Deutsche Bank mit heftigem Gewinneinbruch
Anshu Jain (r.) und Jürgen Fitschen, Co-Führungsduo (Foto: Deutsche Bank)
Frankfurt am Main – Juristische Altlasten und ein schwaches Investmentbanking haben der Deutschen Bank auch das dritte Quartal verdorben. Der Überschuss sackte auf 41 Millionen Euro ab, wie das Institut mitteilte. Vor einem Jahr verdiente der Konzern noch 747 Millionen Euro. Damit setzte sich der Abwärtstrend des zweiten Quartals fort. Für Rechtsrisiken legte die Bank weitere 1,2 Milliarden zurück, damit hat sie nun schon 4,1 Milliarden Euro für mögliche juristische Niederlagen reserviert.
Die Erträge gingen im Sommer auch wegen des beschleunigten Abbaus von Risikopositionen um 10 Prozent auf 7,75 Milliarden Euro zurück. Vor Steuern stand noch ein Gewinn von 18 Millionen Euro, 98 Prozent weniger als zwölf Monate zuvor. Co-Chef Anshu Jain hatte die Anleger bereits auf schwache Zahlen eingestimmt. Dennoch verfehlte der deutsche Branchenprimus nun die bereits niedrigen Erwartungen von Analysten. An der Börse sorgten die Zahlen vorbörslich für deutliche Verluste. Bei Lang & Schwarz (L&S) verloren die Papiere rund vier Prozent.
Vorstand sieht dennoch Fortschritte
Trotz des Gewinneinbruchs sehen die beiden Vorstandschef Anshu Jain und Jürgen Fitschen ihr Haus auf Kurs. «Wir kommen Schritt für Schritt auf unserem auf drei Jahre angelegten Weg voran, eine hervorragende Plattform für die Deutsche Bank zu bauen. Dabei standen wir Herausforderungen gegenüber und werden auch in den kommenden Quartalen weitere Herausforderungen zu bewältigen haben.»
Zu den «ermutigenden Fortschritten» zählten die Manager etwa, dass sie mit den Einsparungen gut im Plan lägen. Zudem gab es im Bereich der lange schwachen Vermögensverwaltung einen kräftigen Gewinnsprung. Dagegen sackte der Gewinn im Privatkundenbereich auch wegen des niedrigen Zinsumfelds sowie gestiegener Kosten für den Ausbau des Mittelstandsgeschäfts ab.
Milliarden-Vergleiche in den USA bereiten Sorgen
Einer der grössten Unsicherheitsfaktoren bleiben aber die juristischen Auseinandersetzungen. Seit Jahresbeginn hat die Deutsche Bank ihre Rückstellungen für Rechtsrisiken um fast 2 Milliarden Euro erhöht. Hinzu könnten dem aktuellen Quartalsbericht zufolge im schlimmsten Fall weitere Belastungen von 1,3 Milliarden Euro kommen, für die der deutsche Branchenprimus noch keine Vorsorge in der Bilanz getroffen hat. Vor drei Monaten schätzte die Bank diese Verluste, «bei denen die Möglichkeit eines Eintritts grösser als unwahrscheinlich, aber kleiner als wahrscheinlich ist», auf 1,2 Milliarden Euro.
Die milliardenschwere Vergleichsverhandlungen von JPMorgan und der Bank of America in den USA lassen auch für die Deutsche Bank nichts Gutes erwarten. Dabei geht es vor allem um zweifelhafte Geschäfte mit Hypothekenpapieren aus der Zeit vor der Finanzkrise. Bei diesen Geschäften machte auch die Deutsche Bank mit. Hinzu kommen mögliche Strafen etwa im Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze sowie die Endlosgeschichte um die Pleite des Kirch-Medienimperiums.
Kapitalquote gesunken
Der heftige Gewinneinbruch belastete auch die wichtigen Kapitalpuffer. Ende September lag die sogenannte harte Kernkapitalquote bei 9,7 Prozent, wie das Institut am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Das waren 0,3 Prozentpunkte weniger als drei Monate zuvor. Damit erfüllt die Bank aber weiter die erst ab 2019 voll gültigen verschärften Regeln (Basel III). Im in den kommenden Wochen geplanten Bilanzcheck der Europäischen Zentralbank müssen die Kreditinstitute auf eine Quote von 8 Prozent kommen. Der Wert misst das Verhältnis des Eigenkapitals zu den Risikopositionen in der Bilanz.
Weiterhin Nachholbedarf hat die Deutsche Bank bei einer anderen Kennziffer zur Berechnung der Kapitalpuffer. Bei der sogenannten Leverage Ratio (Verschuldungsgrad), die das Eigenkapital ins Verhältnis zur gesamten Bilanzsumme setzt, kam der deutsche Branchenprimus Ende September auf einen Wert von bereinigten 3,1 Prozent und damit etwas höher als vor drei Monaten. Damit hätte sie zwar die Mindestanforderungen erfüllt. Allerdings brauchte es zuletzt einige Berechnungsannahmen, damit die Deutsche Bank dieses Ziel erreichte. Analysten sahen hier zuletzt einen Schwachpunkt.
Bilanzsumme gesenkt
Die Deutsche Bank hatte im Sommer angekündigt, ihre Bilanzsumme in den kommenden Jahren um 250 Milliarden Euro zu senken. Davon hat das Institut im dritten Quartal bereits 15 Prozent erreicht. Ende September belief sich die Bilanzsumme auf knapp 1,8 Billionen Euro. Ein Grossteil des Abbaus – etwa beim Verrechnen von Absicherungspositionen – soll ohne grosse Kosten relativ schnell ablaufen. Zudem will die Bank ihre Barbestände senken.
Vertrag von Co-Chef Fitschen bis 2017 verlängert
Weiter wurde bekannt, dass Jürgen Fitschen bis Anfang 2017 Co-Chef der Deutschen Bank bleibt. Der Aufsichtsrat des Dax-Konzerns verlängerte den Vertrag des 65-Jährigen vorzeitig bis zum 31. März 2017. Damit setzt Deutschlands grösstes Geldhaus langfristig auf das seit Juni 2012 amtierende Führungsduo Anshu Jain/Jürgen Fitschen. (awp/mc/pg)