Credit Suisse-CEO Tidjane Thiam. (Foto: CS)
Zürich – Die Credit Suisse versucht mit einem Umbau, weiteren Kostensenkungen und neuem Kapital auf die Erfolgsspur zurückzukehren. Die zweitgrösste Schweizer Bank will sich künftig stärker auf den Schweizer Heimmarkt und auf reiche Kunden in den Schwellenländern konzentrieren. Das Investment Banking soll in seiner Bedeutung dagegen schrumpfen. Finanziert wird die neue Strategie durch zwei Kapitalerhöhungen, Kosteneinsparungen sowie den Verkauf unprofitabler Bereiche und einem Teil-IPO der Schweizer Universalbank. Ein stark verändertes Management-Team soll die Aufgaben per sofort in Angriff nehmen.
Die neue Strategie fokussiere auf drei fundamentale Ziele, teilten die Verantwortlichen der zweitgrössten Schweizer Bank am Mittwoch zusammen mit den Quartalszahlen mit. Erstens soll die Position im Heimmarkt gestärkt werden. Dazu plant die Bank einen Ausbau der Schweizer Universalbank, wobei ein partieller IPO von 20-30% bis Ende 2017 erfolgen soll.
Zweitens wird ein Ausbau des Geschäfts in den attraktiven Schwellenmärkten Asiens, Osteuropas, des Mittleren Ostens, Lateinamerikas oder Afrikas angestrebt. Vor allem die Bearbeitung des grossen und wachsenden Segments vermögender Unternehmer stehe im Vordergrund, hiess es dazu. Und drittens soll das Investment Banking deutlich reduziert und vermehrt in den Dienst der Vermögensverwaltung gestellt werden. Das Ziel seien in der Sparte höhere Gewinne mit weniger Kapitaleinsatz und geringerer Volatilität.
Kapitalerhöhung von über 6 Mrd Franken
Zur Implementierung dieser Strategie sind umfangreiche Kapitalmassnahmen geplant, so etwa zwei Kapitalerhöhungen im Umfang von 6,05 Mrd CHF. Eine erste wird durch die Ausgabe neuer Namenaktien an einige qualifizierte Investoren erfolgen und rund 1,35 Mrd CHF einbringen. Die zweite Erhöhung erfolgt via Bezugsrechtsemission für bestehende Aktionäre und generiert Einnahmen von 4,7 Mrd CHF.
Die Sparmassnahmen sollen derweil eine Senkung der Bruttokosten bis 2018 um 3,5 Mrd CHF bringen. Bei gleichzeitigen Ausgaben von 1,5 Mrd für die Wachstumspläne werde die Kostenbasis netto um 2 Mrd auf zwischen 18,5 bis 19,0 Mrd CHF sinken, hiess es. Gespart wird zu einem guten Teil beim Personal. Über die nächsten drei Jahre sollen in der Schweiz 1’600 Stellen abgebaut werden. Dies sei grösstenteils über die gewöhnliche Fluktuation erreichbar, sagte CEO Tidjane Thiam an einer Medienkonferenz in Zürich. Insgesamt fallen weltweit über 5’000 Stellen weg, wobei gleichzeitig auch neue Stellen entstehen, und der Nettoabbau daher geringer ausfallen dürfte.
Investmentbank wird deutlich verkleinert
In den USA verkauft die CS ihr Private Banking Geschäft an die US-Bank Wells Fargo. Diese sei nicht gewinnbringend, verteidigte Thiam den Schritt. Vor allem aber soll das Investment Banking reduziert werden. Im Zuge des Umbaus erwartet er einen weiteren Rückgang des Leverage um 20%. Der Kapitaleinsatz soll hauptsächlich mit einer signifikanten Verkleinerung des Makro-Geschäfts (-72% RWA und -79% Leverage bis Ende 2015 auf Basis Q2) und einer «Optimierung» des Prime-Geschäfts (-50% RWA und -25% Leverage) zurückgefahren werden.
Auf die Frage, ob die Credit Suisse mit dem Umbau nun keine globale Investmentbank mehr sei, sagte der CEO: «Unsere Hauptstärke ist das Private Banking, aber das Investment Banking bleibt sehr wichtig». Insgesamt zeigte sich der CEO von der neuen Strategie äusserst überzeugt: «Wir haben die richtigen Schlussfolgerungen gezogen, so dass der Plan zum Erfolg führen wird», sagte er.
Der Gewinn soll dank der Massnahmen mittelfristig deutlich zulegen. In Asien etwa will die Bank bis 2018 den Vorsteuergewinn auf 2,1 Mrd von 0,9 Mrd 2014 steigern, im Bereich International Wealth Management auf 2,1 von 1,3 Mrd CHF und in der Schweizer Universalbank auf 2,3 Mrd von 1,6 Mrd CHF. Ausgehend von einem angenommenen Vorsteuergewinn der Gesamtbank von 4,5 Mrd CHF im laufenden Jahr sei bis 2018 eine Steigerung auf 9 bis 10 Mrd möglich, illustrierte CEO Thiam in London vor Investoren das Potential.
Sechs neue GL-Mitglieder
Um all diese Ziele zu erreichen, organisiert sich die Credit Suisse neu und agiert nicht mehr wie zuvor in zwei Geschäftseinheiten und vier Regionen. Einfacher gestaltet sein soll die Struktur mit drei regionale Divisionen – Schweizer Universalbank (CHUB), Asia Pacific (APAC) und International Wealth Management (IWM) – sowie zwei Investment-Banking-Divisionen – Global Markets und Investment Banking and Capital Markets (IBCM). Die bisherigen Co-Head-Strukturen würden abgeschafft, sodass die Zuständigkeiten eindeutig seien, hiess es.
Im Zuge der Umstrukturierung kommt es zu grossen Veränderungen in der Geschäftsleitung: Pierre-Olivier Bouée, Peter Goerke, Thomas Gottstein, Iqbal Khan, Helman Sitohang und Lara Warner werden neu in das Gremium einberufen. Gottstein wird neuer Chef der Swiss Universal Bank, Sitohang leitet neu APAC und Khan neu das International Wealth Management. Zudem wird Bouée neuer Chief Operating Officer, Warner neue Chefin Compliance etc. und Goerke oberster Personal- und Kommunikationschef.
Vier Personen scheiden indes aus der Geschäftsleitung aus und zwar Gaël de Boissard, Hans-Ulrich Meister, Robert Shafir und Pamela Thomas-Graham. Letztere wird neu Chair New Markets, einer als Wachstumsbereich definierten Einheit, und kann entsprechend weiter direkt an den CEO berichten. Was die anderen früheren GL-Mitglieder machen, wurde nicht bekannt gegeben. (awp/mc/pg)