Deutsche Bank: Einigung im US-Hypotheken-Streit kostet 7,2 Milliarden Dollar

John Cryan

John Cryan, Vorstandschef Deutsche Bank. (Foto: Deutsche Bank)

Frankfurt – Die Deutsche Bank kommt im Streit um dubiose Hypothekengeschäfte in den USA mit einem blauen Auge davon. Deutschlands grösstes Geldhaus zahlt 3,1 Milliarden Dollar (2,96 Mrd Euro) an Zivilbusse; hinzu kommen über mehrere Jahre gestreckt 4,1 Milliarden Dollar an finanziellen Erleichterungen für Kreditnehmer in den USA. Auf einen entsprechenden Vergleich mit der US-Justiz einigte sich das Institut nach monatelangen Verhandlungen, wie die Bank in der Nacht zum Freitag mitteilte.

Die scheidende US-Regierung von Barack Obama hatte zuletzt aufs Tempo gedrückt in den Verhandlungen mit Banken, denn im Januar übernimmt Donald Trump das Präsidentenamt. Nur wenige Stunden nach der Einigung mit der Deutschen Bank verkündete auch die Credit Suisse einen Vergleich wegen fragwürdiger Hypothekendeals, der mit 5,3 Milliarden Dollar ein Stück niedriger ausfällt als bei den Frankfurtern. Dagegen sehen sich die Regierung und die britische Grossbank Barclays in einem ähnlichen Fall vor Gericht wieder.

Viertes Quartal wird belastet
Für einen Teil der Summe hatte die Deutsche Bank bereits Geld zurückgelegt – allerdings nicht genug. Die Strafgeldzahlung werde das Ergebnis im vierten Quartal mit etwa 1,17 Milliarden US-Dollar vor Steuern belasten, hiess es. Das ist finanziell gut zu verkraften: Die Frankfurter haben in den ersten neun Monaten des Jahres vor Steuern 1,6 Milliarden Euro verdient.

«Ob die Erleichterungen für Verbraucher finanzielle Auswirkungen haben, hängt von den endgültigen Bedingungen des Vergleichs ab», hiess es. Derzeit werde daraus kein wesentlicher Einfluss auf das Ergebnis des Geschäftsjahres 2016 erwartet. Im Vorjahr hatte die Bank einen Rekordverlust von unter dem Strich 6,8 Milliarden Euro hinnehmen müssen – wegen Rechtsstreitigkeiten und dem laufenden Konzernumbau.

US-Justiz forderte 14 Milliarden Dollar
Die Aktionäre zeigten sich erleichtert: Die Papiere der Deutschen Bank kletterten am Morgen um 3 Prozent und erreichten zwischenzeitlich den höchsten Stand seit März. Die Aktien entfernten sich damit weiter von ihrem Rekordtief von 9,898 Euro Ende September, als die Sorgen über eine sehr hohe Zahlung im Hypothekenstreit den Kurs belastet hatte.

Börsenbriefautor Hans Bernecker sieht die «Kuh vom Eis». Auch Daniel Saurenz von Feingold Research hält das Ergebnis des US-Vergleichs für gut verkraftbar, weil sich die Zahlungen an US-Konsumenten auf mehrere Jahre verteilen.

Ursprünglich hatte eine Strafe von 14 Milliarden Dollar gedroht. Mitte September hatte das US-Justizministerium mit dieser Forderung die Anleger der Deutschen Bank in höchste Alarmstufe versetzt. Das Bekanntwerden liess den Börsenwert des Instituts einbrechen und löste sogar Spekulationen über mögliche Staatshilfen aus. Der Konzern hatte zuletzt rund 5,9 Milliarden Euro für alle seine Rechtsrisiken zurückgelegt.

In dem Streit ging es um die Beilegung zivilrechtlicher Ansprüche im Zusammenhang mit der Ausgabe hypothekengedeckter Wertpapiere zwischen 2005 und 2007. Dem Dax-Konzern wurde vorgeworfen, mit solchen Geschäften zum Kollaps des US-Häusermarktes im Jahr 2008 beigetragen zu haben.

Die ursprüngliche Forderung wäre die höchste Strafe für ein ausländisches Geldhaus gewesen, die die Behörden in den USA je verhängt haben. Aber auch in anderen Fällen war es so, dass die US-Justiz zunächst mit viel höheren Summen in die entscheidende Phase von Vergleichsverhandlungen eingestiegen war. Die führende US-Investmentbank Goldman Sachs hatte im April in einem Vergleich nach einer ähnlich hohen Einstiegsforderung der US-Justiz schliesslich etwas mehr als 5 Milliarden Dollar zahlen müssen.

Sanierungskurs
Für die Deutsche Bank sind die Unsicherheiten über die Kosten für die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten einer der grössten Belastungsfaktoren. Sie warfen den Konzern auf seinem Sanierungskurs immer wieder zurück. In den vergangenen Jahren kosteten Strafen Deutschlands grösstes Geldhaus bereits mehr als zwölf Milliarden Euro – etwa wegen der Beteiligung an Zinsmanipulationen (Libor), umstrittenen Hypothekengeschäften und Verstössen gegen Handelssanktionen.

Vorstandschef John Cryan hatte der juristischen Aufarbeitung zuletzt höchste Priorität eingeräumt und versprochen, die wichtigsten Rechtsfälle noch in diesem Jahr beizulegen. Offen ist nun vor allem noch eine mögliche Strafe wegen des Verdachts auf Sanktionsverstösse und Geldwäsche bei Geschäften in Russland. (awp/mc/upd/ps)

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