Asoka Wöhrmann, Co-CIO bei Deutsche Asset & Wealth Management
Zürich – An den Finanzmärkten sollte man vor Faustregeln auf der Hut sein. Irgendwann entpuppen sie sich als faustdicke Irrtümer. Die folgende gilt freilich nach wie vor: Läuft die Wirtschaft in den USA rund, kommen Schwellenländer unter Druck. Der Grund: Die Richtung der Kapitalströme ändert sich.
Von Asoka Wöhrmann, Co-CIO bei Deutsche Asset & Wealth Management
Die Leitzinserhöhungen in den USA zwischen 1993 und 1998 führten beispielsweise zu Kapitalabflüssen aus Asien, Lateinamerika und Osteuropa und zu einer Reihe von Krisen: 1994 in Mexiko, 1997 in Asien und 1998 in Russland. Die Parallelen zu heute sind evident. Auf die Ankündigung der US-Notenbank, sich von der ultralockeren Geldpolitik schrittweise zu verabschieden, reagierten die Anleger sehr sensibel und zogen Kapital aus den Schwellenländern ab, denn dies kündigte höhere Zinsen in den USA an.
Fehlende Differenzierung in der Beurteilung von Schwellenländern
Daraufhin gaben die Kurse an deren Anleihe- und Aktienmärkte nach. Eine ausreichende Differenzierung findet dabei allerdings zu selten statt. Sicherlich gibt es auch zurzeit wieder Länder, die über ihre Verhältnisse leben. Als Krisenkandidaten gelten die Türkei oder Südafrika, deren Leistungsbilanzdefizite 2014 wir auf 5,9 und 4 Prozent schätzen. Doch viele Schwellenländer weisen solidere Zahlen aus. So ist Indien weniger stark auf Auslandskapital angewiesen, China gar nicht. Dennoch fielen die Kurse in Shenzhen und Shanghai. Verantwortlich dafür waren Meldungen, dass sich das Wachstumstempo im Reich der Mitte verringert. Einerseits will die Regierung das Kreditwachstum bremsen, da es die Wirtschaft belastet. Andererseits treibt sie wirtschaftliche Reformen voran, um das strukturelle Wachstum zu stärken. Wir glauben, dass China von der Metamorphose zum reform- und konsumgetriebenen Wachstumsmodell profitieren wird.
Trotz einiger schwächelnder Schwellenländer dürfte die Weltwirtschaft solide wachsen. Dafür spricht, dass die Ökonomien sowohl in den USA als auch in Japan und in der Eurozone zulegen. Die Dynamik in den Industrieländern lässt steigende Zinsen und damit tendenziell rückläufige Anleihekurse erwarten – ein Belastungsfaktor für Aktien. Doch die wirtschaftliche Beschleunigung sollte den Unternehmensgewinnen Auftrieb verleihen. Das wiederum spricht dafür, Aktien im Portfolio höher zu gewichten. Auch diese Faustregel gilt noch.
Neun aktuelle Positionen für den Monat April:
- Erwartetes Wachstum der Weltwirtschaft für 2014: 3,7%
- Wachstum in der Eurozone gewinnt langsam an Fahrt: 0,9% (2014)
- Erwartung für den Euro Stoxx 50 in zwölf Monaten: 3.400 Punkte (Dax: 10.150 Punkte)
- Fed-Tapering: Quantitative Easing endet voraussichtlich im dritten Quartal 2014
- Die Leitzinsen bleiben in den USA, in Japan und in der Eurozone niedrig.
- Renditeanstieg zehnjähriger Bundesanleihen in Sicht: 2,25% (per März 2015)
- Risiken für die Aktienmärkte: Der Zinsanstieg in den USA dürfte die Kapitalmärkte in den Schwellenländern belasten. Hinzu kommen politische Unsicherheiten in einigen Schwellenländern
- Starker Euro im Visier der Europäischen Zentralbank
- Vermögensaufteilung des ausgewogenen Modellportfolios für Kunden in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika: Anleihen: 41,8%, Aktien: 46,8%, Absolute Return: 10%, Rohstoffe: 1,4%
Deutsche Asset & Wealth Management
Mit 923 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen (Stand Dezember 2013) ist Deutsche Asset & Wealth Management¹ einer der führenden Vermögensverwalter weltweit. Deutsche Asset & Wealth Management bietet Privatanlegern und Institutionen weltweit eine breite Palette an traditionellen und alternativen Investmentlösungen über alle Anlageklassen. Deutsche Asset & Wealth Management steht zudem für massgeschneiderte Wealth Management-Lösungen und eine ganzheitliche Betreuung wohlhabender Privatanleger und Family Offices.
¹ Deutsche Asset & Wealth Management ist der Markenname für den Asset Management & Wealth Management-Geschäftsbereich der Deutsche Bank AG und ihrer Tochtergesellschaften. Die jeweils verantwortlichen rechtlichen Einheiten, die Kunden Produkte oder Dienstleistungen der Deutsche Asset & Wealth Management anbieten, werden in den entsprechenden Verträgen, Verkaufsunterlagen oder sonstigen Produktinformationen benannt.