Deutsche Bank: Ackermann hält US-Klagewelle für unbegründet
Josef Ackermann, Vorstandsvorsitzender Deutsche Bank.
Frankfurt am Main – Die Deutsche Bank sieht sich zu Unrecht von einer Klagewelle in den USA getroffen. «Wir halten die gegen uns in den USA erhobenen Klagen für unbegründet, gleichwohl nehmen wir sie sehr ernst», liess Vorstandschef Josef Ackermann am Donnerstag erklären.
Die Staatsanwaltschaft von Los Angeles wirft dem grössten deutschen Geldinstitut vor, gepfändete Häuser verwahrlosen zu lassen, finanzschwache Bewohner zu drangsalieren und widerrechtlich zu vertreiben. Am Dienstag hatte die Bundesstaatsanwaltschaft in Manhattan in einem anderen Fall Klage erhoben: Die Deutsche Bank und eine US-Tochterfirma sollen Angaben zu Krediten für Eigenheimbesitzer geschönt haben, damit der Staat die Finanzierungen absichert.
Lessons learned?
Ackermann betonte: «Die Bank hat ihre Lehren aus der Finanzkrise gezogen. Ich selbst betone seit Jahren, dass kein Geschäft es wert ist, den guten Ruf der Deutschen Bank aufs Spiel zu setzen.» Die Staatsanwaltschaft von Los Angeles erklärte am Mittwoch (Ortszeit), die Deutsche Bank sei nicht das einzige Kreditinstitut, das gegen das Gesetz verstosse: «Sie ist aber der schlimmste und am wenigsten zugängliche Übeltäter.» Die Deutsche Bank habe sich in Los Angeles mehr als 2.200 Häuser bei Zwangsvollstreckungen unter den Nagel gerissen und notwendige Reparaturen unterlassen. In ihrer Klage führt die Staatsanwaltschaft Missstände in 166 Immobilien ins Feld. Ganze Gegenden verkämen, die Kriminalität nehme zu.
Milliardenstrafe droht
Die Bank wies die Vorwürfe zurück. «Die Deutsche Bank ist in ihrer Rolle als Treuhänderin nicht für die Zwangsvollstreckungen verantwortlich. Dies sind vertragsgemäss die sogenannten Loan Servicer», erklärte ein Konzernsprecher in Frankfurt. Seit über einem Jahr habe die Bank der Staatsanwaltschaft mehrfach Hilfe angeboten, die Loan Servicers zu kontaktieren – vergeblich. Die Bank vertritt als Treuhänder die Interessen von Investoren, die Kreditpakete aufgekauft haben. Sie leitet etwa Gelder weiter und verwaltet Dokumente. Ihr Name taucht daher auf vielen offiziellen Schreiben auf. Für Pfändungen sind die Servicer zuständig. Juristische Niederlagen könnten den Dax-Konzern teuer zu stehen kommen: Im Fall Manhattan droht eine Milliardenstrafe. In Los Angeles sprachen die Staatsanwälte von «möglicherweise mehreren hundert Millionen Dollar». (awp/mc/ps)