Postbank-Zentrale in Bonn. (Foto: Postbank)
Frankfurt – Nach der Entscheidung für den Verkauf der Postbank-Mehrheit erklärt der Deutsche-Bank-Vorstand am Montag (10.30 Uhr) die Beweggründe. Die beiden Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen sowie Strategievorstand Stefan Krause wollen in Frankfurt die Details des Kurswechsels nennen.
Nach monatelangen Debatten hatten sich Aufsichtsrat und Vorstand am späten Freitagabend auf eine neue Strategie für Deutschlands grösstes Geldhaus festgelegt: Der 94-Prozent-Anteil an der Postbank soll mindestens auf unter 50 Prozent verringert werden. Auch die Möglichkeit eines Komplettverkaufs der Bonner Tochter hält sich der Dax-Konzern offen.
Einschnitte auch im Investmentbanking
Einschnitte sind auch im Investmentbanking vorgesehen. Der Konzern kündigte zudem an, Auslandsaktivitäten stärker zu konzentrieren. Die Deutsche Bank reagiert mit ihrer neuen Strategie auf die immer strengeren Anforderungen der Aufseher zum Beispiel in Sachen Kapitalausstattung. Zudem drücken die extrem niedrigen Zinsen auf die Erträge. Das Management hofft, dass eine geschrumpfte Universalbank wieder dauerhaft profitabler sein kann.
«Der Aufsichtsrat hat heute einstimmig beschlossen, den vom Vorstand unterbreiteten Vorschlag zu unterstützen», erklärte die Bank in einer knappen Mitteilung am Freitagabend. Möglich ist nach Angaben eines Sprechers ein Komplettverkauf der Postbank oder der Verkauf von Aktienpaketen über die Börse.
Vor ihrem radikalen Kurswechsel haben unterdessen Altlasten der Deutschen Bank erneut die Bilanz verdorben. Im ersten Quartal halbierte sich der auf die Aktionäre entfallende Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 544 Millionen Euro, wie das Institut am Sonntag mitteilte. Die Bank hatte in der vergangenen Woche bereits angekündigt, weitere 1,5 Milliarden Euro für juristische Niederlagen zurückzulegen.
Strategie-Zickzack
Vor einer zwischenzeitlich diskutierten kompletten Abspaltung des Privatkundengeschäfts schreckte das Management zurück. Stattdessen kündigte das Institut nun an, in das Privatkundengeschäft unter der Marke Deutsche Bank zu investieren.
Aktionärsschützer werfen dem Vorstand der Deutschen Bank einen Strategie-Zickzack mit ständig neuen Umbaukosten vor. «Der Berg kreisste und gebar eine Maus. Das ist nicht der grosse Wurf, den der internationale Kapitalmarkt wohl erwartet hat», sagte der Vize- Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Klaus Nieding, der Deutschen Presse-Agentur. Mit der Entscheidung von Freitag, die Tochter Postbank mehrheitlich oder ganz zu verkaufen, handle der Vorstand wider eine der Lehren aus der Finanzmarktkrise.
«Mit dieser Entscheidung hält der Vorstand der Deutschen Bank am Modell einer Universalbank mit einem starken Heimatmarkt in Deutschland fest», lobte dagegen die Gewerkschaft Verdi, die vor allem bei der Postbank stark organisiert ist und deren Chef Frank Bsirske im Deutsche-Bank-Kontrollgremium mitentscheidet. «Der Postbank wird mit dem Börsengang zugleich eine neue Wachstumsperspektive erschlossen.»
Bei der Postbank war die Deutsche Bank mitten in der Finanzkrise im September 2008 mit knapp 30 Prozent als grösster Einzelaktionär eingestiegen. Gut zwei Jahre später sicherte sich Deutschlands grösstes Geldhaus die Mehrheit an dem Bonner Institut. (awp/mc/ups/ps)