Frankfurt am Main – Angesichts von Gerüchten zu seiner Nachfolge hat Deutsche-Bank-Chef John Cryan beteuert, an der Spitze von Deutschlands grösstem Geldhaus zu bleiben. «Ich möchte Ihnen daher versichern, dass ich mich weiterhin mit all meiner Kraft für die Bank einsetze und gemeinsam mit Ihnen den Weg weiter gehen möchte, den wir vor rund drei Jahren angetreten haben», erklärte Cryan in einer am Mittwochabend veröffentlichten Mitteilung an die Mitarbeiter.
Derzeit werde viel über die Zahlen der Bank diskutiert, die noch nicht da seien, «wo wir alle sie uns wünschen», erklärte Cryan weiter. Er wandte sich auch gegen Berichte, wonach es zwischen ihm und Aufsichtsratschef Paul Achleitner Differenzen über den Kurs gebe. «Wir müssen uns weiter darauf konzentrieren, unsere mit dem Aufsichtsrat abgestimmte Strategie umzusetzen. Hier gibt es keinen Dissens», schrieb der Brite, der einen Vertrag bis 2020 hat.
«Gut auf Kurs»
Die Bank liege «gut auf Kurs», müsse erzielte Fortschritte aber besser zur Schau stellen. Auch werde es in den nächsten Monaten gute Nachrichten zur Integration der Postbank in das Privat- und Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank geben, deutete Cryan an.
Jüngst waren Gerüchte hochgekocht, dass die Bank angesichts von drei Verlustjahren nacheinander bereits einen Nachfolger für Cryan suche. So hatte die britische Zeitung «Times» berichtet, der Europachef der US-Bank Goldman Sachs , Richard Gnodde, sei angesprochen worden, habe aber abgelehnt. Auch weitere Kandidaten seien erwogen worden.
Künftig wieder mehr Fokus auf Wachstum
In der Mitteilung betonte Cryan auch, er werde weiter an der Sanierung der Bank arbeiten, aber nach baldigen Fortschritten werde «künftig wieder mehr Fokus auf Wachstum liegen». Investoren hatten Cryan oft vorgeworfen, er sei zwar ein Kostensparer, habe aber keine Vision, wie die Deutsche Bank wieder Geld verdienen könne.
Mitten in der Führungsdiskussion schaut sich das Institut nach Bloomberg-Informationen zudem ihr zuletzt schwach gelaufenes Kapitalmarktgeschäft an. Die Überprüfung könne zu weiteren Einschnitten führen, schrieb die Nachrichtenagentur am Mittwoch unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Das sogenannte «Project Colombo» könne binnen Wochen abgeschlossen werden, hiess es. Dann werde entschieden, in welchen Bereichen es Einschnitte gebe und in welchen investiert werde. Die Deutsche Bank kommentierte den Bericht nicht.
Die Unsicherheit über die Entwicklung bei dem Institut spiegelt sich auch im Aktienkurs wider: Allein seit Jahresbeginn hat das Papier nun schon 30 Prozent an Wert verloren. Am Mittwoch ging es ebenfalls abwärts. (awp/mc/pg)