Der Moneycab-Börsenblog: Steinhoff – Die Insider sagen Good-Bye

Der Moneycab-Börsenblog: Steinhoff – Die Insider sagen Good-Bye

Der wöchentliche Blick auf die Wirtschaftswelt von Robert Jakob

Die Zeit heilt bekanntlich alle Wunden. So zumindest das Sprichwort. Bei Steinhoff gilt diese Regel nur eingeschränkt. Denn seit der Bilanzskandal ruchbar wurde, stehen die Kleinaktionäre, welche ihr Geld in die Aktien des Möbelhändler-Konklomerats gesteckt haben, im Regen. Sie wissen nichts über das wahre Ausmass des Skandals. Allerdings gibt es untrügliche Zeichen, dass das meiste Geld verloren ist und das sind die Insiderverkäufe. Natixis, JP Morgan und Commerzbank haben sich als Gläubiger des im MDAX gelisteten Unternehmens von ihren Schuldtiteln getrennt. Die genauen Details werden nicht gross publik gemacht, aber die Schuld-Titel gingen zu hohen zweistelligen Abschlägen über den Auktionstisch.

Bezeichnenderweise heisst eine der Filialen von Steinhoff POCO, zu deutsch wenig. Dass jetzt der Steinhoff-Gründer Christo Wiese seinen Anteil am angeschlagenen südafrikanisch-deutschen Möbelkonzern Steinhoff laut einer Mitteilung der niederländischen Börsenaufsicht auf nur noch 6,2 Prozent nach zuvor rund 21 Prozent reduziert hat, zeigt, wie aussichtslos die Lage ist. Wiese kann als ehemaliger Aufsichtsratschef als Insider betrachtet werden. Ein Insider ist jemand, der eine eventuell kursbeeinflussende Nachricht aus einem Unternehmen früher als die Masse der übrigen Anteilseigner und Marktteilnehmer erhält. Zu den Insidern zählen neben dem Geschäftsführer auch der Finanzchef und die Mitglieder der Aufsichtsgremien eines Unternehmens, also auch alle Mitglieder von Verwaltungs- oder Aufsichtsrat.

Wer als Insider sein Wissen über die Börse zu Geld machen will, läuft natürlich Gefahr, strafrechtlich belangt zu werden. Schon allein aus diesem Grund wird sich Wiese seinen Verkauf wohl überlegt haben. Ein Totalverkauf würde ihn in ganz schlechtem Licht dastehen lassen. Ein Teilverkauf sieht weniger schlimm aus. Die Tatsache, dass Grossaktionär Wiese sich aber von drei Viertel all seiner Steinhoff-Aktien still getrennt hat, muss als das schlimmstes aller Verkaufssignale gedeutet werden. Denn würde er an die Werthaltigkeit seines Unternehmens glauben, hätte er das nicht getan. Wäre die Lage nicht extrem katastrophal, hätte er den Löwenanteil seiner Aktien behalten.

Ein Blick in die jüngere Vergangenheit lässt schlimmstes befürchten. So trennte sich beispielweise der Chef des grossen Holzhändlers China Forestry von einem guten Teil der Aktien seiner Firma. Angeblich weil er das Geld diversifiziert im Kupfermarkt investieren wollte. Bald darauf war China Forestry nach Eingeständnis von Bilanzmanipulationen pleite. Vielen Anlegern sollten auch die Verkäufe von Insidern bei Firmen wie Biber Holding, Infomatec, Fantastic Corporation, Ixos als Menetekel verstehen. All diese Firmen existieren an der Börse nicht mehr. Eine nachhaltige Erholung der Steinhoff-Aktie ist unwahrscheinlich, und die Anleihegläuber können sich auf einen sehr kurzen „hair cut“ einstellen. Die Möbelgruppe mag ganz oder eher in Teilen überleben, aber die früheren Aktienkurse dürften nie wieder kommen.


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Zum Autor:
Robert Jakob ist promovierter Naturwissenschaftler und Buchautor und arbeitete sowohl in der Grundlagenforschung als auch für Verlage, Versicherungen und Banken. Seit Jahrzehnten ist der Wissenschaftler und Kommunikationsspezialist ein ausgewiesener Kenner der Finanzszene. Er leitete nicht nur die Redaktion des Swiss Equity Magazins (einem Tochterunternehmen der NZZ), sondern dortselbst auch das Team der Aktienanalysten.

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