CS überrascht im 1. Quartal mit deutlichem Gewinnanstieg
Zürich – Die Credit Suisse hat im ersten Quartal trotz schwierigem Marktumfeld deutlich mehr verdient. Das Management sieht sich darin bestätigt, bei der Restrukturierung alles richtig gemacht zu haben. Entscheidend ist jetzt allerdings, dass die Grossbank die Erträge nachhaltig steigern und die Rentabilitätsziele erreichen kann.
Das Ergebnis übertraf die Prognosen gemäss AWP-Konsens auf allen Ebenen. Vor Steuern verdiente die zweitgrösste Schweizer Bank mit 1,06 Milliarden Franken rund 1 Prozent mehr, und der Reingewinn stieg um 8 Prozent auf 749 Millionen Franken.
«Die Vorteile der Restrukturierung kommen bereits zum Tragen», kommentierte Konzernchef Tidjane Thiam die Zahlen am Mittwoch. Der neue Geschäftsmix nach der Restrukturierung habe sich unter schwierigen Marktbedingungen bewährt.
Vermögensverwaltung über Erwartungen
In den vergangenen drei Jahren wurde das Investment Banking deutlich verkleinert, um die Bank unabhängiger vom Marktumfeld zu machen. Der Fokus der CS liegt damit nun schon seit längerem auf der Vermögensverwaltung: Die wichtigen Pfeiler der Bank sind die globale Vermögensverwaltungs-Division (IWM), aber auch das Schweizer Geschäft (Swiss Universal Bank) und die Region Asien-Pazifik.
Das Vermögensverwaltungsgeschäft bekam im ersten Quartal zwar auch eine geringere Kundenaktivität zu spüren. Dennoch spricht die Credit Suisse von einem erfreulichen Jahresauftakt im Kerngeschäft. Der Vorsteuergewinn im IWM stieg im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent auf 523 Millionen Franken und über traf damit die Marktprognosen deutlich. Die Swiss Universal Bank lieferte mit 550 Millionen den grössten Beitrag zum Ergebnis vor Steuern.
Im Vermögensverwaltungsgeschäft wurden insgesamt Netto-Neugelder in der Höhe von 9,6 Milliarden Franken erzielt. Die verwalteten Vermögen stiegen per Ende März auf die Rekordhöhe von 786 Milliarden.
Rückläufige Erträge
Das mittlerweile geschrumpfte Investment Banking soll in der neuen Strategie vor allem das Kerngeschäft unterstützen. Und die Credit Suisse liest am Ergebnis des ersten Quartal bereits erste positive Auswirkungen der Restrukturierung ab. Allerdings litt insbesondere das Beratungsgeschäft für Unternehmen (Investment Banking & Capital Markets) unter den schwierigen Bedingungen an den Finanzmärkten.
Die Erträge brachen um rund ein Drittel ein, und der Bereich war unprofitabel. Der vorübergehende teilweise Stillstand der US-Regierung habe ebenfalls nicht geholfen. Nach der Deal-Flaute sei nun aber die Pipeline mit anstehenden Transaktionen – Fusionen und Übernahmen – gut gefüllt.
Die Handelssparte Global Markets erzielte indes ein positives Vorsteuerergebnis von 283 Millionen Franken. Die Erträge sowohl im Aktien- als auch Anleihenverkauf und -handel seien gestiegen. Die bereits publizierten Ergebnisse grosser US-Banken hatten für den Berichtszeitraum eine deutliche Schwäche gezeigt.
«Sind dort, wo wir hin wollten»
Insgesamt war es für die Credit Suisse ebenfalls kein einfaches Quartal, was sich auch am Gesamtertrag zeigt. Dieser sank um 4 Prozent auf 5,39 Milliarden Franken. Bei einem Geschäftsaufwand von 4,24 Milliarden (-6 Prozent) ergibt sich ein Verhältnis aus Kosten und Erträgen (Cost-/Income-Ratio) von knapp 79 Prozent.
Im Verlauf des ersten Quartals verbesserte sich die Situation mit Blick auf die Märkte allerdings zunehmend: Auf einen schwierigen Januar und eine leichte Erholung im Februar folgte ein äusserst starker März, in dem die Bank den zweithöchsten Ertrag der letzten 39 Monate erwirtschaftete. Diese Dynamik habe sich im April fortgesetzt. Man könne aber anhand dessen noch keine Rückschlüsse für das Gesamtjahr 2019 ziehen.
«Wir sind nicht hier und sagen: alles ist gut», sagte Chef Thiam auch mit Blick auf das Marktumfeld. «Aber wir sind strategisch dort, wo wir die Bank haben wollten.»
Gutes Kapitalpolster
Künftig wird sich die Credit Suisse an ihren Zielen messen lassen müssen. Nicht wenig Unsicherheit herrscht am Markt darüber, ob im laufenden Jahr wirklich eine Rendite auf dem materiellem Eigenkapital (RoTE) von mindestens 10 Prozent erreicht werden kann. Bis 2021 soll sie sogar auf über 12 Prozent steigen. Die Kennzahl stieg im ersten Quartal auf 7,8 Prozent nach 5,5 Prozent 2018.
Die Kapitalisierung bewegt sich indes weiterhin innerhalb des eigenen Zielbereichs. Trotz Ertragsrückgang und einem sowohl methodisch als auch währungsbedingten Anstieg der risikogewichteten Aktiven hielten sich die Kapitalquoten per Ende März unverändert bei 12,6 Prozent (CET1-Kernkapitalquote) beziehungsweise bei 4,1 Prozent (Leverage-Ratio).
An der Börse schlossen Credit Suisse am Mittwoch praktisch unverändert bei 13,52 Franken. Kurz nach Eröffnung stiegen die Aktien noch deutlich an und erreichten im bisherigen Tageshoch noch 14,14 Franken (+3,4 Prozent). (awp/mc/pg)