Brady Dougan, CEO Credit Suisse. (Copyright: Credit Suisse)
Zürich – Die Credit Suisse (CS) hat ihre Anleger scheinbar mit einer ordentlichen Dividende für das zurückliegende Geschäftsjahr überzeugen können. Die Titel legen an der Börse fast 10% zu. Positiv kommt hinzu, dass die Bank ihr selbst gesetztes Ziel beim harten Kernkapital erreicht und sich neu ein ambitionierteres Ziel für die Reduktion der Bilanz gesteckt hat. Die operative Leistung im vierten Quartal 2014 lässt dagegen zu wünschen übrig. Insbesondere die Division Private Banking & Wealth Management (PB&WM), die immer wichtiger werden soll, fällt hinter den Erwartungen zurück.
Die CS weist für das vierte Quartal einen 8% höheren Geschäftsertrag von 6,4 Mrd CHF aus. Der Vorsteuergewinn belief sich in der Berichtsperiode auf 1,2 Mrd CHF, der Reingewinn lag bei 921 Mio CHF. Für das Gesamtjahr 2014 weist die Bank einen 10% tieferen Gewinn von 2,11 Mrd CHF aus. CEO Brady Dougan bezeichnete das Quartalsergebnis als «gut». Auf Jahressicht habe man sich sogar inklusive der Belastung durch die Einigung im US-Steuerstreit auf dem Niveau des Vorjahres bewegt, sagte er am Donnerstag an einer Medienkonferenz anlässlich der Zahlenvorlage.
Die ausgewiesenen Zahlen liegen auf Konzernebene zwar über der durchschnittlichen Prognose der Analysten. Dies ist aber vor allem einmaligen Sondereffekten zu verdanken, welche im Corporate Center verbucht wurden – insbesondere Gewinne aus Immobilienverkäufen in Höhe von 375 Mio sowie Fair-Value-Gewinne auf eigene Verbindlichkeiten von 324 Mio.
Bewertungsanpassung belastet Investmentbank
Die beiden operativen Kernbereiche blieben dagegen klar hinter den Markterwartungen zurück. So weist die Sparte Investment Banking für das Schlussquartal einen ‹Mini›-Vorsteuergewinn von 12 Mio aus. Belastet wurde das Ergebnis allerdings durch einmalige refinanzierungsbezogene Bewertungsanpassungen im Umfang von 279 Mio.
Das PB&WM erwirtschaftete im Schlussquartal 2014 einen Vorsteuergewinn von 882 Mio nach 943 Mio im Vorquartal bzw. 424 Mio im Vorjahr. Die Sparte musste im vierten Quartal einen Nettoneugeld-Abfluss von 3,0 Mrd CHF hinnehmen. Dies ist vor allem auf Abflüsse in Gesamthöhe von 10,6 Mrd im Asset Management zurückzuführen, wobei der Hauptteil im Zusammenhang mit der Übertragung der Verwaltung von Fonds von Hedging Griffo an das neue brasilianische Unternehmen Verde Asset Management steht.
Der strategische Bereich Wealth Management Clients verbuchte dagegen weitere Zuflüsse in Höhe von 4,4 Mrd. Die Bruttomarge stieg hier im Schlussquartal verglichen mit dem Vorquartal um 2 Basispunkte (BP) auf 99 BP, liegt damit aber noch immer 5 BP unter dem Vorjahr. Insgesamt waren dem PB&WM zum Jahresende 1’377 Mrd CHF an Vermögen zur Verwaltung anvertraut – nach 1’366 Mrd per Ende September.
Hartes Kernkapital bei über 10 %
Entgegen einiger Befürchtungen am Markt wurde die Dividende nicht gekürzt: Die Aktionäre sollen wieder 70 Rappen je Aktie erhalten. Dabei ist es ihnen überlassen, ob sie sich diese in bar auszahlen lassen oder neue Aktien beziehen. Man wäre aber in der Lage, die Dividende vollständig in bar zu zahlen, betonte Finanzchef David Mathers vor Journalisten.
So hat die Bank tatsächlich Fortschritte bezüglich ihrer Kapitalisierung gemacht und damit zum Jahresende anvisierte Ziel erreicht. Die harte Kernkapitalquote (CET1 nach Basel III) verbesserte sich in drei Monaten um 40 BP auf 10,2%. Solange die Kennzahl weiterhin über 10% liegt und die Ziele für die Leverage Ratio erreicht werden, werde auch künftig ungefähr die Hälfte des Gewinns an die Aktionäre weitergegeben, bestätigte Dougan die bisherige Dividendenpolitik.
Mit Massnahmen den SNB-Entscheid abfedern
Für die weitere Geschäftsentwicklung zeigte sich das CS-Management wie gewohnt relativ optimistisch. «Die seit Jahresbeginn verzeichnete Profitabilität der Gruppe steht im Einklang mit den Vorjahreszahlen», so Dougan. Die Ergebnisse im Private-Banking-Geschäft sowie im Aktien- und Anleihengeschäft hätten sich in den letzten Wochen verbessert.
Negative Auswirkungen des SNB-Entscheids zur Aufhebung des Mindestkurses will die Bank mit verschiedenen Massnahmen bis Ende 2017 «mehr als wettmachen». Dazu gehören auch zusätzliche Kosteneinsparungen von 200 Mio CHF, wovon besonders das Private Banking betroffen ist. Um die Kostenbasis im Verhältnis zu den Erträgen in Schweizer Franken weiter zu reduzieren, beinhalte das neu aufgelegte Kostenprogramm auch die Verlagerung von Jobs von kostenintensiven Standorten an günstigere, so Dougan. Das bereits zuvor bestehende Kostenreduktionsziel auf Gruppenebene von über 4,5 Mrd CHF bis Ende 2015 auf Basis des Jahres 2011 gilt zudem nach wie vor.
Management verzichtet auf einen Teil des Lohns
Die Credit Suisse kann derweil auch beim Gehalt sparen. So hätten sich aufgrund der hohen Busse im US-Steuerstreit 2014 Verwaltungsrat und Geschäftsleitung freiwillig für eine Kürzung um 25% der Vergütung bzw. 20% der leistungsbezogenen Vergütung für die Jahre 2013 und 2014 bereit erklärt.
Im Zusammenhang mit der Frankenstärke wurde gleichzeitig auch das Ziel für die Reduktion der Bilanz erhöht. Neu soll die Leverage Exposure bis Ende 2015 auf 930 bis 950 Mrd CHF sinken – nach 1’050 Mrd als Zielmarke Ende des dritten Quartals 2014.
An der Börse starten die Titel bereits am Morgen fest und bauen die Gewinne über den Tagesverlauf weiter aus. Bei Handelsschluss lagen sie mit 9,1% im Plus (SMI: +0,39%). Die Aktie war allerdings seit Anfang Jahr bis zum Schlusskurs am Mittwoch um über 20% eingebrochen. (awp/mc/upd/pg)