CS-Aktie setzt Talfahrt auf neues Jahrestief fort
Zürich – Die Talfahrt der Credit Suisse-Aktie setzt sich auch am Freitag fort. Gegen Mittag sind die Titel der Grossbank auf neue Jahrestiefstände abgesackt. Nach den Debakeln um den Hedgefonds Archegos und die Greensill-Fonds sehen Markbeobachter noch viele ungeklärte Fragen und erwarten eine längere Periode der Unsicherheit.
Zum Börsenschluss notierten die CS-Titel 2,3 Prozent im Minus bei 9,80, nachdem sie im Handelsverlauf bei 9,73 Fr. ein neues Jahrestief markiert hatten. Seit Jahresbeginn beträgt das Minus der CS-Aktien nun 14 Prozent, seit dem Jahreshoch von Ende Februar sind die Titel gar um 27 Prozent abgesackt.
Börsenkapitalisierung sinkt um 6 Mrd Franken
Alleine innert zwei Wochen sei die Börsenkapitalisierung um gegen 6 Milliarden Franken geschrumpft, stellt Morgan Stanley-Analystin Magdalena Stoklosa fest. Das sei deutlich mehr als der Verlust von 4,4 Milliarden, den die CS wegen dem Zusammenbruch von Archegos vermelden musste. Den Bewertungsabschlag zur UBS beziffert sie auf rund 30 Prozent. Auch wenn die Titel nun billig aussähen, so dürfte eine Erholung aber noch einige Zeit auf sich warten lassen.
Die Morgan Stanley-Analystin hat am Freitag nach zahlreichen anderen Instituten ihr Rating und Kursziel für die CS-Titel ebenfalls deutlich nach unten angepasst. Allerdings liegt sie mit einem Kursziel von 11 Franken noch immer über dem derzeitigen Kursniveau.
Wie andere Beobachter wünscht sich die Morgan Stanley-Expertin eine baldige Klärung von offenen Fragen. So sei zum einen unklar, ob sich die Verluste wegen Archegos auch in das zweite Quartal hineinziehen würden. Zum anderen erwarte sie auch weitere Informationen zur Abwicklung der «Greensill-Fonds».
Neue Reputationsschäden
Bezüglich der Greensill-Fonds bleibt ungewiss, ob die in den Medien zwischen 1 und 3 Milliarden geschätzten Verluste aus der Auflösung der mit Greensill Capital erstellten «Lieferketten-Finanzierungsfonds» von den Investoren getragen werden. Zuletzt hatten Medien berichtet, dass die CS-Führung keine Absicht habe, ihre Kunden für Verluste zu entschädigen.
Allerdings drohen der Grossbank wohl wegen der Angelegenheit – neben Reputationsschäden – langwierige juristische Auseinandersetzungen. Laut Schätzungen der Analysten von JP Morgan von dieser Woche müsste die CS in den nächsten beiden Jahren im Zusammenhang mit Greensill Prozess-Rückstellungen von bis zu 2 Milliarden Franken bilden.
Klar ist auch, dass die CS-Investment Bank nach den hohen Verlusten und dem Abgang des IB-Chefs Brian Chin neu aufgestellt wird. Auch hier sei sie gespannt auf weitere Einzelheiten, so die Morgan Stanley-Analystin. Am Freitag hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass die Bank für ihre Hedgefund-Kunden die Bedingungen für Finanzierungen inzwischen verschärft habe.
Ungewiss ist des weiteren die Zukunft der Asset Management-Sparte. Diese war nach der Affäre um die Greensill-Fonds Mitte März aus der Vermögensverwaltungs-Einheit herausgelöst und unter die Leitung von Ulrich Körner gestellt worden. Gerüchteweise ist auch ein Verkauf der Einheit nicht ausgeschlossen. (awp/mc/pg)