Jürgen Fitschen und Anshu Jain, Co-Vorsitzende Deutsche Bank. (Foto: Deutsche Bank)
Frankfurt – Die Deutsche Bank lässt nach einem überraschend erfolgreichen Jahr ihren weiteren Kurs offen. «Viele Ergebnisse des vergangenen Jahres und des vierten Quartals sind ermutigend», erklärte die Doppelspitze Anshu Jain und Jürgen Fitschen am Donnerstag in Frankfurt. Die Bank sei 2014 stärker, sicherer und ausgewogener geworden. «Dennoch arbeiten wir hart an unserer Kostenbasis, und daran, unsere Kapitalstärke aufrechtzuerhalten und die Rendite für unsere Aktionäre zu steigern.» Über die künftige Strategie will der Vorstand erst im zweiten Quartal informieren.
Dank geringerer Kosten für Rechtsrisiken und guter Geschäfte im Investmentbanking konnte das Institut 2014 den Gewinn auf fast 1,7 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Im Schlussquartal machte die Bank anders als von Analysten erwartet 438 Millionen Euro Gewinn nach einem Verlust von fast 1,4 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Die Anteilseigner sollen erneut 75 Cent je Aktie als Dividende erhalten. An der Börse kam die Bilanz gut an. Deutsche-Bank-Aktien legten bis zum Mittag als klarer Dax -Spitzenreiter um gut 2,5 Prozent zu.
Tabulose Strategie-Überprüfung
Mit Nachdruck arbeitet das Management nach eigenem Bekunden derzeit an einer neuen Strategie. Dabei soll es keine Tabus geben. Seit Wochen halten sich Spekulationen über die Zukunft der erst vor wenigen Jahren übernommenen Postbank: von einem Verkauf bis zur Möglichkeit, dass die Deutsche Bank ein grösseres Aktienpaket des Bonner Instituts an die Börse bringt. Derzeit laufe die Integration der Postbank weiter, sagte Finanzvorstand Stefan Krause. Co-Chef Fitschen betonte, es sei noch keine Entscheidung gefallen.
Schärfere Auflagen der Regulierer machen es für den Konzern schwieriger, als Universalbank sämtliche Dienstleistungen vom Privatkunden- bis zum Kapitalmarktgeschäft anzubieten. Co-Chef Jain kündigte an, dass auch Teile des Investmentbankings wie der Anleihenhandel verschlankt werden sollen. Die Sparte ist seit der zweiten Jahreshälfte 2014 im Aufwind und gewann zuletzt Marktanteile. Jain sprach auch von einem starken Start ins neue Jahr.
Privatkundengeschäft lässt Federn
Als einzige Sparte verdiente das Privatkundengeschäft 2014 weniger als im Vorjahr: Der Vorsteuergewinn sackte um 15 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro ab. Dabei belastete vor allem ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH), wonach Kunden vor Jahren gezahlte Bearbeitungsgebühren für Kreditverträge zurückfordern können. Im Gesamtjahr stellte die Bank dafür rund 450 Millionen Euro zurück. Die Postbank rutschte deshalb im vierten Quartal in die roten Zahlen. Das Geschäft leidet zudem unter den historisch niedrigen Zinsen.
Für Auftrieb sorgte zum Jahresende, dass die Deutsche Bank nur gut 200 Millionen Euro als neue Belastungen für Rechtsrisiken verbuchte. Analysten hatten mit deutlich höheren Rückstellungen gerechnet. Die gesamten Rücklagen für Rechtsrisiken summieren sich nun auf 3,2 Milliarden Euro.
Kaum Fortschritte bei juristischen Altlasten
Finanzvorstand Krause machte deutlich, dass sich die Bank 2014 grössere Fortschritte bei der Abarbeitung der Altlasten gewünscht hätte. Jain stimmte auf anhaltend hohe Belastungen durch Rechtsrisiken auch 2015 ein. Auf 1,9 Milliarden Euro beziffert das Institut derzeit juristische Risiken, für die sie noch keine Vorsorge in Form von Rückstellungen getroffen hat.
Um beim Abbau der Altlasten schneller voranzukommen, richtete die Deutsche Bank sogar ein neues Vorstandsressort ein: Seit Jahresbeginn kümmert sich Christian Sewing als Rechtsvorstand um diese Themen. Das Institut wartet etwa im Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze noch auf eine Einigung mit britischen und amerikanischen Behörden. (awp/mc/upd/ps)