Muss Red und Antwort stehen: CS-CEO Brady Dougan.
Washington – Credit-Suisse-CEO Brady Dougan wird in der Anhörung im US-Senat am heutigen Mittwoch voraussichtlich eingestehen, dass es im Umgang mit amerikanischen Kunden in der Vergangenheit zu Fehlverhalten kam. Das Management habe jedoch davon keine Kenntnis gehabt.
Dies geht aus der offiziellen Stellungnahme der Credit Suisse hervor, welche die Grossbank im Vorfeld der Anhörung im US-Senat den amerikanischen Behörden eingereicht hatte und die der Nachrichtenagentur AWP vorliegt. Neben Brady Dougan werden sich auch Chefjurist Romeo Cerutti und die beiden Chefs des Privatbankgeschäfts, Hans-Ulrich Meister und Robert Shafir, den Fragen im US-Senat stellen.
«Wir möchten zu Beginn festhalten, dass die Credit Suisse die historische Realität, dass Schweizer Gesetze zum Schutz der Kundenidentität anfällig auf Missbrauch waren und auch missbraucht wurden, anerkennt», heisst es in der Stellungnahme der Credit Suisse.
Namentlich sei klar, dass einige US-Kunden von Schweizer Banken das Schweizer Bankgeheimnis als ein Weg sahen, die Tatsache zu verstecken, dass nicht all ihr Einkommen bei den lokalen Steuerbehörden deklariert und versteuert gewesen sei, heisst es weiter.
CS-Banker haben beim Verstecken geholfen
«Zu unserem tiefen Bedauern ist auch klar, dass einige in der Schweiz stationierte Banker der Credit Suisse ihren US-Kunden beim Verstecken von Einkommen und Anlagen geholfen zu haben scheinen», heisst es in dem Bericht, dessen erster Teil als direkte Rede von Bankchef Dougan verfasst ist, weiter.
Obwohl es für Schweizer Banken weder illegal war noch ist, Gelder von Amerikanern zu akzeptieren, sei es absolut inakzeptabel, wenn in der Schweiz stationierte Banker US-Steuerzahlern bei der Umgehung von Steuern geholfen haben, heisst es in dem Bericht weiter.
«Obwohl das Fehlverhalten der Angestellten gegen unsere Grundsätze verstiess und dem exekutiven Management nicht bekannt war, akzeptieren wir die Verantwortung und bedauern die Tätigkeiten dieser Mitarbeitenden zutiefst», heisst es weiter.
Verbesserungen vorgenommen
Im Bericht wird ausserdem auf die bisher vorgenommenen Verbesserungen hingewiesen. Seit der Untersuchungsausschuss des US-Senats 2008 auf die Missbräuche des Schweizer Bankgeheimnisses hingewiesen habe, habe die Credit Suisse proaktive Schritte unternommen, um sicherzustellen, dass nur US-Kunden, welche die Befolgung der US-Steuergesetze nachweisen, Kunden der Bank sein könnten, heisst es.
Die CS habe den USA zudem im Rahmen des nach Schweizer Recht Möglichen bereits kundenbezogene Informationen geliefert. Die Bank sei bereit, die zusätzlich geforderten Informationen zu liefern. Dies sei im Moment allerdings nicht möglich, weil der US-Senat das neue Doppelbesteuerungsabkommen noch nicht ratifiziert habe. Die CS fordert die USA deshalb auf, dieses Protokoll zu ratifizieren.
In der Stellungnahme weist die Credit Suisse ausserdem auf die starke persönliche Verflechtung ihrer Führungsetage mit den USA hin. «Robert Shafir und ich sind amerikanische Bürger», wird Dougan zitiert. «Ich bin der erste amerikanische CEO einer Schweizer Grossbank», heisst es weiter. Die Credit Suisse habe tiefe Wurzeln in den USA, die bis auf das 18. Jahrhundert zurückgingen.
Anzahl offengelegter CS-Konten ist «mehr als peinlich»
US-Senator Carl Levin hat zu Beginn des Hearings zur Rolle der Credit Suisse in Bezug auf US-Kunden mit unversteuerten Geldern die bereits in einem zweihundertseitigen Bericht veröffentlichten Punkte nochmals wiederholt. Besonders stossend ist für Levin, dass die US-Steuerbehörden bis dahin lediglich die Namen zu 238 Konten von insgesamt über 22’000 Konten erhalten hätten. «Innerhalb von fünf Jahren seit dem UBS-Fall hat die CS weniger als 1% ihrer Kontendaten an die US-Steuerbehörden geliefert. Das ist mehr als peinlich», so Levin wörtlich. Levin wandte sich damit vor allem auch an das US-Justizdepartements, das seiner Meinung nach viel zu zaghaft gegen die Steuerhinterziehung vorgehe.
(awp/mc/upd/ps)