Zürich – Das Engagement der Credit Suisse in Russland hält sich angesichts des Ukraine-Konflikts in Grenzen. Die Bank habe ihre finanziellen Positionen geprüft und sehe sich in der Lage, auf die damit verbundenen Risiken zu reagieren, teilte die CS mit. Die möglichen Auswirkungen des Krieges auf die Weltwirtschaft wie auch auf die Risikobereitschaft der Kunden könnten allerdings noch nicht abgeschätzt werden.
Das gesamte Kreditvolumen der Schweizer Grossbank in Russland belief sich per Ende 2021 netto auf 848 Millionen Franken, wie die CS anlässlich der Veröffentlichung ihres Geschäftsberichts 2021 am Donnerstag mitteilte. Das Kreditengagement gegenüber sanktionierten Personen in der CS-Vermögensverwaltung sei zudem «nur minimal».
125 Mitarbeitende in Moskau
Die CS ist in Russland mit einem Standort in Moskau präsent, sie beschäftigt dort 125 Mitarbeitende. Deren Sicherheit und Schutz habe oberste Priorität, wird betont. Die Bank beobachte die Situation «täglich» und habe bereits Pläne für mögliche Szenarien erarbeitet, hiess es weiter. In der Ukraine hat die CS keine Niederlassung.
Das Nettovermögen der russischen Tochtergesellschaften beziffert die CS auf 195 Millionen Franken. Die Marktrisiken der Bank im Russland-Geschäft seien derweil «nicht signifikant», ebenso wenig die Länderrisiken in Bezug auf die Ukraine oder Belarus. Allerdings überwache die CS ihre Transaktionen in Russland im Hinblick auf Sanktionen wie auch auf mögliche Marktschliessungen oder Devisenkontrollen.
Die CS-Verantwortlichen gaben sich gleichzeitig «zutiefst betrübt» über die russische Invasion in der Ukraine: «Wir verurteilen diese Invasion und die gravierenden Verstösse gegen internationales Recht», wird Konzernchef Thomas Gottstein in der Mitteilung zitiert.
Schwächerer Geschäftsverlauf
Die CS bekräftigte in ihrem Geschäftsbericht, dass das Jahr 2022 zu einem «Übergangsjahr» werden dürfte. Die Grossbank hat nach den Debakeln um den Hedgefonds Archegos und die Greensill-Fonds und einem Milliardenverlust einen Umbau eingeleitet. Derzeit spüre man eine deutliche Verlangsamung der Geschäftsaktivität gegenüber dem starken ersten Quartal 2021, hiess es.
Gleichzeitig wird das Geschäft der Grossbank auch weiterhin von dem nach dem Archegos-Debakel beschlossenen Ausstieg aus dem Prime Services-Geschäft und einer generellen Verringerung des Risikoappetits beeinträchtigt. Die Resultate des laufenden Jahres werden zudem von den Kosten der laufenden Restrukturierung beeinträchtigt werden, deren Nutzen erst 2023 spürbar sein dürfte.
Weniger Lohn für Geschäftsleitung
Das miserable Geschäftsjahr 2021 schlägt sich auch in der Entlöhnung der Bankführung nieder. CEO Gottstein erhält für 2021 eine Entschädigung von 3,8 Millionen Franken gegenüber 6,5 Millionen im Vorjahr. Er bleibt damit erneut deutlich hinter seinem Pendant bei der UBS zurück: Ralph Hamers erhält für 2021 eine Entschädigung von insgesamt 11,5 Millionen Franken.
Auch die Lohnsumme für die gesamte Geschäftsleitung ist im vergangenen Jahr deutlich geschrumpft: Sie beläuft sich den Angaben zufolge noch auf 38,6 Millionen Franken nach 52,7 Millionen vor Jahresfrist. Den höchsten Lohn geht zudem nicht an CEO Gottstein, sondern an Finanzchef David Mathers mit einer Entschädigung von 4,1 Millionen Franken. Begründet wird dies mit seinen zusätzlichen Rollen als CEO von zwei britischen CS-Töchtern.
Die Credit Suisse hatte 2021 einen Jahresverlust von 1,6 Milliarden Franken erlitten. Neben den Verlusten aus dem Zusammenbruch des Hedge Fonds Archegos lasteten auch eine milliardenschwere Wertberichtigung für eine vor 20 Jahren gekaufte US-Investmentbank sowie Rückstellungen für Rechtsrisiken auf dem Ergebnis. (awp/mc/ps)