Credit Suisse-CEO Tidjane Thiam. (Foto: CS)
Zürich – Die Credit Suisse hat im ersten Quartal 2016 einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe erlitten. Das Minus kommt nicht überraschend, hatte das Management zuletzt doch verschiedentlich darauf vorbereitet. Es fällt jedoch geringer aus als erwartet, worauf die Aktie am Dienstag mit Gewinnen reagierte.
Stark rückläufig entwickelten sich in den ersten drei Monaten die Erträge: Diese erreichten noch 4,64 Mrd CHF und liegen damit fast ein Drittel unter dem Vorjahr und auch deutlich unter den durchschnittlichen Markterwartungen. Der Geschäftsaufwand verringerte sich um 3% – und damit viel weniger stark – auf knapp 5,0 Mrd. Unter dem Strich resultierte ein Reinverlust von 302 Mio CHF nach einem Gewinn von 1’054 Mio CHF im Jahr zuvor.
Im ersten Quartal – insbesondere im Januar und Februar – seien die Märkte so schwierig gewesen wie selten zuvor, hiess es am Dienstag von der Grossbank. Volumen und Kundenaktivität brachen drastisch ein.
Insbesondere die Handelsdivision Global Markets belastete daher das Ergebnis mit einem Vorsteuerverlust von 635 Mio CHF, aber auch Investment Banking & Capital Markets (IBCM) schrieb ein Minus von 103 Mio CHF. 443 Mio USD wurden in beiden Divisionen wertberichtigt. Vorsteuergewinne verzeichneten dagegen die Swiss Universal Bank (426 Mio), APAC (251 Mio CHF) sowie International Wealth Management (270 Mio).
Sorgenkind Global Markets
In Global Markets beliefen sich die risikogewichteten Aktiven (RWA) per Ende März 2016 auf 73,1 Mrd USD, und die Leverage-Risikoposition betrug 342,1 Mrd USD – bei einem Ziel von 60 Mrd bzw. 290 Mrd USD bis Ende des Jahres.
Die Restrukturierung der – wegen zu kapitalintensiver und volatiler Erträge – problematischen Division sieht das Management auf Kurs. Von den angepeilten 3’500 Stellen, die in der Geschäftseinheit wegfallen sollen, wurden im laufenden Jahr bereits 1’000 Stellen abgebaut. Auch sei die Komplexität verringert worden.
Im ganzen Konzern sollen im laufenden Jahr 6’000 Stellen abgebaut werden, wovon per 10. Mai bereits 3’500 Stellen umgesetzt wurden. Im ersten Quartal seien damit – auf annualisierter Basis – mehr als die Hälfte der für 2016 angestrebten Kosteneinsparungen von netto 1,4 Mrd CHF erreicht worden.
10,5 Mrd Netto-Neugelder
Mit der Vermögensverwaltung zeigte sich das Management indes zufrieden: Die Netto-Neugelder erreichten 10,5 Mrd CHF nach 2,1 Mrd im vierten Quartal 2015 und 14,9 Mrd im ersten Quartal 2015. Die Division APAC, IWM und Swiss UB konnten Neugelder im Wert von netto 4,3 Mrd, 6,9 Mrd bzw. 3,0 Mrd CHF anziehen.
Am 23. März war für IWM (7,1 Mrd) und Swiss UB (4,5 Mrd) diesbezüglich noch etwas mehr geschätzt worden. Das sei auf eine streng konservative Bewertung zurückzuführen, sagte CEO Tidjane Thiam am Dienstag. Einige Assets under Management (AuM) hätten sich als Assets under Contract (AuC) entpuppt.
Die Kapitalisierung konnte die Bank trotz des Quartalsverlusts stabil halten: Die harte Kernkapitalquote (CET1 nach Basel III, look-through) lag Ende März bei 11,4% wie schon Ende 2015, was Analysten lobend erwähnen. Die Leverage Ratio verharrte ebenfalls bei 3,3%.
Dennoch werde das Zielband für die harte Kernkapitalquote von 11 bis 12% für Ende 2016 nicht angehoben, sagte CFO David Mathers. Die Balance zwischen Devestments und schwächeren Erträgen oder Ergebnissen bleibe das ganze Jahr über Thema – mit Blick auf das Marktumfeld, die weitere Restrukturierung in Global Markets sowie weitere Kosten.
Minus im Gesamtjahr?
Ob es im Gesamtjahr zu einem Verlust kommen wird, wurde auch auf mehrfaches Nachfragen nicht kommentiert. Nicht zuletzt sei die Abwicklung der Strategic Resolution Unit (SRU) stark marktabhängig, so Konzernchef Thiam. Für das zweite Quartal rechnet er auf Ergebnisstufe aber mit einer Verbesserung im Vergleich zum Vorquartal. Im März und April waren ihm zufolge erste Anzeichen einer Erholung der Kundenaktivität zu erkennen.
Sollte im laufenden Quartal jedoch erneut ein grösserer Verlust entstehen, weil weiter abgewickelt werden kann, dann sei dies zu begrüssen, fügte Finanzchef Mathers hinzu. Die Einheit wolle man «so schnell wie möglich» abwickeln. In der Berichtsperiode sanken die RWA in der SRU im Vergleich zu Ende 2015 um 7 Mrd CHF auf 55 Mrd CHF. Der Vorsteuerverlust belief sich auf 724 Mio CHF.
Von der Strategie und den laufenden Restrukturierungsplänen gab sich Thiam einmal mehr überzeugt: Fokus auf die Vermögensverwaltung und gezielte Investitionen in profitables Wachstum. Auch bestätigte das Management die Ausschüttungspolitik, wonach auch für 2016 eine Wahldividende von 0,70 CHF je Aktie angestrebt wird.
An der Börse gehörte die Aktie am Dienstag zu den grössten Gewinnern und legte 5,0% auf 14,10 CHF zu, während der SMI 1,41% im Plus schloss. Seit Anfang Jahr steht der Kurs dennoch über ein Drittel im Minus – so viel wie kein anderer Blue Chip. (awp/mc/upd/ps)