Hoffnungsschimmer bei der Deutschen Bank

John Cryan

John Cryan, Vorstandschef Deutsche Bank. (Foto: Deutsche Bank)

Frankfurt am Main – Ein überraschender Quartalsgewinn verschafft der Deutschen Bank nach turbulenten Wochen eine Atempause. Trotz juristischer Altlasten und der Zinsflaute erwirtschaftete der Konzern nach Angaben vom Donnerstag von Juli bis September einen Überschuss von 278 Millionen Euro. Branchenbeobachter hatten einen Verlust erwartet. «Wir sind beim Umbau unserer Bank gut vorangekommen», sagte Vorstandschef John Cryan.

Zugleich stimmte der Brite die Mitarbeiter angesichts sich weiter eintrübender Ertragsaussichten auf eine Verschärfung des Sparkurses ein. Die Lage werde noch eine Weile schwierig bleiben, schrieb der Vorstandschef in einem Brief an die Beschäftigten: «Wir werden deshalb unseren Umbau beschleunigen und noch verstärken müssen, wie wir es ja zum Halbjahr schon angedeutet haben.» Bisher will der deutsche Branchenprimus im eigenen Haus unter dem Strich 9000 Arbeitsplätze streichen, 4000 davon in Deutschland. Bis Ende 2017 sollen etwa 200 der 700 Filialen geschlossen werden.

Kunden ziehen Geld ab
Drängendstes Problem sind derzeit die juristischen Altlasten. Die US-Justiz hatte Mitte September mit einer Strafforderung von 14 Milliarden Dollar die Verhandlungen über krumme Hypothekengeschäfte eröffnet und damit den Aktienkurs einbrechen lassen. «Die Bank arbeitet hart daran, diese Angelegenheit so bald als möglich abzuschliessen», versicherte Cryan. Die drohende Strafe führte zwischenzeitlich sogar zu Spekulationen über mögliche Staatshilfen für die Bank. Diesem Eindruck war Cryan aber entgegengetreten.

Die Diskussionen um die Stabilität der Bank belasteten auch das Tagesgeschäft. Verunsicherte Kunden zogen vor allem im Handelsgeschäft und in der Vermögensverwaltung Gelder ab, räumte die Bank. Von Juli bis Ende September sackten die Liquiditätsreserven der Bank um rund 23 Milliarden auf 200 Milliarden Euro ab. Inzwischen hat sich die Situation dem Quartalsbericht zufolge wieder stabilisiert.

Rückstellungen nur leicht erhöht
Im dritten Quartal legte das Institut zusätzlich 500 Millionen Euro für juristische Altlasten zurück. Die Bank hat für offene Strafen damit nun 5,9 Milliarden Euro reserviert. «Wir wollen die wichtigsten Rechtsfälle in diesem Jahr abschliessen», sagte Cryan. Dazu zählen auch die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Geldwäsche und Sanktionsverstössen bei Geschäften in Russland.

Die Erträge – also die gesamten Einnahmen – stiegen trotz des Zinstiefs und des laufenden Schrumpfkurses im dritten Quartal verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 2 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Dabei profitierte die Deutsche Bank unter anderem von einem anziehenden Handelsgeschäft mit Anleihen. Das Geschäft ist traditionell eine Stärke der Bank, allerdings will sie es wegen strengerer Kapitalvorschriften verkleinern.

Postbank soll weiter verkauft werden
Ordentliche Gewinne gab es in der Privatkunden-Sparte, im Fondsgeschäft und im Beratungsgeschäft mit grossen Kunden. Vor einem Jahr hatte konzernweit unter dem Strich ein Verlust von rund sechs Milliarden Euro gestanden, weil Cryan kurz nach seinem Amtsantritt milliardenschwere Abschreibungen vorgenommen hatte.

Weiterhin auf der Verkaufsliste steht die Postbank. Cryan betonte, dass der Konzern sich dabei nicht drängen lassen werde: «Wir wollen sie aber erst verkaufen, wenn wir einen attraktiven Preis dafür bekommen.» Da Käufer für die Postbank angesichts schwacher Ertragsaussichten infolge der Niedrigzinsen derzeit nicht Schlange stehen, machten zuletzt Gerüchte die Runde, wonach die Deutsche Bank bereits Alternativen zu einer Trennung auslote. Der Konzern könnte die Tochter vollständig in die eigene Privatkundensparte integrieren, wurde etwa spekuliert.

Dickere Kapitaldecke
Dank des überraschenden Gewinns stärkte die Deutsche Bank ihren Kapitalpuffer. Die harte Kernkapitalquote kletterte im dritten Quartal um 0,3 Prozentpunkte auf 11,1 Prozent. Die Quote gibt das Verhältnis von Eigenkapital zu Risiken an. Eigenkapital gilt als wichtige Stütze von Banken in schwierigen Zeiten. (awp/mc/pg)

Deutsche Bank

Exit mobile version