Zürich – Die Generalversammlung der Credit Suisse ist in diesem Jahr deutlich ruhiger und weniger lebendig verlaufen als in manch vergangenen Jahren. Auch die üblicherweise umstrittenen Managerlöhne sorgten für weniger Erregung. Der Vergütungsbericht erhielt trotz Kritik letztendlich 82 Prozent Zustimmung. Die Aktionäre winkten am Freitag alle Anträge des Verwaltungsrat mit grosser Mehrheit durch. Das war abzusehen, da die Bank das Vertrauen der Grossaktionäre geniesst.
So wurde etwa der Vergütungsbericht konsultativ mit 82,1 Prozent abgesegnet. Im Vorjahr waren es 80,8 Prozent. 2017 hatten die Anteilseigner der CS-Spitze noch eine schallende Ohrfeige verpasst und dem Vergütungsbericht mit lediglich 58 Prozent zugestimmt. Aber auch in diesem Jahr blieb Kritik nicht aus: Im Vorfeld der diesjährigen Generalversammlung hatten sowohl der Schweizer Stimmrechtsberater Ethos als auch Glass Lewis den Aktionären empfohlen, den Vergütungsbericht abzulehnen.
Konzernchef Tidjane Thiam erhielt für 2018 eine Gesamtentschädigung in der Höhe von 12,7 Millionen Franken, 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Er gehört damit weiter zu den bestbezahlten Managern der Schweiz. Im Vorjahr hatte der Franko-Ivorer allerdings «freiwillig» auf einen Teil seiner Boni verzichtet.
Gesamtvergütung mit grosser Mehrheit angenommen
Während über den Vergütungsbericht eines vergangenen Geschäftsjahres lediglich konsultativ abgestimmt wird, muss eine börsenkotierte Aktiengesellschaft noch jeweils gesondert und bindend über die Gesamtvergütung der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats abstimmen. Auch diese Vergütungsanträge wurden am Freitag mit einer grossen Mehrheit angenommen.
Im Vergleich fiel die Zustimmung für die variable Vergütung der Geschäftsleitung mit unter 85 Prozent etwas tiefer aus, als die Abstimmung über die Fixgehälter mit knapp 87 Prozent. So wurden die Boni für die Geschäftsleitung für das vergangene Geschäftsjahr mit 84,9 Prozent Ja-Stimmen genehmigt. Dabei ging es um einen Gesamtbetrag von 30,6 Millionen Franken.
Die langfristigen Boni für das laufende Geschäftsjahr 2019 in der Höhe eines Gesamtbetrags von 30,2 Millionen Franken wurde mit 84,5 Prozent angenommen. Die künftigen fixen Salären der Geschäftsleitung für den Zeitraum bis zur ordentlichen Generalversammlung 2020 wurden mit 86,9 Prozent Ja-Stimmen abgesegnet. Hier hatte der Verwaltungsrat einen maximalen Betrag von 31,0 Millionen Franken beantragt.
Für den Verwaltungsrat wird indes nicht unterschieden zwischen variabel und fix, sondern ein einziges Mal für die künftige Vergütung bis zur nächsten Generalversammlung abgestimmt. Diese erhielt eine Zustimmung von 86,8 Prozent. Beantragt wurde für den Zeitraum ein maximaler Betrag von 12,0 Millionen.
Rohner im Amt bestätigt
Die Aktionäre bestätigten des weiteren sämtliche bisherigen Verwaltungsräte für ein weiteres Jahr im Amt und wählten auch die neu vorgeschlagenen Mitglieder in das Gremium. Urs Rohner, der seit 2011 Verwaltungsratspräsident der Grossbank ist, wurde mit einem Ja-Stimmenanteil von 93,2 Prozent wiedergewählt. 2018 waren es 89,5 Prozent.
Aktienkurs sorgt für Unmut
In der Vergangenheit war es an den Generalversammlungen der Credit Suisse immer wieder zu hitzigen und lauten Voten verschiedener Aktionäre gekommen. Beispielsweise seilten sich vor zwei Jahren zwei Greenpeace-Aktivisten von der Decke ab und liessen ein Plakat vor der Tribüne herunter. Am Freitag kam es vor dem Hallenstadion, wo die Generalversammlung abgehalten wurde, indes auch zu einem kleinen Protest der «Klimastreikbewegung». Die Veranstalter sprachen von schätzungsweise 100 bis 120 Teilnehmern. Der Credit Suisse wurde vorgeworfen, sie unterstütze die fossile Brennstoffindustrie und finanziere damit die Klimakrise mit.
Drinnen sorgte derweil die Aktienkursentwicklung für Unmut. Ethos-Direktor Vincent Kaufmann etwa kritisierte die Managerlöhne im Vergleich zum Aktienverlust von gegen 40 Prozent im vergangenen Jahr als «untragbar». Ein Kleinaktionär monierte: «Ich habe die Aktie einmal für 80 Franken gekauft – und wo stehen wir heute?»
Thiam zeigt sich zuversichtlich
Kein Wunder, dass die Führungsspitze der Grossbank versuchte, mit Blick in die Zukunft zuversichtlich zu stimmen. Es sei berechtigt zu fragen, «warum der Aktienkurs dort ist, wo er ist», wenn die Strategie doch so erfolgreich sei, sagte der CEO. Gerade erst Ende 2018 hat die Bank eine dreijährige Restrukturierung abgeschlossen. «Wir versprechen, dass wir von nun an unseren Buchwert pro Aktie erhöhen werden, was mit der Zeit zu einem Anstieg des Aktienkurses führen dürfte», sagte Thiam am Freitag.
An der Generalversammlung waren rund 67 Prozent aller 2,56 Milliarden Aktienstimmen vertreten. Insgesamt kamen gut 1’300 Aktionäre am Freitag ins Zürcher Hallenstadion – etwas mehr als im Vorjahr mit knapp 1’200. Diese vertraten allerdings lediglich knapp 1,2 Prozent der anwesenden Aktienstimmen, der grosse Rest wurde durch einen unabhängigen Stimmrechtsvertreter wahrgenommen. Grosse Aktionäre – zu ihnen gehören etwa die Olayan Group, die Qatar Holding, Harris Associates, Blackrock oder der Norwegische Staatsfonds – liessen sich also allenfalls vertreten. (awp/mc/pg)