CS: Brexit dürfte für Volatilität an den Märkten sorgen

CS: Brexit dürfte für Volatilität an den Märkten sorgen
(Foto: Pixabay)

Zürich – Die Briten haben für einen Austritt aus der EU gestimmt. Aus Sicht der Finanzmärkte hat dieses Ergebnis weitreichende Konsequenzen, weil es zeigt, dass die EU-Mitgliedschaft rückgängig gemacht werden kann: Dies dürfte sofort in den Spreads europäischer Staatsanleihen eingepreist werden, heisst es in einem Kommentar der Credit Suisse aus der Feder von Michael Strobaek Global Chief Investment Officer. 

Bei Staatsanleihen schwächerer Länder erwartet die CS höhere Renditen, während die Renditen von den als sichere Häfen geltenden deutschen Bundesanleihen bis in die sehr langen Laufzeitsegmente hinein in negatives Terrain abrutschen könnten. Bei den EUR-Wechselkursen wird aller Wahrscheinlichkeit nach eine politische Risikoprämie mit einfliessen, sodass sich der EUR in der Folge gegenüber anderen Hauptwährungen abwerten könnte. Bei riskanteren Anlagen (Aktien, nachrangigen Bank- und Versicherungsanleihen sowie Hochzinsanleihen) werden Verkaufswellen erwartewt, während «sichere Häfen» (Staatsanleihen von Kernländern; JPY und CHF sowie Gold) vermutlich stark nachgefragt werden.

Politische Risiken steigen
Mit dieser Entscheidung steigen die politischen Risiken in ganz Europa. David Cameron hat bereits seinen Rücktritt als Premierminister angekündigt, und sowohl bei den Konservativen als auch bei der Labour Party ist mit heftigen innerparteilichen Kämpfen zu rechnen. Ausserhalb Grossbritanniens sendet das Ergebnis des britischen Referendums ein Signal an andere europäische Länder, die in Bezug auf die Europäische Union desillusioniert sind. Das wird die Frage aufwerfen, ob als Nächstes andere Länder (z.B. Schweden) ein Referendum fordern werden.

Geldpolitik in Japan und der Schweiz gefordert
In Japan und der Schweiz könnten die geldpolitischen Entscheidungsträger gefordert sein, dem entstehenden Aufwertungsdruck zu begegnen. In Grossbritannien werden das GBP und britische Aktien vermutlich unter Druck geraten, während die Gilt-Renditen noch weiter sinken könnten. Dieser Ausgang des britischen Referendums stellt auch die Schweiz und die Schweizerische Nationalbank (SNB) vor neue  Herausforderungen. Wir rechnen mit zusätzlichen Kapitalströmen in die Schweiz. Um zu verhindern, dass sich dadurch der CHF aufwertet, wird die SNB vermutlich intervenieren, und es ist nicht auszuschliessen, dass sie die Zinsen sogar noch stärker in negatives Terrain senken muss. Gelingt es der SNB, den CHF gegenüber dem EUR auf einem stabilen Niveau zu halten, wird die Schweizer Wirtschaft möglicherweise nicht allzu stark leiden.

Niederigere Renditen erwartet
Allerdings werden sich Anleger und Pensionskassen mit noch niedrigeren Renditen konfrontiert sehen. Schweizer Immobilien dürften profitieren. Bei Aktien dürften sich defensive Sektoren wie Basiskonsumgüter und Pharmazeutika als robust erweisen, wohingegen Banktitel unter Druck geraten könnten. Mit der  Untergewichtung von Aktien sowie einer neutralen Positionierung bei Anleihen und Gold seien die Portfolios vor grösseren Verlusten geschützt, ebenso mit  einer Untergewichtung von Aktien sowie einer neutralen Positionierung bei Anleihen und Gold.

GBP unter Druck
Das britische Pfund müsste empfindliche Abschläge hinnehmen – nicht zuletzt wegen eines zu erwartenden Kapitalabflusse, das auf rund USD 1.25 fallen könnte. Mit Interventionen der Bank of England wäre entsprechend zu rechnen. Im FixedIncome-Universum käme es zu einer Erholung der Staatsanleihen aus Deutschland, den USA, der Schweiz und natürlich Grossbritannien. Europäische Aktien, besonders die von der Peripherie, wären in diesem Szenario wohl die Unterperformer und könnten unserer Einschätzung nach hinter dem FTSE 100 zurückbleiben. Länder wie Schweden, wo sich das Stimmvolk zunehmend euroskeptisch äussert, werden am Markt ebenfalls unter Druck kommen. Auf Sektorebene wären Finanzwerte europaweit am stärksten betroffen, gefolgt von Grundstofftiteln, wenn der Dollar steigen sollte, heisst heisst im Newsletter für Credit Suisse Invest Partner von Freitag. (cs/mc/cs)

Schreibe einen Kommentar