CS: Globale Haushaltsvermögen sinken um 5,2% auf 223 Billionen Dollar

Zürich – Das gesamte weltweite Vermögen der privaten Haushalte ist von Mitte 2011 bis Mitte 2012 zum aktuellen Dollarkurs um 5,2% auf USD 223 Billionen gesunken. Das ist das Ergebnis des vom Credit Suisse Research Institute veröffentlichten Global Wealth Report 2012. Als Begründung nennen die Autoren des diesjährigen Berichts die wirtschaftlichen Unsicherheiten des vergangenen Jahres, insbesondere jene mit Auswirkungen auf die Eurozone. Darüber hinaus hat die relativ stabile US-Konjunktur zu einer Aufwertung des USD gegenüber den meisten anderen Währungen geführt. Am stärksten spürbar ist der Effekt in Europa, wo die Vermögen insgesamt USD 10,9 Billionen sanken, gegenüber USD 12,3 Billionen weltweit. Der andere grosse Verlierer war der asiatisch-pazifische Raum (einschliesslich China und Indien) mit einem Minus von USD 1,4 Billionen. Nordamerika verzeichnete einen leichten Zuwachs von USD 882 Milliarden.

Vor dem Hintergrund der Eurozonen-Krise analysiert die Credit Suisse in ihrem Bericht auch den Anstieg der Verschuldung privater Haushalte. Sie ist zwischen 2002 und 2012 um insgesamt 81% gestiegen. In Relation zum Nettovermögen wird  die Haushaltsverschuldung in den Industrieländern im Bericht auf durchschnittlich 20-30% beziffert.

Die Entwicklung der globalen Haushaltsvermögen prognostiziert die Studie wie folgt:

Michael O’Sullivan und Richard Kersley vom Credit Suisse Research Institute kommentieren: „Die wirtschaftlichen Unsicherheiten des vergangenen Jahres – besonders jene mit Auswirkungen auf die Eurozone – haben einen grossen Schatten auf das Vermögen privater Haushalte geworfen. Die Rezession in Verbindung mit dem allgemeinen Rückgang der Aktienkurse und der verhaltenen Stimmung an den Wohnimmobilienmärkten hat in vielen Ländern ein Umfeld geschaffen, das für den Vermögensaufbau so schlecht ist wie noch nie seit der Finanzkrise.“

Vermögensveränderungen von 2011 bis 2012  
Das weltweite Gesamtvermögen privater Haushalte sank zum aktuellen Dollarkurs um 5,2% auf USD 223 Billionen. Dies entspricht einer Summe von USD 49’000 pro Kopf der erwachsenen Weltbevölkerung und stellt den ersten Rückgang seit der Finanzkrise von 2007/2008 dar.

Trotz der Rückschläge im Jahr 2007 und danach sind die Vermögen privater Haushalte im letzten Jahrzehnt stark gewachsen. Gegenüber den zu Beginn des Jahrtausends verzeichneten USD 113 Billionen hat sich die weltweite Gesamtsumme mittlerweile verdoppelt. Selbst nach Bereinigung um den Anstieg der Weltbevölkerung und um Wechselkursveränderungen hat das Nettovermögen seit 2000 um 38% zugenommen. Dies entspricht einem jährlichen Plus von 2,7%. Die Berechnung mit konstanten USD-Wechselkursen bestätigt die Einschätzung, dass die zugrunde liegenden Trends generell positiv waren und sind. Selbst für das vergangene Jahr ergibt sich bei konstanten USD-Wechselkursen noch eine Zunahme der globalen Gesamtsumme um etwa 1%.

Die Spitze der Vermögenspyramide
Schätzungen der Credit Suisse deuten darauf hin, dass weltweit 84’500 Personen in die Kategorie UHNWI (Ultra High Net Worth Individuals) fallen, also über ein Nettovermögen von mehr als USD 50 Millionen verfügen. Von diesen besitzen 29’300 Personen ein Vermögen von mindestens USD 100 Millionen und 2’700 Personen ein Vermögen von über USD 500 Millionen. Dabei steht Nordamerika mit 40’000 UHNWIs (47%) an der Spitze, gefolgt von Europa mit 22’000 (26%) und Asien/Pazifik (ohne China und Indien) mit 12’800 (15%).

Im Ländervergleich führen mit grossem Abstand die USA, wo 37’950 UHNWIs (45% der weltweiten Gesamtzahl) leben. China steht aufgrund der grossen Vermögen, die dort in letzter Zeit entstanden sind, mit 4’700 Vertretern an zweiter Stelle (5,6%), gefolgt von Deutschland (4’000), Japan (3’400), Grossbritannien (3’200) und der Schweiz (3’050). Die anderen BRIC-Staaten verzeichnen ebenfalls kräftige Zuwächse: In Russland leben 1’950 UHNWIs, in Indien 1’550 und in Brasilien 1’500. Hoch sind die Zahlen zudem auch in Taiwan (1’200), Hongkong (1’100) und der Türkei (1’000).

Die zehn Länder mit dem höchsten Durchschnittsvermögen pro Erwachsenem per Mitte 2012


(Quelle: Credit Suisse)

Die reichsten Länder, in denen das Vermögen pro Erwachsenem mehr als USD 100’000 beträgt, befinden sich in Nordamerika, Westeuropa und unter den reichen Ländern des asiatisch-pazifischen Raums und des Nahen Ostens. An der Spitze steht die Schweiz, die 2011 das erste Land mit einem Durchschnittsvermögen von über USD 500’000 war. Im Jahr 2012 ist das Vermögen pro Erwachsenem dort durch Wechselkursveränderungen von USD 540’000 im Vorjahr auf USD 470’000 gesunken; dennoch liegt es weiterhin deutlich über dem Niveau Australiens (USD 355’000) und Norwegens (USD 326’000), die trotz eines Rückgangs um rund 10% die Plätze zwei und drei behaupten – dicht gefolgt von einer Gruppe von Ländern mit einem Durchschnittsvermögen von mehr als USD 200’000, von denen viele eine zweistellige Abwertung ihrer Währung gegenüber dem USD verzeichnet haben, z. B. Frankreich, Schweden, Belgien, Dänemark und Italien.

Verschuldung privater Haushalte
Bei den zuletzt aufgekommenen Sorgen um die Schuldentragfähigkeit geht es fast ausschliesslich um die Staatsschulden und die Anfälligkeit des Bankensektors. Doch inwieweit ein Staat Auslandsschulden in schwierigen Zeiten finanzieren kann, hängt auch vom Nettovermögen der Privathaushalte ab. Vor allem aber müssen Haushalte bei der Beurteilung der Frage, ob ihr Vermögen für künftige Konsumbedürfnisse und Notfälle ausreicht, die Schulden berücksichtigen, die der Staat in ihrem Namen anhäuft.

Wechselkursbereinigt ist die weltweite Gesamtverschuldung privater Haushalte in den Jahren 2007–2008 um 8% pro Jahr gestiegen und hat sich seitdem stabilisiert. Im gesamten Zeitraum 2000–2012 stieg die Gesamtverschuldung um 81% bzw. 5% jährlich. In Relation zum Nettovermögen liegt die Haushaltsverschuldung in den Industrieländern im Durchschnitt bei 20-30%, teilweise allerdings auch weit höher, wie z. B. in Irland (44%), den Niederlanden (45%) und Dänemark (51%).

Schulden in Relation zum Vermögen
Trotz steigender Vermögen erhöhte sich das Verhältnis der Schulden zum Nettovermögen in den meisten Ländern, in denen die Verschuldung privater Haushalte USD 1 Billion übersteigt, im Zeitraum 2000–2008. Im Durchschnitt betrug der Anstieg etwa 50%. In den USA stiegen die Schulden von 2000 bis 2008 von 18,7% des Nettovermögens auf den Höchststand von 30,5% und sanken bis 2011 wieder auf 21,7%. Ähnlich verlief die Entwicklung in Grossbritannien, wo die Verschuldungsquote von 2000 bis 2008 von 15,2% auf 23,4% stieg und dann bis 2012 auf 20% sank. Noch ausgeprägter war der Anstieg der Schuldenquote in den Niederlanden und Spanien, wobei die Zunahme in den Niederlanden geringfügig auf 71% zurückging, während ein Rückgang in Spanien nicht in Sicht ist: Dort ist die Quote um 90% höher als im Jahr 2000. Auch Italien verzeichnete einen starken Schuldenanstieg, allerdings von einer erheblich tieferen Basis aus, sodass das Verhältnis von Schulden zu Vermögen von 11,1% im Jahr 2012 nicht nur das niedrigste der untersuchten Länder ist, sondern sogar noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 17,7% liegt. Frankreich (12,8%), Deutschland (16,4%) und Japan (16,6%) liegen nun ebenfalls unter dem weltweiten Durchschnitt.

In den Entwicklungsländern liegt die absolute Höhe der Schulden selten bei mehr als USD 1’000 pro Erwachsenem; aussergewöhnlich hohe Schuldenstände – über USD 5’000 pro Erwachsenem – verzeichnen jedoch Brasilien, Chile und Südafrika.

Länder mit problematischer Staatsverschuldung
Unter den Ländern mit der höchsten Nettostaatsverschuldung in Relation zum Finanzvermögen privater Haushalte scheint die Lage in Japan, Polen und Spanien beherrschbar, zumindest anhand der Daten bis 2011. In Ungarn stieg die Staatsverschuldung zwischen 2000 und 2010 fast bis auf 100% der privaten Finanzvermögen, entfernte sich aber 2011 wieder von dieser Grenze. Problematischer erscheint der Fall Irland. Die Nettostaatsverschuldung lag hier 2007 fast bei null, stieg dann aber schneller als in jedem anderen Land und erreichte 2011 die Marke von 92% der privaten Finanzvermögen.

Künftige Vermögensentwicklungen
Nach Schätzungen der Credit Suisse könnte die weltweite Zahl der Millionäre bis 2017 um mehr als 18 Millionen auf über 46 Millionen steigen. Die Zahl der Millionäre in den Schwellenländern liegt noch weit unter jener in den USA (16,9 Millionen) und Europa (15,4 Millionen), dürfte aber in den nächsten Jahren stark zunehmen. In China könnte sich diese Zahl bis 2017 auf fast 2 Millionen verdoppeln. Auch in verschiedenen anderen Ländern, insbesondere Transformationsländern, rechnet die Credit Suisse mit einer markanten Zunahme der Millionäre. (Credit Suisse/mc/ps)

Über Credit Suisse AG
Die Credit Suisse AG ist einer der weltweit führenden Finanzdienstleister und gehört zur Unternehmensgruppe der Credit Suisse (nachfolgend «die Credit Suisse»). Als integrierte Bank bietet die Credit Suisse ihren Kunden ihr gebündeltes Fachwissen in den Bereichen Private Banking, Investment Banking und Asset Management an. Sie offeriert Unternehmen, institutionellen Kunden und vermögenden Privatkunden weltweit sowie Retailkunden in der Schweiz fachspezifische Beratung, umfassende Lösungen und innovative Produkte. Die Credit Suisse mit Hauptsitz in Zürich ist in über 50 Ländern tätig und beschäftigt etwa 48 200 Mitarbeitende. Die Namenaktien (CSGN) der Credit Suisse Group AG, der Muttergesellschaft der Credit Suisse, sind in der Schweiz sowie, in Form von American Depositary Shares (CS), in New York kotiert. Weitere Informationen über die Credit Suisse finden Sie unter  www.credit-suisse.com.

Geltungsbereich und Methodik
Der Global Wealth Report 2012 des Credit Suisse Research Institute (der „Bericht“) hat den Anspruch, für den Zeitraum seit dem Jahr 2000 die zuverlässigsten Schätzungen zum Vermögen privater Haushalte weltweit zur Verfügung zu stellen. Insbesondere interessieren wir uns für die nationale und internationale Verteilung der privaten Nettovermögen, definiert als Marktwert von Finanzvermögen und Sachwerten (hauptsächlich Wohnimmobilien und Grundstücke) abzüglich Schulden. Kein Land auf der Welt besitzt absolut verlässliche Daten zum Vermögen der Privatpersonen, und in vielen Ländern sind kaum direkte Daten vorhanden. Daher müssen wir Informationen aus verschiedensten Quellen zusammenstellen und auswerten. Im ausführlicheren Credit Suisse Global Wealth Databook, das den Bericht ergänzt, ist die verwendete Methodik detaillierter beschrieben.
Das Verfahren umfasst drei Hauptschritte, von denen sich die beiden ersten an die von Davies, et al. (2008, 2011) verfolgte Struktur anlehnen. Im ersten Schritt wird das Durchschnittsvermögen für jedes Land berechnet. Am besten eignen sich dazu Datenquellen zur Finanzsituation der Privathaushalte, die heute für 48 Länder vorliegen, wobei 31 dieser Länder nur Finanzvermögen und Schulden berücksichtigen. Für drei weitere Länder liegen Daten aus Haushaltsbefragungen vor, aus denen sich die Vermögen berechnen lassen. Insgesamt decken diese Länder 66% der Weltbevölkerung und 95% des weltweit vorhandenen Gesamtvermögens ab. Diese Ergebnisse werden mit ökonometrischen Verfahren ergänzt, die Schätzungen zum Vermögen in 150 Ländern liefern, zu denen direkte Angaben für ein Jahr oder mehrere Jahre fehlen.
Im zweiten Schritt wird das Vermögensmuster innerhalb eines Landes in Erfahrung gebracht. Direkte Daten zur Vermögensverteilung liegen für 20 Länder vor. Eine Analyse der Daten zu diesen Ländern lässt den Schluss zu, dass ein Zusammenhang zwischen der Vermögensverteilung und der Einkommensverteilung besteht. Diese Korrelation kann genutzt werden, um grobe Schätzungen zur Vermögensverteilung für weitere 143 Länder vorzunehmen, über die Daten zur Einkommensverteilung, nicht aber zum Vermögen vorhanden sind.
Es gilt allgemein als gesichert, dass die herkömmlichen Quellen zur Vermögensverteilung die Situation ganz an der Spitze der Vermögenspyramide nicht treffend abbilden. Zum Schliessen dieser Lücke werden im dritten Schritt Daten aus den „Rich Lists“ der Zeitschrift «Forbes» und anderer Medien herangezogen, die Aufschluss über die Vermögensverteilung in den obersten Kategorien geben, und entsprechende Anpassungen vorgenommen.  
Nach diesen drei Schritten blieben 50 Länder, für die es schwierig war, die Höhe und/oder die Verteilung des Vermögens der Privathaushalte zu schätzen. Meistens handelt es sich dabei um kleine Länder (z. B. Andorra, Bermuda, Guatemala, Monaco) oder Länder, die nur teilweise in die Weltwirtschaft eingebunden sind (z. B. Afghanistan, Kuba, Myanmar, Nordkorea), aber nicht in jedem Fall (Ausnahmen sind z. B. Angola und Nigeria). Für unsere Schätzungen des weltweiten Vermögensmusters gehen wir für diese Länder davon aus, dass Höhe und Verteilung des Vermögens dem Durchschnitt ihrer Region und Einkommenskategorie entsprechen. Diesem Vorgehen geben wir den Vorzug vor einer Nichtberücksichtigung dieser Länder, da sonst implizit angenommen würde, dass ihr Vermögensmuster dem weltweiten Durchschnitt entspricht. Stichproben weisen allerdings darauf hin, dass eine Ausklammerung dieser Länder das Gesamtbild nicht wesentlich verändern würde.  
China und Indien werden aufgrund ihrer hohen Bevölkerungszahlen in diesem Bericht als gesonderte Regionen behandelt.

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