Zürich – Die skandalgeplagte Credit Suisse (CS) will mit einer neuen Organisation aus der Krise finden. Die Bank legt die bisher auf drei Divisionen verteilte Vermögensverwaltung wieder in einer Geschäftseinheit zusammen und beschneidet die Tätigkeiten der Investmentbank.
Die Credit Suisse gehe durch eine sehr schwierige Zeit, sagte Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório am Donnerstag in London vor Investoren. Mit der neuen Organisation solle in der CS nun auch eine Kultur von «Rechenschaft und Verantwortung» entstehen.
Der seit April amtierende Präsident hatte die Strategieüberprüfung kurz nach seinem Amtsantritt angekündigt – als Reaktion auf den milliardenteuren Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos und das Debakel um die Greensill-Anlagefonds.
Hohe Investitionen
Mit der Zusammenlegung der Vermögensverwaltung werden die vom früheren CS-CEO Tidjane Thiam eingeführten Strukturen wieder rückgängig gemacht. Gleichzeitig wird die Vermögensverwaltung in den kommenden Jahren mit hohen Investitionen ausgebaut. Bis 2024 will die Bank rund 500 zusätzliche Kundenberater einstellen.
Die Investment Bank dagegen erhält weniger Gewicht. Aufgegeben wird insbesondere das «Prime Services»-Geschäft – also das Geschäft mit den Hedgefonds-Kunden. In diesem Bereich hatte die CS im Frühling wegen dem Archegos-Zusammenbruch einen Verlust von 5 Milliarden Franken erlitten.
Beibehalten wird auch das Asset Management, über dessen Verkauf im Nachgang zum Greensill-Debakel verschiedentlich spekuliert worden war. Der Bereich soll sich nun auf höhermargige Produkte und ausgewählte Märkte fokussieren.
Keine Aussagen gab es am Donnerstag zu Personalfragen. Insbesondere wurde auch offen gelassen, wer in der ab Anfang 2022 geltenden neuen Organisation das Vermögensverwaltungsgeschäft leiten wird.
Die CS werde die Besetzung der Führungspositionen in den nächsten Wochen bekanntgeben, sagte CEO Thomas Gottstein in einer Medienkonferenz: Man verfüge über «starke externe und interne Kandidaten».
Verlust im Q4 angekündigt
Für das dritte Quartal vermeldete die CS einen Gewinnrückgang um 21 Prozent auf 434 Millionen Franken. Beeinflusst wurde das Resultat erneut von einer Reihe von Sonderbelastungen, darunter von Strafzahlungen wegen der Kreditvergabe an Mosambik, bei welcher es zu massiver Korruption gekommen war.
Rückstellungen nahm die Grossbank im dritten Quartal auch für Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit den Greensill-Fonds vor. Dagegen konnte sie Rücklagen über 235 Millionen im Zusammenhang mit den milliardenschweren Archegos-Verlusten wieder auflösen.
Weitere Belastungen gibt es im vierten Quartal. Dann wird die Grossbank eine Wertberichtigung über 1,6 Milliarden Franken aus dem Erwerb der US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette im Jahr 2000 vornehmen. Die Bank wird im letzten Jahresviertel entsprechend einen Verlust ausweisen. Weil die Wertberichtigung aber nicht liquiditätswirksam sei, würden die Kapitalquoten der Gruppe nicht verringert.
Markt enttäuscht
Am Markt wurden die Ankündigung der CS kritisch kommentiert: Die meisten Marktteilnehmer hatten klar einschneidendere strategische Einschnitte des neuen Präsidenten erwartet. Enttäuscht wurde auch, wer sich eine Veränderung an der Bankspitze erhofft hatte. Kurz vor Börsenschluss notierten CS 5 Prozent im Minus auf 9,41 Franken. (awp/mc/ps)