Zürich – Der CEO der Credit Suisse, Tidjane Thiam, hat im vergangenen Jahr deutlich mehr verdient als im Jahr davor und gehört damit weiter zu den bestbezahlten Managern der Schweiz. Nicht nur das Erreichen von strategischen und finanziellen Zielen wurde beurteilt, auch «weiche» Faktoren wie Verhalten und Ethik spielten eine Rolle.
Insgesamt erhielt Thiam laut dem am Freitag veröffentlichten Geschäfts- bzw. Vergütungsbericht für das vergangene Jahr 2018 eine Totalentschädigung von 12,7 Millionen Franken. Dies sind rund 30 Prozent mehr als die 9,7 Millionen Franken für das Jahr davor. Im Vorjahr hatte der Franko-Ivorer «freiwillig» auf einen Teil seiner Boni verzichtet, entsprechend ist das Plus dieses Jahr relativ hoch.
Variabler Anteil stark gestiegen
Vor allem die variable Vergütung hat stark zugenommen, und zwar um fast 50 Prozent auf 9,30 Millionen Franken. Der fixe Lohnanteil war derweil leicht rückläufig und beträgt gut ein Viertel der Gesamtentschädigung. Die totale Vergütung entspricht aufgrund von (langfristig) aufgeschobenen Ansprüchen allerdings nicht dem tatsächlich ausbezahlten Lohn. Dieser lag laut Angaben der Bank «lediglich» bei gut 5,8 Millionen Franken.
Gemäss Vergütungsbericht wurde für den Lohn im vergangenen Jahr nicht nur die operative Leistung 2018 Jahr beurteilt, sondern es wurden auch die Ergebnisse der vor drei Jahren angekündigten Restrukturierung, die letztes Jahr offiziell abgeschlossen wurde, unter die Lupe genommen.
Dabei wurden etwa die Entwicklung des Vorsteuergewinns, aber auch die Kostenbasis oder die Kapitalisierung überprüft, wobei bei allen Kriterien deutliche Verbesserungen über die Periode verzeichnet wurden. Der bereinigte Vorsteuergewinn etwa stieg von 2,1 Milliarden 2015 auf 4,2 Milliarden Franken im vergangenen Jahr, die Kostenbasis wurde um 4,6 Milliarden auf 16,5 Milliarden Franken gesenkt und die Quote des harten Kernkapitals um 120 Basispunkte auf 12,6 Prozent verbessert.
Ausgeklügeltes Modell
Im ausgeklügelten Entschädigungsmodell – der Vergütungsbericht ist über 30 Seiten schwer – werden aber neben den strategischen und operativen Zielen auch die relative Performance, die Marktpositionierung sowie Kontroll-, Risiko- und Compliance-Faktoren beurteilt. Dass der CS-Aktienkurs im vergangenen Jahr 38 Prozent gefallen ist, hat sich dagegen nicht sichtbar im Lohn ausgewirkt.
Und nicht zuletzt gab es auch eine «nicht finanzielle Beurteilung» von Thiam, wobei u.a. Faktoren wie Talentmanagement, Verhalten und Ethik oder auch Teamwork und Leadership untersucht wurden. Dazu heisst es etwa: «Thiam ist mit gutem Beispiel vorangegangen, was das persönliche Engagement für die Verhaltens- und Ethikstandards der Gruppe betrifft.» Oder: «Thiam hat unter den Geschäftsleitungsmitgliedern einen Teamgeist und eine Zusammenarbeit gefördert, die sich in der ganzen Organisation verbreitet haben.»
Thiam liegt trotz der deutlich gestiegenen Entschädigung hinter seinem Konkurrenten bei der UBS zurück. Sergio Ermotti als CEO der grössten Schweizer Bank wurde für 2018 mit 14,1 Millionen Franken entschädigt, wie vor einer Woche bekannt wurde.
Thiam ist die Nummer Zwei
Die Löhne von Banken-CEOs gehören aber weiterhin zu den höchsten im Lande. Gemäss einer Zusammenstellung von AWP ist Thiam hinter Ermotti nämlich die Nummer Zwei unter den (bereits bekannten) Löhnen der wichtigsten börsenkotierten Schweizer Unternehmen (SLI-Unternehmen). Hinter den beiden Banken-CEOs folgen die Konzernchefs der drei Schwergewichte Roche, Novartis und Nestlé.
Neben Thiam haben auch die übrigen Geschäftsleitungsmitglieder gut verdient. Die Gesamtentschädigung der CS-Geschäftsleitung, zu der Ende Jahr 12 Mitglieder gehörten, beläuft sich auf 93,5 Millionen Franken. Im Vergleich zu den knapp 70 Millionen im Vorjahr ist das ein Plus von gut einem Drittel. Im Vergleich dazu: Bei der UBS verdiente das Top-Management letztes Jahr mit 100,8 Millionen Franken insgesamt ebenfalls etwas mehr.
Gesamtpersonalaufwand um 7% gesunken
Keine Erhöhung gab es dagegen im Gesamttopf der leistungsabhängigen Entschädigungen, dem Bonuspool. Mit knapp 3,2 Milliarden Franken war dieser nahezu unverändert gegenüber 2017. Der gesamte Personalaufwand der zweitgrössten Schweizer Bank ging dagegen um 7 Prozent auf 10,4 Milliarden Franken zurück, was laut CS dem Branchentrend entspricht.
Aber auch der Verwaltungsrat mussten nicht darben. CS-Präsident Urs Rohner beispielsweise erhielt für Zeit von der Generalversammlung 2018 bis 2019 4,7 Millionen Franken zugesprochen, wobei lediglich 1,5 Millionen davon in CS-Aktien vergütet werden. Im Vergleich zum UBS-Präsidenten, der 6,0 Millionen erhielt, liegt Rohner damit deutlich zurück.
Zwei neue Verwaltungsräte
Wie die Bank ausserdem mitteilte, sollen an der Generalversammlung vom 26. April zwei neue (nicht-exekutive) Verwaltungsräte in das Gremium gewählt werden. Zur Wahl stehen Christian Gellerstad und Shan Li zur Wahl. Gellerstad ist den Angaben zufolge ehemaliger Chief Executive Officer (CEO) von Pictet Wealth Management. Shan Li ist derweil CEO von Silk Road Finance Corporation Limited in Hongkong. Er besitze viel Erfahrung insbesondere im für die Bank wichtigen chinesischen Markt.
Nicht mehr zur Wahl stehen derweil Alexandre Zeller, der er als geschäftsführender Teilhaber zu Lombard Odier wechseln wird, und Andreas Koopmann. (awp/mc/pg)