Pensionskassen: Angemessene Anlagestrategien wichtiger denn je

Pensionskasse

(Foto: eyetronic - Fotolia.com)

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Zürich – Neben dem Tiefzinsumfeld stellt die Demografie die grösste Herausforderung für die Pensionskassen dar. Pensionskassenvertreter erachten in diesem Kontext vor allem den zu hoch angesetzten Mindestumwandlungssatz als problematisch und begrüssen daher mit grosser Mehrheit den Vorschlag des Bundesrats, den Mindestumwandlungssatz zu senken. Die geht aus der Studie «Schweizer Pensionskassen 2014 – Perspektiven in der Demografie und im Anlagemanagement» von Ökonomen und Strategieberatern für institutionelle Kunden der Credit Suisse hervor. Sie basiert auf einer Umfrage bei über 250 Schweizer Vorsorgeeinrichtungen.

Nach einer langen Phase mit anhaltend tiefen Zinsen und zu Beginn der Pensionierungswelle der Baby-Boomer steht die zweite Säule vor Herausforderungen. Die Ökonomen und Strategieberater für institutionelle Kunden der Credit Suisse analysieren in der neuesten Ausgabe der Studie zu den Schweizer Pensionskassen die von den befragten Vorsorgeeinrichtungen genannten zentralen Herausforderungen Demografie und Verwaltungskosten. Weiter gehen sie auf die Vorteile eines langfristigen Anlagehorizonts und verschiedene Risikomanagement-Strategien ein.

Mehrheit der Pensionskassen unterstützt «Altersvorsorge 2020»
Mehr als die Hälfte der befragten Pensionskassenverantwortlichen zählen die Demografie zu den grössten Herausforderungen. 82% der Umfrageteilnehmer sind der Auffassung, dass die demografische Entwicklung in Kombination mit dem versicherungstechnisch zu hoch angesetzten Mindestumwandlungssatz das Problem der Umverteilung zwischen den aktiven Versicherten und Rentenbezügern weiter verschärft. Viele Pensionskassenvertreter erachten die Demografie auch insofern als Herausforderung, da sie gemäss 63% der Befragten höhere Sparbeiträge bedingt oder zu einem Leistungsabbau (50%) in Form von tieferen Renten und/oder eines höheren Rentenalters führt.

In diesem Zusammenhang befürwortet die Mehrheit der befragten Pensionskassenvertreter das Reformpaket «Altersvorsorge 2020» des Bundesrats: 16% der Befragten begrüssen dieses klar, 57% sind eher dafür. Von den Einzelelementen des Pakets erhalten das vorgeschlagene Referenzalter 65 für beide Geschlechter (63% klar dafür) und die Senkung des Mindestumwandlungssatzes auf 6.0% (64% klar dafür) am meisten Zuspruch. Einzig den Vorschlag, eine Pensionierung frühestens ab 62 zu ermöglichen, lehnt eine Mehrheit von 56% eher oder klar ab.

Demografische Alterung führt zu langsamer wachsendem Kapitalstock und kaum veränderter Anlageallokation
Die von den Ökonomen der Credit Suisse durchgeführten Modellrechnungen in der Studie zeigen, dass die demografische Alterung bis 2050 zu einem weniger rasch wachsenden, aber nicht zu einem sinkenden Kapitalstock in der 2. Säule führen dürfte. Zwar könnte der jährliche Saldo zwischen einbezahlten Beiträgen und ausbezahlten Sozialleistungen negativ werden, die anfallenden Kapitalerträge dürften dies aber mehr als ausgleichen. Dennoch implizieren alle berücksichtigten Demografie-Szenarien, vor allem zwischen etwa 2020 und 2035, eine merkliche Verlangsamung des Kapitalwachstums. Die gesellschaftliche Alterung dürfte aufgrund ihres Einflusses auf die Risikofähigkeit der Vorsorgeeinrichtungen auch Auswirkungen auf die Anlageallokation der Pensionskassen haben.

Pensionskassenvertreter rechnen insbesondere mit einem langfristig leicht sinkenden Aktienanteil. Die Studienautoren zeigen in ihren Berechnungen, dass ein höheres Durchschnittsalter der aktiven Versicherten tatsächlich einen statistisch signifikanten, aber bisher sehr moderaten negativen Effekt auf die Aktienquote von Schweizer Vorsorgeeinrichtungen hatte. Sie erwarten auch in Zukunft allein aufgrund der demografischen Entwicklungen keine grundlegende Veränderung der Anlageallokation bei Schweizer Vorsorgeeinrichtungen.

Pensionskassen schöpfen Diversifikationsmöglichkeiten nicht vollständig aus
Angesichts der aktuellen Herausforderungen kommt der Anlagestrategie von Pensionskassen eine besonders wichtige Rolle zu. Rund 54% der befragten Vorsorgeeinrichtungen setzen bei der Definition der Anlagestrategie Portfolio-Optimierungen ein. Dabei hat sich die Anwendung der modernen Portfoliotheorie nach Markowitz als Standard etabliert. Diese Methode nutzt die Vorteile der Diversifizierung über verschiedene Anlageklassen aus, um risiko-rendite-optimierte Portfolios zu bilden. Die Studie zeigt, dass die theoretisch effizienten Anlageallokationen aufgrund regulatorischer Vorgaben für Schweizer Pensionskassen unerreichbar sind.

Doch selbst innerhalb des im regulatorischen Rahmen Möglichen scheinen Schweizer Vorsorgeeinrichtungen die Diversifikationsmöglichkeiten nicht optimal auszunutzen. Gründe dafür können weitergehende interne Richtlinien sein, welche Investitionen in bestimmte Anlageklassen zusätzlich einschränken oder die Tendenz, überproportional in heimische Anlagenklassen zu investieren (sogenannter «Home Bias»). Es kann zudem sein, dass die Pensionskassen bei gewissen Anlageklassen, wie zum Beispiel Immobilien, keine geeigneten Anlageobjekte auf dem Markt finden.

Langfristiger Anlagehorizont zahlt sich aus
Ein längerer Anlagehorizont bringt für Investoren Vorteile mit sich, wie die Studienautoren darlegen. Kursschwankungen bei Schweizer Aktien waren zwischen 1900 und 2012 erwartungsgemäss grösser als bei Obligationen. Mit zunehmender Haltedauer der Aktien nahmen aber die durchschnittlichen Renditeausschläge ab. Ab einer Haltedauer von 14 Jahren waren keine negativen Renditen mehr zu verzeichnen. Diese Erkenntnis lässt sich auch auf andere Anlagenklassen übertragen. Pensionskassen weisen klar die Charakteristiken eines langfristigen Investors auf. Tatsächlich zeigt die Umfrage jedoch, dass nur 39% der Vorsorgeeinrichtungen ihre Anlagestrategie auf einen Zeitraum ausrichten, der länger als fünf Jahre ist. 59% gaben einen eher kurzfristigen Zeithorizont von zwei bis fünf Jahren an. 36% der Pensionskassen änderten ihre Strategie in den letzten zehn Jahren drei bis fünf Mal. Als Hauptgründe für diese Anpassungen gaben jeweils mehr als die Hälfte der Pensionskassen die Finanzkrisen und die Aufnahme neuer Anlageklassen an.

Pensionskassen zeigen hohes und differenziertes Kostenbewusstsein
Schweizer Pensionskassenverantwortliche zeigen gemäss der Umfrage ein hohes und differenziertes Kostenbewusstsein. Mehr als die Hälfte der Pensionskassen erachtet das Thema Kosten als wichtig oder sehr wichtig, auch wenn es bei einigen Vorsorgeeinrichtungen momentan nicht im Fokus steht. Weitere 38% haben sich bereits mit der Kostenfrage bis auf weiteres abschliessend auseinandergesetzt. Aufgrund dieser Ergebnisse überrascht es nicht, dass die Pensionskassen gemäss der Umfrage das Kostensenkungspotenzial als weitgehend ausgeschöpft betrachten. Die Mehrheit der Vorsorgeeinrichtungen gab auch an, dass Diversifikationseigenschaften und Nettorendite wichtigere Kriterien bei der Auswahl der Anlagen sind, als das Bestreben die Vermögensverwaltungskosten um jeden Preis zu senken. Dies erachten die Studienautoren als sinnvoll, denn nicht nur die Vermögensverwaltung verursacht Kosten, auch entgangene Renditequellen oder nicht ausgeschöpftes Diversifikationspotenzial stellen erhebliche Opportunitätskosten dar. (CS/mc/pg)

Studie

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