missbraucht werden. Mit Wrappern werden Vermögenswerte mit Versicherungspolicen «umhüllt». Vor rund drei Jahren hatte das «Wall Street Journal» berichtet, dass die US-Behörden ein kritisches Auge auf das Wrapper-Geschäft der Swiss Life geworfen hätten. Die Swiss Life sei von Analysten und Medien seither laufend nach dem Stand der Dinge und den Risiken gefragt worden, so der Sprecher. Doch von den US-Behörden war die Gruppe bis anhin noch nicht kontaktiert worden. Angaben dazu, ob und in welcher Höhe eine allfällige Busse für die Swiss Life erfolgen könnte, werden von Seiten des Lebensversicherers keine gemacht.
Aktie unter Druck – Analysten bleiben gelassen
Die Aktien von Swiss Life büssten bis Börsenschluss 1,4% auf 338,50 CHF ein. Allerdings liefen die Titel in den vergangenen Monaten gut, seit Jahresbeginn resultiert somit immer noch ein Plus von gut 17%.
Der Markt sei sich den Risiken, die das PPLI-Geschäft für die Swiss Life beinhalte, bewusst, heisst es in einem Kommentar von BaaderHelvea. Die Angelegenheit sei vom Management mit Analysten in der Vergangenheit vielfach diskutiert worden. Auch in einem «Worst Case»-Szenario dürfte die finanzielle Belastung für die Swiss Life aus dieser Rechtsangelegenheit begrenzt sein.
Gemäss ZKB-Analyst Georg Marti dürften mögliche Bussen, die auf Swiss Life zukommen, aus heutiger Sicht gering und gut tragbar sein. Werden zum Vergleich die Bussen herangezogen, die Banken für ihre betroffenen US-Vermögenswerte bisher bezahlt haben, so sei maximal mit einem etwa mittleren zweistelligen Millionenbetrag zu rechnen.
Ähnlich gelassen zeigt man sich auch bei der Bank Vontobel. Er wäre sehr überrascht, wenn sich eine grössere Busszahlung ergäbe, so Stefan Schürmann. Im schlimmsten Fall hält er eine Bussenzahlung von deutlich unter 100 Mio CHF für möglich. Was ihn überrasche, sei der Zeitpunkt dieses «Dialogs» mit dem US-Justizministerium. Sollte es hier tatsächlich zu einer Busse kommen, so dürfte dies seiner Meinung nach frühestens 2018 erfolgen. (awp/mc/upd/pg)