Der Moneycab-Börsenblog: Warum Teva jetzt ein Schnäppchen ist

Der Moneycab-Börsenblog: Warum Teva jetzt ein Schnäppchen ist

Der wöchentliche Blick auf die Wirtschaftswelt von Robert Jakob

Seit Monaten kennt die Aktie des israelischen Pharmariesen Teva nur eine Richtung: südwärts. Bei jeder schlechten Nachricht hagelt es sofort zweistellige Kursverluste. Wann hat das ein Ende? Wann enden die Verleiderverkäufe? Das fragen sich investierte Anleger zu Recht.

In einem Jahr hat sich der Aktienkurs geviertelt. Auf Zweijahressicht hat er sich gesechstelt. In diesem Jahr sind vor allem die Volumen kräftig nach oben geschossen. Mitschuld trägt Allergan. Das irische Unternehmen hatte seine Generikasparte mit Namen Actavis für 40,5 Milliarden Dollar an die Israelis verkauft und neben teurem Bargeld auch 10% der Teva-Aktien erhalten. Diese schmeissen die Iren jetzt auf den Markt und beschleunigen den Teufelskreis.

Neben zahlreichen Managementfehlern der gröberen Art leidet Teva vor allem am Auslaufen der Rechte an seinem Blockbustermedikament Copaxone. Ironie des Schicksals: Copaxone ist ein Originalmedikament und kein Generikum. Teva ist der weltgrösste Produzent von Nachahmermedikamenten (Generika) und verbrennt sich gerade ausgerechnet mit einem Originalmedikament die Finger. Zwar hat man versucht, über den klassischen Trick der veränderten Verabreichungsform des Originals, Patentschutzverlängerung zu ergattern, doch das scheitert gerade kläglich. Im nächsten Jahr dürfte Teva daher rund eine Milliarde Dollar an Cashflow wegbrechen. Analysten rechnen für 2018 mit rund 3 Milliarden Cashflow bei einer Verschuldung von rund 30 Milliarden, hauptsächlich aus der Actavis-Übernahme. Das ist alleine noch nicht beunruhigend, trotz einer von 35 auf 29% gefallenen EBITDA-Marge (bei einem Jahresumsatz von 22 Milliarden USD). Aber Teva hat die Analysten und das Momentum gegen sich. Der neue CEO Kare Schultz muss zunächst mit einem Umsatzschwund leben und gerade deshalb die Margen verbessern. Da das Zeit braucht, wird die Teva-Aktie noch für eine Menge Kurskapriolen gut sein.

Teva publiziert regelmässig Quartalszahlen unter Ausschluss von Sonderfaktoren, was nicht gerade vertrauensfördernd ist, wenn diese „Earnings before bad stuff“ als Mass aller Dinge zuvorderst publiziert werden. Im Q3 2017 lag der so ausgewiesene Gewinn bei 1 Dollar pro Aktie. Korrekt zu Ende berechnet ist er nur halb so hoch. Aber selbst dann ergibt sich im augenblicklichen Zustand ein selten niedriges KGV von unter 6. Das Kursmassaker bei Teva stellt also eine Einstiegsmöglichkeit für Anleger dar, die an die Zukunft des Generika-Geschäfts glauben, und diese Zukunft gibt es. Viele Anleger haben aber weiter Angst in ein fallendes Messer zu greifen.


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Zum Autor:
Robert Jakob ist promovierter Naturwissenschaftler und Buchautor und arbeitete sowohl in der Grundlagenforschung als auch für Verlage, Versicherungen und Banken. Seit Jahrzehnten ist der Wissenschaftler und Kommunikationsspezialist ein ausgewiesener Kenner der Finanzszene. Er leitete nicht nur die Redaktion des Swiss Equity Magazins (einem Tochterunternehmen der NZZ), sondern dortselbst auch das Team der Aktienanalysten.

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