Zürich – Eine Kombination von Faktoren hat in den letzten Tagen zu einer starken Korrektur an den Aktienmärkten geführt. Auch künftig sei ein positives Umfeld für riskantere Anlagen zu erwarten ist. Der Wiedereinstieg sollte nur schrittweise erfolgen, heisst es im Credit Suisse House View. Der Umfang und die Geschwindigkeit der Verkaufswelle an den globalen Aktienmärkten in den vergangenen Tagen ist beachtlich.
Nach einem deutlichen Rückgang der wichtigen US-Indizes brachen die Märkte in Asien im Wesentlichen ein, wobei Nordasien mit einem Minus von 5–6% am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurde. Auch Europa blieb von den massiven Verkäufen nicht verschont. Seit dem jüngsten Hoch an den Weltaktienmärkten gegen Ende September zeichnet sich ein ähnliches Bild: die asiatischen Schwellenmärkte, allen voran China, büssten um über 10% ein, während andere Schwellenmärkte lediglich leicht nachgaben und Lateinamerika trotz der Korrektur in den letzten beiden Tagen sogar um beinahe 5% zulegte. Bis zu Beginn dieser Woche stiegen die globalen Anleihenrenditen deutlich an, gaben dann im Zuge der stärksten Aktienmarktkorrekturen in dieser Woche aber wieder nach.
Keine einfachen Antworten
Der Grund für diesen massiven Einbruch an den globalen Finanzmärkten ist nicht leicht zu benennen, aber letztlich dürfte die Ursache in einer Kombination von Faktoren begründet liegen. Dazu zählen der holprige und unsichere Zinsnormalisierungsprozess weltweit, die zunehmende Unsicherheit in Bezug auf die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China und deren Auswirkungen auf das chinesische Wachstum sowie ein enttäuschender Start der Berichtssaison. Diese Faktoren führten zusammen mit scheinbar recht extremen Ungleichgewichten im Hinblick auf die Positionierung an den Aktienmärkten zu erzwungenen Positionsauflösungen seitens einiger Marktteilnehmer, die Ansteckungsgefahren über die Märkte hinweg nach sich zogen.
Phasen der Unsicherheit sind nicht ungewöhnlich für Aktienmärkte
In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass die Zentralbanken in der Regel nur dann einen Zinsstraffungszyklus einleiten, wenn sich die Wirtschaft in einer guten Verfassung befindet. Aus diesem Grund haben riskantere Anlagen während aller Zinsstraffungszyklen der letzten 30 Jahre letzten Endes tendenziell gut abgeschnitten. Von Volatilität geprägte Zeiträume sind nichts ungewöhnliches. Wir erkennen nur wenige Anzeichen für einen deutlichen Anstieg der Kerninflation, und sollte sich die Wirtschaft äusserst stark zeigen, stellt dies kein nachteiliges Szenario für riskantere Anlagen dar.
Keine Anzeichen einer Krise in den Schwellenländern
Diese Einschätzung ist auch in den Marktkursen berücksichtigt: Chinesische Aktien weisen derzeit die stärkste Underperformance gegenüber US-Titeln seit Ende der 1990er-Jahre auf, während die Handelsspannungen mit den USA anhalten. Wir erkennen allerdings keine Anzeichen für eine Krise in den EM oder China. Die Bilanzen sind deutlich solider als in vergangenen Zeiträumen mit EM-Turbulenzen, und die Ungleichgewichte fallen wesentlich geringer aus. Wir behalten daher unsere positive Einschätzung zu EM-Anlagen bei und halten die derzeit von den Märkten eingepreiste Entwicklung für zu extrem.
Wiedereinstieg sollte schrittweise erfolgen
Was ist also passiert? War es eine Korrektur oder eine Wende? Und stellen die nachfolgenden Kursrückgänge Kauf- oder Verkaufsgelegenheiten dar? Unseres Erachtens handelt es sich dabei um eine Korrektur und nicht etwas Schlimmeres. Kurz gesagt rechnen wir mit einem leicht geringeren, aber dennoch äusserst soliden globalen Wachstum und mit verhaltener Inflation. Dabei ist zu beachten, dass der Anleihenmarkt mittlerweile eine weitere Zinserhöhung der Fed in diesem Jahr und zwei Zinsschritte für 2019 einpreist, was auch unseren Erwartungen entspricht. Zusammengenommen dürfte dies künftig ein positives Umfeld für riskantere Anlagen zur Folge haben. Angesichts des aktuellen Renditeniveaus bei US-Anleihen spricht nur wenig für eine starke Rally beim USD oder einen weiteren deutlichen Renditeanstieg. Auch dies dürfte den Schwellenmärkten zugutekommen.
Die CS Analysten empfehlen nicht, sich zu voreilig wieder am Markt zu engagieren, sondern dies schrittweise zu tun und sich auf die Bereiche mit dem grössten Wertpotenzial zu konzentrieren, welche in unseren Augen die Schwellenmärkte darstellen. Ausserhalb Asiens halten wir angesichts des starken Renditeanstiegs und der Tatsache, dass die Markterwartungen für die Fed unseren Einschätzungen entsprechen, ebenso eine Verstärkung der USD-Durationsposition für sinnvoll. Sollte es tatsächlich zu einer Wachstumsverlangsamung kommen, würde dies den Portfolios einen gewissen zusätzlichen Schutz bieten. (CS/mc/cs)