CS-CEO Brady Dougan.
Zürich – Die Grossbank Credit Suisse hat mit ihrem Resultat für das zweite Quartal grösstenteils enttäuscht. Für das deutlich unter den Analysten-Erwartungen ausgefallene Ergebnis ist vor allem das Investment Banking verantwortlich, das unter der Flaute an den Märkten besonders gelitten hat.
Die Bank rechnet auch nicht mit einer baldigen Besserung und hat deswegen ein Kostensenkungsprogramm lanciert, das einen Abbau von 2’000 Stellen vorsieht und ab 2012 Einsparungen von 1 Mrd CHF bringen soll. Das zweite Quartal sei «enttäuschend» verlaufen, sagte denn auch CEO Brady Dougan am Donnerstag anlässlich einer Medienkonferenz. Insbesondere das Ergebnis im Investmentbanking sei unter den eigenen Erwartungen geblieben.
Investment Banking: Gewinn bricht um mehr als 70% ein
Allerdings brauche es eine differenzierte Betrachtung. Die CS habe in diesem Geschäft die Risiken als Folge der Finanzkrise verringert und sich konsequent auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet. Da die Kundenaktivitäten nun aber im zweiten Quartal – unter anderem wegen der Unsicherheit im Zusammenhang mit der europäischen Schuldenkrise – sehr gering gewesen seien, hätten die Erträge stark gelitten. Der Geschäftsertrag im Investmentbanking, der sich im ersten Quartal noch relativ gut entwickelt hatte, sackte im zweiten Quartal richtiggehend ab, zum Vorjahr ergab sich ein Minus von 31%, im Vergleich zum Vorquartal gar ein solches von -43%. Im Halbjahr resultierte aufgrund der besseren Entwicklung im ersten Jahresviertel auf Vorjahresbasis nur ein Rückgang von 0,7%. Noch stärker brach der Gewinn der Sparte ein. Unter dem Strich ergab sich beim Gewinn vor Steuern im Investmentbanking gegenüber dem Vorjahr ein Minus von über 70%.
Bruttomarge in WM Clients um 5 Basispunkte gesunken
Besser hielt sich das Private Banking, das bei einem Ertragsrückgang von 6% gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang im Vorsteuergewinn von 4% hinnehmen musste. Die Bruttomarge des zum PB gehörenden Bereichs Wealth Management Clients sank infolge des tieferen Zinserfolgs gegenüber Vorjahr um 5 Basispunkte auf 115 BP. Auf Stufe Konzern resultierte ein Vorsteuergewinn von 1,1 Mrd CHF, was gegenüber dem Vorjahr einer Abnahme um 40% gleich kommt. Darin enthalten sind Kosten für das angekündigte Sparprogramm von 142 Mio CHF sowie positive Fair-Value Anpassungen von 41 Mio CHF auf eigene Verbindlichkeiten. Zudem belastete die anhaltende Frankenstärke den Vorsteuergewinn mit 348 Mio CHF. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von 768 Mio CHF, womit die CS nur noch halb so viel verdiente wie im Vorjahrjahr.
Stabiler Neugeldzufluss
Dem Institut flossen insgesamt Neugelder im Umfang von 14,3 Mrd CHF zu, nach 19,1 Mrd im Vorquartal. Der Bereich Private Banking generierte dabei Nettoneugelder im Umfang von 11,5 Mrd und das Asset Management von 4,0 Mrd CHF. Per Ende Juni wurden insgesamt Vermögen von 1’233 Mrd CHF verwaltet, dies verglichen mit 1’282 Mrd CHF per Ende März. Die Kernkapitalquote (Tier-1) betrug Mitte Jahr 18,2% und war damit gegenüber Ende März unverändert, die Eigenkapitalrendite sank im zweiten Quartal auf 9,7% von 13,4% im ersten Jahresviertel.
Abbau von 2’000 Stellen
Die Bank habe, um auch in einem ungewissen und schwierigen Umfeld «gute und stabile Ergebnisse» erzielen zu können, Massnahmen zur Senkung der Kosten ergriffen, erklärte Dougan. Ein Sparprogramm, das den Abbau von 4% der Belegschaft bzw. rund 2’000 Stellen zur Folge haben wird, soll die Kosten um 1 Mrd CHF ab 2012 senken. Die damit mit der Umsetzung dieser Massnahmen verbundenen Kosten von 400 Mio bis 450 Mio CHF werden laut CS im Jahr 2011 anfallen, 142 Mio CHF wurden bereits im zweiten Quartal 2011 verbucht. Dougan gab sich überzeugt, dass seine Bank sich frühzeitig auf die kommenden Veränderungen vorbereitet hat und damit für die Zukunft gut gerüstet ist.
Walter Berchtold wird Chairman Private Banking
Die Credit Suisse hat im Zusammenhang mit der Berichterstattung zum zweiten Quartal auch Wechsel im Management bekannt gegeben. So wurden per 1. August 2011 Walter Berchtold zum Chairman of Private Banking und Hans-Ulrich Meister zum Chief Executive Officer of Private Banking ernannt. Meister übernimmt neben seiner Funktion als Chief Executive Officer der Region Schweiz der CS somit die Leitung des gesamten Private Banking, wie die Bank mitteilte. Berchtold, bisher CEO Private Banking, werde als Chairman of Private Banking das Geschäft mit sehr vermögenden Kunden (UHNWI) weltweit weiter ausbauen. Dabei werde er in enger Zusammenarbeit mit den CEOs der Divisionen und Regionen das «integrierte Geschäftsmodell weiterentwickeln und die globale Präsenz stärken». Sowohl Berchtold wie auch Meister sind Mitglieder der Geschäftsleitung der Credit Suisse und Konzernchef Brady Dougan unterstellt.
Aktie deutlich im Minus
Die von der CS vorgelegten Resultate lagen insgesamt klar unter den Erwartungen der Analysten, entsprechend reagierten die Valoren mit Kursabschlägen auf deren Veröffentlichung. Am frühen Nachmittag notierten sie 2,8 tiefer auf 28,43 CHF und damit nahe am Tagestief von 28,09 CHF. Der Gesamtmarkt (SMI) büsste derweil 0,97% ein. (awp/mc/upd/ps)