CS-Präsident: «Unwahrscheinlich, dass wir in Probleme geraten»
CS-VRP Urs Rohner. (Copyright: Credit Suisse)
Zürich – Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident (VRP) der Credit Suisse, sieht sein Institut für einen Krisenfall gerüstet. «Es ist äusserst unwahrscheinlich, dass unsere Bank jemals in existenzielle Probleme geraten könnte», sagte er im Interview mit der «NZZ am Sonntag».
Das Eigenkapital plus die Wandelanleihen, die im Krisenfall in Eigenkapital umgewandelt werden könnten, betrage über 50 Mrd CHF. Zusammen mit weiteren Formen von anrechenbarem Kapital komme die Credit Suisse (CS) auf ein Total von 100 Mrd CHF, die zur Deckung von Verlusten bereitstünden, sagte er. «Das ist mehr als das Doppelte des UBS-Verlustes während der Krise.»
Ohnehin sei die CS heute eine andere Bank als noch vor drei Jahren. Das Finanzinstitut hat etwa das Investmentbanking reduziert. Die Kapitalaufteilung zwischen der Investmentbank und der Vermögensverwaltung stehe heute im Verhältnis 60 zu 40. «Unser Ziel ist ein Verhältnis von 50 zu 50», sagte Rohner weiter.
Vom Investmentbanking will sich Rohner nicht abwenden. «Ich bin überzeugt, dass wir eine Investmentbank haben, die in guten Jahren 3 bis 4 Mrd CHF Vorsteuergewinn erzielen kann», führt er aus. Diese Mittel könne die CS in andere Geschäfte stecken, etwa in den Ausbau des globalen Vermögensverwaltungsgeschäfts.
Selbstkritisch gab sich der Top-Banker bezüglich der Vergütung von Brady Dougan im Jahr 2004. Damals wurde ein langfristiges Bonusprogramm verabschiedet, das dem CS-Chef verteilt über mehrere Jahre 70 Mio Franken zusicherte. Rohner hält zwar die Anreize für richtig, mit langen Fristen Topmanager über Jahre an eine Bank zu binden. «Allerdings», so Rohner, «im Nachhinein muss man sagen, dass der Hebel viel zu hoch war.»
Regulierung: Kleinere Banken haben Nachteile
Rohner denkt, dass die Schweizer Regulierung internationalen Anforderungen entsprechen muss: «Wenn man das grenzüberschreitende Geschäft betreiben will, muss man die Anforderungen des Auslands erfüllen. Wenn wir zum Beispiel in der Schweiz Bestimmungen erlassen, die stark von der EU-Regelung ‹Mifid II› abweichen würden, dann werden die Schweizer Banken nicht in der Lage sein, aus der Schweiz heraus ihre Kunden im EU-Ausland zu betreuen.» Für kleinere Banken sei dies ein «enormer» Nachteil.
Der CS-VRP ist gegen eine Verankerung des Bankgeheimnisses in der Verfassung. Es reiche völlig, dies auf Gesetzesstufe zu regeln. Zudem soll die Schweiz «grundsätzlich» globale Standards umsetzten, auch wenn der automatische Informationsaustausch OECD-Standard wird.
Diese neuen Transparenzregeln für Banken werden einige Geldhäuser belasten, vor allem kleinere Finanzinstitute, die weniger als 50 bis 100 Mrd CHF verwalten. Durch neue Vorschriften und sinkende Margen dürfte es für solche Gesellschaften immer schwieriger werden, profitabel zu wirtschaften. «Ausser sie sind erfolgreich in Nischen tätig.» (awp/mc/ps)