Deutsche Bank kämpft gegen schrumpfendes Geschäft

John Cryan

Deusche Bank-Chef John Cryan. (Foto: DB)

Frankfurt am Main – Der erhoffte Aufschwung bei der Deutschen Bank lässt weiter auf sich warten. Für das dritte Quartal musste das grösste heimische Geldhaus abermals ein rückläufiges Geschäft melden. Analysten und Anleger zeigen sich am Donnerstag überwiegend enttäuscht. Doch Bankchef John Cryan sieht in der Quartalsbilanz «viele Belege dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind»?.

So schaffte es das Institut dank geringerer Aufwendungen etwa für Rechtsstreitigkeiten und faule Kredite, mehr zu verdienen. Unter dem Strich standen 649 Millionen Euro Gewinn – gut doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. «Die Erfolge bei den Kosten verdienen Lob», erklärte Analystin Magdalena Stoklosa von Morgan Stanley.

Keine Anzeichen auf Wende im Tagesgeschäft
Was ihr und anderen Experten aber fehlte, waren Anzeichen für eine Wende im Tagesgeschäft. Denn da sieht es trübe aus: Die Erträge – also die gesamten Einnahmen der Bank – sanken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Zehntel auf knapp 6,8 Milliarden Euro. Die Aktie der Frankfurter geriet im Tagesverlauf merklich unter Druck und war am Nachmittag mit einem Verlust von 1 Prozent immer noch einer der drei schwächsten Dax-Werte.

Die Bank leidet wie andere Institute unter den niedrigen Zinsen, die das klassische Einlagen- und Kreditgeschäft weniger profitabel machen. Zudem machen ihr die anhaltend ruhigen Kapitalmärkte zu schaffen, weil dies die Provisionseinnahmen schmälert.

Einbruch beim Handel mit Währungen und Anleihen
Im wichtigen Handel mit Währungen und Anleihen brachen die Erträge im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 36 Prozent ein – damit schnitt die Deutsche Bank schlechter ab als US-Rivalen, aber auch als etwa der europäische Konkurrent Barclays . Der Aktienhandel sowie das Beratungs- und Finanzierungsgeschäft mit Unternehmen, das sich unter anderem um Börsengänge und Fusionen dreht, schrumpfte ebenfalls. Dagegen erwies sich das Privat- und Firmenkundengeschäft als Stütze – hier verdiente die Bank fast so viel wie im sonst wesentlich lukrativeren Investmentbanking.

Geschäft mit der Postbank nimmt Gestalt an
«Während das Umfeld für unsere Erträge eine Herausforderung bleibt, sind wir bei unseren wichtigen Initiativen deutlich vorangekommen», sagte Vorstandschef Cryan. So nimmt das gemeinsame Privat- und Firmenkundengeschäft mit der Postbank Gestalt an. Ab dem zweiten Quartal 2018 sollen rund 13 000 Beschäftigte der Deutschen Bank und 17 000 Beschäftigte der Postbank unter einem rechtlichen Dach arbeiten. Steuern wird die «Deutsche Privat- und Firmenkundenbank» ein gemeinsames Führungsteam von Frankfurt und Bonn aus.

Für die Kunden ändert sich zunächst nichts, beide Markennamen sollen erhalten bleiben. Mittel- bis langfristig müssen sich Mitarbeiter und Kunden aber darauf einstellen, dass Filialen abgebaut werden. Auf betriebsbedingte Kündigungen soll jedoch in der neuen Einheit bis zum 30. Juni 2021 verzichtet werden. Dies ist Teil der Tarifeinigung mit den Gewerkschaften für die Beschäftigten der Postbank, der BHW-Gruppe und weiterer Töchter. Nach Angaben der Tarifpartner vom Donnerstag sollen zudem die Gehälter in drei Schritten steigen.

Mehr Schlagkraft statt Verkauf
Ursprünglich wollte die Deutsche Bank die Postbank verkaufen, nun will der deutsche Branchenprimus mit gemeinsamer IT und Verwaltung im umkämpften Heimatmarkt schlagkräftiger werden. So soll ab Ende 2018 in Kooperation mit der Norisbank eine neue Digitalbank an den Start gehen, mit der die Deutsche Bank für jüngere Kunden attraktiver werden will.

Dagegen gibt der Konzern die Traditionsmarke Sal. Oppenheim auf. Die verbliebenen Kunden und Geschäfte der 1789 gegründeten und 2009 während einer Krise übernommenen Kölner Privatbank werden bis zum kommenden Jahr auf andere Bereiche aufgeteilt. Die Vermögensverwaltung von Sal. Oppenheim wird Teil der Deutschen Asset Management, die so vor ihrem anstehenden Börsengang aufgewertet wird.

Abbau juristischer Altlasten
Beim Abbau juristischer Altlasten kommt die Deutsche Bank mit grossen Schritten voran. «Von den 20 Fällen, auf die noch Anfang des vergangenen Jahres rund 90 Prozent unserer finanziellen Rechtsrisiken entfielen, haben wir inzwischen 13 ganz oder teilweise beigelegt – bei nur geringen zusätzlichen Kosten in diesem Jahr», berichtete Bankchef Cryan. Im vierten Quartal dürften nach Erwartung des Vorstands aber noch einige teure Einigungen anstehen. Ende September hatte das Institut für solche Fälle 2,3 Milliarden Euro zurückgelegt.

Für das Gesamtjahr 2017 hatte die Deutsche Bank nach zwei Jahren mit Milliardenverlusten schwarze Zahlen in Aussicht gestellt. Allerdings machte der Vorstand wenig Hoffnung, dass das Tagesgeschäft zum Jahresende noch anspringen wird: Die Aktivität an den Kapitalmärkten sei auch im Oktober verhalten gewesen. (awp/mc/pg)

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