Zürich – Die Aktien der Credit Suisse haben auch am Mittwoch keinen Boden gefunden. Nachdem die Titel der angeschlagenen Grossbank zur Eröffnung noch im Plus notiert hatten, sackten sie im Handelsverlauf wieder deutlich ab marktierten neue Tiefstwerte. Derweil haben die Credit Default Swaps (CDS), also die Absicherungen gegen einen Zahlungsausfall der Grossbank, am Mittwoch neue Höchstwerte markiert.
Die CS-Aktien notieren zum Börsenschluss 2,8 Prozent im Minus bei 2,82 Franken. Im Gegenzug ging es auch mit den Kursen der Bezugsrechte für neue CS-Aktien abwärts.
Seit zwei Wochen im Abwärtstrend
Die Aktien befinden sich seit rund zwei Wochen in einem anhaltenden Abwärtstrend – Mitte November hatten die Titel noch bei über vier Franken notiert. Beschleunigt hatte sich die Abwärtsbewegung am Mittwoch vergangener Woche, als die CS einen neuen Milliardenverlust für das vierte Quartal sowie hohe Abflüsse von Kundengeldern angekündigt hatte.
Die Abflüsse liessen am Markt Befürchtungen über eine sich verschlechternde Ertragskraft der Bank aufkommen. Aber auch die damals vermeldete Verschlechterung der Liquiditätskennzahlen hätten die Anleger offensichtlich beunruhigt, meinte ein Marktbeobachter – auch wenn die «Liquidity Coverage Ratio» (LCR) auch weiterhin über der Marke von 100 Prozent und damit auch über den Vorgaben der Aufsichtsbehörden gelegen habe.
Der Preis für den die Absicherung gegen einen Zahlungsausfall über fünf Jahre ist nun gemäss Daten von Reuters am Mittwoch auf neue Höchstwerte bei 409 Basispunkten geklettert, nachdem er am Dienstag bei 407 Punkten geschlossen hatten. Auf ähnlich hohen Niveaus hatten die Absicherungen gegen einen Zahlungsausfall der Credit Suisse bereits Anfang Oktober notiert, als Gerüchte um einen Zusammenbruch der Grossbank in sozialen Medien die Runde gemacht hatten. Anfang Jahr hatte der CDS-Preis noch bei 57 Basispunkten gelegen.
UBS will Credit Suisse nicht aktiv Kunden abwerben
Die Grossbank UBS will ihrer angeschlagenen Konkurrentin Credit Suisse nicht aktiv Kunden abwerben. «Wir wollen nicht aktiv auf ihre Kosten profitieren», sagte UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher am Mittwoch an einer Konferenz. Die Credit Suisse sei ein «würdiger Konkurrent», der gerade eine Krise durchlaufe, sagte Kelleher am Mittwoch in London an einer Bankenkonferenz der «Financial Times», wie das Wirtschaftsmedium online berichtete. Allerdings lebe man in einer Welt, wo Kunden ihre Gelder bewegen würden: «Wenn wir von Kunden proaktiv kontaktiert werden, lassen wir ihre Gelder zu uns kommen, ansonsten gehen sie zu unseren US-Konkurrenten», so der UBS-Präsident.
Thiam verteidigt Leistungsausweis
Der frühere CS-CEO Tidjane Thiam verteidigte derweil an der «Financial Times»-Konferenz seinen Leistungsausweis bei der Credit Suisse im Hinblick auf die Debakel bei der Grossbank, die auf seinen Abgang gefolgt waren. «Ich war sehr streng und ich bin stolz darauf, dass nichts davon unter meiner Aufsicht geschehen ist», erklärte er. Er selbst habe bereits 2016, in seinem zweiten Amtsjahr, zu einem «kulturellen Wandel» in der Bank aufgerufen, erklärte er. Kulturelle Angelegenheiten könnten nicht über Nacht gelöst werden. Zudem hätten einige Teile der deutschsprachigen Presse in Zürich eine «sehr toxische und wirksame Kampagne» gegen ihn gefahren.
Tidjane Thiam hatte die Führung der Credit Suisse 2015 vom US-Amerikaner Brady Dougan übernommen. Er musste im Februar 2020 zurücktreten und das Amt an Thomas Gottstein abgeben, nachdem ein Skandal um die Beschattung von ehemaligen Topmanagern während Monaten für negative Schlagzeilen gesorgt hatte. (awp/mc/pg)