Deutsche Bank: VRP Börsig will Posten nicht räumen

Deutsche Bank: VRP Börsig will Posten nicht räumen

Deutsche Bank-VRP Clemens Börsig.

Berlin – Der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Clemens Börsig, will einem Pressebericht zufolge um seinen Posten kämpfen. Wie die Tageszeitung «Die Welt» (Donnerstagausgabe) aus Aufsichtsratskreisen erfuhr, ist der Chefkontrolleur nicht bereit, dem amtierenden Vorstandschef Josef Ackermann Platz zu machen.

Börsig habe «keine Absicht zurückzutreten und das Feld zu räumen», sagt eine mit den Vorgängen vertraute Person. Er wolle sein bis 2013 laufendes Aufsichtsratsmandat erfüllen und Vorsitzender bleiben. Börsig müsste folglich vom Aufsichtsrat abgewählt werden, was ein einmaliger Vorgang wäre.

Entscheidung über Nachfolge «keine Frage von Wochen mehr»
Gleichzeitig könnte die Ackermann-Nachfolge noch früher geregelt werden als erwartet: Dem Vernehmen nach hat sich Börsig zwar noch nicht endgültig entschieden, favorisiert aber stark ein Duo aus Deutschland-Chef Jürgen Fitschen und dem Chef-Investmentbanker Anshu Jain für die Spitze der Bank, wie es in der Zeitung weiter heisst. Die Entscheidung sei «keine Frage von Wochen mehr», sagte ein einflussreiches Mitglied des Aufsichtsrats. Für Ackermann werde es durch Börsigs Widerstand weitaus schwieriger, doch noch an die Spitze des Aufsichtsrats zu wechseln. Dazu solle er inzwischen bereit sein, nachdem er es in den vergangenen Jahren mehrfach ausgeschlossen hatte.

Mehrheitsverhältnisse im Aufsichtsrat unklar
Die Mehrheitsverhältnisse im Kontrollgremium der Bank sind laut der «Welt» im Moment allerdings alles andere als klar, und es wäre sehr ungewöhnlich, wenn es zu einer Kampfabstimmung käme. Man müsse abwägen, heisst es im Aufsichtsrat. Auf der einen Seite stünden die Verdienste Ackermanns und sein herausragendes Netzwerk, so dass sein Weggang einen grossen Verlust bedeuten würde. Auf der anderen Seite müsse aber ein Team an der Spitze der Bank stehen, das harmoniere. «Man muss nicht nur die externe Bedeutung von Herrn Ackermann im Blick haben, sondern auch die internen Konsequenzen, wenn er Aufsichtsratsvorsitzender wird», sagt ein Mitglied des Gremiums.

Möglicherweise schon bald Entscheidung über neue Führung
Im Ringen um die Nachfolge von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann verdichten sich die Anzeichen für eine baldige Entscheidung. Nach Informationen der «Bild»-Zeitung (Freitag) soll an diesem Sonntag eine Vorentscheidung fallen. Aufsichtsratschef Clemens Börsig wolle bei einem Treffen des dreiköpfigen Nominierungsausschusses des Kontrollgremiums sein Personalpaket durchsetzen: Eine Doppelspitze aus dem Investmentbanker Anshu Jain und einem weiteren Vorstand der Deutschen Bank.

Kein Kommentar
Dem Nominierungsausschuss gehören ausser Börsig der als Börsig-Intimus geltende Tilman Todenhöfer (Bosch) und der frühere Bayer-Chef und heutige Eon-Aufsichtsratsvorsitzende Werner Wenning an. Die Deutsche Bank wollte die Berichte nicht kommentieren. Ein Sprecher bekräftigte lediglich, die Suche nach einem Nachfolger für Ackermann sei Aufgabe des Aufsichtsrates. Der Schweizer gibt den Posten nach bisheriger Planung spätestens zur Hauptversammlung 2013 ab. Sein Favorit für den Chefsessel bei der grössten deutschen Bank, Ex-Bundesbankpräsident Axel Weber, heuert überraschend bei der Schweizer Grossbank UBS an – dem Vernehmen nach auch, weil Börsig gegenüber Weber zu zögerlich agierte. In Frankfurter Finanzkreisen gilt eine Doppelspitze bei dem Dax-Konzern – zumindest übergangsweise – als durchaus wahrscheinlich. (awp/mc/upd/ss)

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