Der Moneycab-Börsenblog: Schweizer Biotechaktien sind wieder Geld wert

Der Moneycab-Börsenblog: Schweizer Biotechaktien sind wieder Geld wert

Der wöchentliche Blick an die Börse von Robert Jakob

Die Schweiz ist nicht nur das Land von Banken, Schokolade und Big Pharma, sondern ein Biotech-Land. Die Biotechnologieszene hat allerdings an der Börse schwere Zeiten hinter sich. Diese scheinen jetzt vorbei, denn einige gute Unternehmen stehen in den Startlöchern für höhere Kurse. Dabei gilt es die Spreu vom Weizen zu trennen.

Kurz vor der Finanzkrise schien die Euphorie zunächst grenzenlos, so grenzenlos, dass Firmen an die Schweizer Börse gehen konnten, die gerade mal einen Medikamentenkandidaten in die klinische Prüfungsphase II geschickt hatten. Auf den Hochmut folgt bekanntlich der Fall. Der Biotech-Index wurde von der Schweizer Börse SIX kurzerhand in die Wüste geschickt und ist heute ein gemischter Index SXI Bio+Medtech® aus überwiegend Medizinaltechnik. Auf das frühere breite Spektrum kleinerer Werte wurde verzichtet. Zu katastrophal war die Bilanz der Entwicklungsboutiquen von Arpida über Addex bis Cytos. Es brauchte ein halbes Jahrzehnt und ein exzellentes allgemeines Börsenumfeld bis sich ein Schweizer Biotech-Unternehmen wieder an die Börse traute. Damit war die Durststrecke aber kürzer als in Deutschland. Für Anleger ist das Wiedersehen geglückt. Molecular Partners, so der Name des Erfolgs-IPO, eröffnete Ende 2014 deutlich über dem Ausgabepreis von 22,40 CHF und liegt auch heute noch darüber. Molecular Partners setzt auf seine „Darpins“. Das sind im weitesten Sinn künstliche Antikörper, mit denen Diagnostik und Therapie vereinfacht werden können.

Solche universell einsetzbaren Plattformtechnologien werden häufig als Investmentstory verkauft. Bei Addex aus Genf, einem für Anleger traurigen Kapitel aus der Zeit der übertriebenen Erwartungen sind es allosterische Modulatoren, die als Wunderwaffe auftraten. Nach zahlreichen Enttäuschungen bei klinischen Studien hängen die Aktien von Addex am seidenen Faden. Erstzeichner aus 2007 sind hier mit ihrem Engagement wenig glücklich. Von den ursprünglich 73 Franken sind nur noch rund zwei übrig.

Eigentlich ideales Umfeld
Nach dem Börsenerfolg von Molecular Partners ist es wieder etwas ruhiger geworden: Natürlich leidet jetzt auch die Schweizer Biotechbranche unter dem starken Franken, fallen doch die Entwicklungskosten im Hochwährungsraum an. Allerdings ist das Arbeitsumfeld in der Schweiz dermassen stimulierend, dass sich trotz hoher Kosten und mancher Börsenflopps eine schlagkräftige Entwicklerszene herausgebildet hat. Geschätzte 15’000 Mitarbeitende zählt die Branche, fast doppelt so viele wie in Deutschland. Pro Kopf gerechnet produziert die kleine Schweiz die meisten Patente weltweit. Auch hier sind es doppelt so viele pro Kopf wie in Deutschland (insgesamt weit über 1000 pro Jahr). An guten Ideen und guten Mitarbeitern mangelt es nicht. Neben Lausanne und Basel ist Zürich Schweizer Biotech-Hochburg. Hier gibt es die meisten Firmen.

Hier sitzen auch die meisten Venturekapitalisten und die grössten Banken. Nachdem Letztere in den Jahren nach Ausbruch der Finanzkrise ihre Research-Aktivitäten im Biotechsektor abgebaut hatten, beobachten Brancheninsider seit einiger Zeit Personalrekrutierungen. Die Banken wittern also wieder gute Geschäfte, und das muss kein schlechtes Zeichen sein. Wichtig für den Anleger ist es, nicht auf vollmundige Versprechen hereinzufallen. Das gilt nicht nur bei Börsengängen, sondern auch für bereits bestehende Börsentitel. Wer beispielsweise im günstigsten Moment auf die Firma Santhera setzte, konnte innert kurzer Zeit 5000 Prozent gewinnen. Bei einem Kurs von 2,31 Franken war das Baselbieter Biotechunternehmen, das Medikamente für seltene Krankheiten (orphan drugs) zur Marktreife bringt, vor drei Jahren fast ein Pennystock. Dann aber kam der Turnaround. Innerhalb weniger Monate stieg die Aktie von ihrem Tief bei 2,31 CHF sogar auf über 100 Franken, ein Anstieg von rund 5000%. Ausgelöst wurde die massive Aufwärtsbewegung durch den Erfolg einer klinischen Studie für das Medikament Catena zur Behandlung der Krankheit Duchenne-Muskeldystrophie. Komplizierter Sachverhalt, einfache Reaktion: Das Unternehmen fand frische Geldgeber und hatte plötzlich wieder eine strahlende Zukunft.

Günstige Finanzierung und Vorsicht vor Trittbrettfahrern
Die Niedrigzinsen sind jetzt ein Segen für die kapitalintensive Biotechbranche. Die Finanzierung ist um vieles leichter geworden. Damit bleibt mehr Luft zum Atmen, will heissen zum Abschluss der vor einer Medikamenten-Zulassung nötigen klinischen Studien oder zum Hochfahren der ersten Umsätze. So konnte beispielsweise die Basler Entwicklungsboutique Basilea die Umsätze ihrer bereits zugelassenen Antibiotika Isavuconazol und Ceftobiprol im letzten halben Jahr vervielfachen. Für Anleger ergeben sich Chancen, denn die Aktie von Basilea notiert immer noch auf dem Erstausgabekurs beim Börsengang.

Fliessendes Geld lockt naturgemäss auch Trittbrettfahrer an. So werden schon häufig von verschiedenen Vermittlern Aktien von noch nicht kotierten Firmen angeboten. Die Provisionsjäger reden dann meist von Evaluation des Börsengangs oder ähnlichen Sprechblasen. Hier ist höchste Vorsicht geboten. Anleger sollten immer darauf achten, welche Erfolge ein Biotechunternehmen und vor allem sein Management in der Vergangenheit vorzuweisen hat und nicht nur auf vollmundige Versprechungen hören. Dabei ist aufgrund der komplexen Materie der Rat eines Biotech-Fachmanns noch wichtiger als der eines Bankers.

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Zum Autor:
Robert Jakob ist promovierter Naturwissenschaftler und Buchautor und arbeitete sowohl in der Grundlagenforschung als auch für Verlage, Versicherungen und Banken. Seit Jahrzehnten ist der Wissenschaftler und Kommunikationsspezialist ein ausgewiesener Kenner der Finanzszene. Er leitete nicht nur die Redaktion des Swiss Equity Magazins (einem Tochterunternehmen der NZZ), sondern dortselbst auch das Team der Aktienanalysten.

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