Josef Ackermann, Vorstandsvorsitzender Deutsche Bank.
Frankfurt am Main – Die Deutsche Bank will ihr US-Geschäft neu ordnen, um eine milliardenschwere Kapitalerhöhung bei der Tochter Taunus Corporation zu vermeiden. Damit reagiert das Institut auf die künftig auch für Auslandsbanken geltenden härteren Kapitalvorschriften in den USA. Entsprechende Beschlüsse sollen auf der Hauptversammlung im Mai getroffen werden.
«Angesichts der veränderten regulatorischen Anforderungen beabsichtigen wir, unsere Organisationsstruktur anzupassen», sagte ein Sprecher der Bank am Mittwoch. Nach Informationen des «Wall Street Journal» hätte die Taunus Corp einen Kapitalbedarf von bis zu 20 Milliarden Dollar, um die ab 2015 geltenden Auflagen zu erfüllen. Derzeit weist Taunus eine Verschuldung im Kernkapital (Tier 1) von 1,3 Prozent aus. Das war bislang kein Problem, so lange die Muttergesellschaften ausreichend kapitalisiert waren.
Dodd-Frank-Act
Mit dem Gesetz zur Stabilisierung der Finanzmärkte – dem sogenannten Dodd-Frank-Act – sollen künftig für die Tochtergesellschaften von Auslandsbanken aber die gleichen Anforderungen gelten wie für US-Häuser. Wer in den USA als gesund gelten will, muss eine Kernkapitalquote von mindestens 4 Prozent erreichen. Taunus fungiert derzeit als Holding zwischen der Deutschen-Bank-Zentrale in Frankfurt und den operativen Einheiten in den USA. Den bisherigen Status einer Bank soll sie nun verlieren. Dafür sollen die beiden wichtigsten Sparten – das Investmentbanking und das Grosskundengeschäft – künftig enger an das Mutterhaus gebunden werden und aus der Taunus Corp gelöst werden.
In den Fussstapfen der Barclays Bank
Diese beiden Geschäftsfelder gelten auch bislang schon als gut kapitalisiert. Dass Taunus trotzdem so wenig Kapital vorweisen kann, liegt an weiteren dort geparkten Holdinggesellschaften, die während der Finanzkrise grosse Verluste angehäuft haben. Sie haben nach Lesart der Deutschen Bank nichts mit dem eigentlichen Bankgeschäft zu tun. Mit der Veränderung folgt die Deutsche Bank der britischen Barclays Bank, die den Status ihrer US-Tochter bereits geändert hat, um eine Kapitalspritze zu umgehen. Bislang hatte die Deutsche Bank laut «Wall Street Journal» die Umstrukturierung etwa wegen steuerlicher Bedenken gemieden. Analysten hatten zuletzt aber immer stärker auf das Kapitalproblem aufmerksam gemacht.
Erneute Kapitalerhöhung traktandiert
Die Deutsche Bank hatte im vergangenen Oktober über eine Kapitalerhöhung 10,2 Milliarden Euro vor allem für die Übernahme der Postbank eingesammelt. Die Kernkapitalquote des Konzerns lag Ende Dezember bei 12,3 Prozent. Bei der Hauptversammlung will sich die Bank nun erneut die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung von bis zur Hälfte des bisherigen Grundkapitals einräumen lassen. Damit will sich die Bank nach Angaben von Konzernchef Josef Ackermann aber lediglich Spielräume für die Zukunft erhalten. Ein konkreter Schritt sei derzeit nicht geplant. (awp/mc/ps)