Anshu Jain (l.) und Jürgen Fitschen. (Foto: Deutsche Bank)
Frankfurt am Main – Die neue Deutsche-Bank-Führung tritt auf die Kostenbremse. Zudem sollen die Risiken deutlich zurückgefahren werden. Die seit Anfang Juni an der Spitze der Bank stehenden Anshu Jain und Jürgen Fitschen wollen damit die neuen Kapitalvorgaben der Regierung auch weiterhin ohne fremde Hilfe – sprich einer Kapitalerhöhung – erfüllen. Sie wollen aber nicht nur Ausgaben drücken, sondern Deutschlands grösster Bank ein neues Image verschaffen. Am Aktienmarkt kamen die Nachrichten gut an. Das Deutsche-Bank-Papier drehte ins Plus und setzte sich mit Abstand an die Dax-Spitze .
Bei ihrer ersten gemeinsamen Pressekonferenz nach dem Amtsantritt im Juni stellten sie mit ihrer «Strategie 2015+» klar: Die Deutsche Bank will von einer starken Heimatbasis Deutschland aus weiterhin weltweit als Universalbank mit Privatkunden und Kapitalmarktgeschäft erfolgreich sein. Zugleich jedoch müsse sich die Unternehmenskultur ändern. «Wir sehen keinen Widerspruch zwischen wirtschaftlichem Erfolg und gesellschaftlicher Akzeptanz», sagte Fitschen in Frankfurt.
Interne Bad Bank und Immobilienverkauf
Bis 2015 sollen die jährliche Kosten um 4,5 Milliarden Euro sinken. «Um auf lange Sicht wettbewerbsfähig zu bleiben, wird die Bank zur Steigerung ihrer operativen Leistungsfähigkeit in den kommenden Jahren in erheblichem Umfang Kosten, Redundanzen und Komplexität verringern», erklärte die Bank. Zudem sollen die Risiken deutlich reduziert werden. Die Bank gründet dafür eine neue Einheit, in die zum Verkauf stehende Vermögenswerte ausgelagert werden. Sie folgt damit dem Beispiel der Commerzbank, die ebenfalls so eine Art interne Bad Bank gegründet hat.
Kosten von 4 Mrd Euro in den nächsten drei Jahren
Erreicht werden sollen die Einsparungen unter anderem durch den Verkauf von etwa 40 Gebäuden. Knapp 40 Prozent oder 1,7 Milliarden Euro der geplanten Einsparungen entfallen auf die Infrastruktur einschliesslich Investitionen in neue IT-Plattformen, eine Neuordnung der Geschäftsabwicklung (Backoffice) und die Zentralisierung des Einkaufs. Die Kosten für die Straffung bezifferte die Bank auf rund vier Milliarden Euro für die kommenden drei Jahre.
Zudem wollen die neuen Männer an der Spitze der Bank zahlreiche Stellen streichen. Im Juli hatte das Institut angekündigt, noch in diesem Jahr 1.900 Arbeitsplätze zu streichen, 1.500 davon im Investmentbanking. Die Deutsche Bank beschäftigte Ende Juni rund 100.000 Vollzeitkräfte weltweit. Fitschen schloss nicht aus, dass noch mehr Stellen wegfallen könnten.
Bonusmodell wird geändert
Auch bei den – gerade in Krisenzeiten umstrittenen – Bonuszahlungen für Manager tritt die Deutsche Bank nun auf die Bremse. Boni für das Topmanagement sollen länger gestreckt werden: «Vorgesehen ist eine Einmalzahlung nach fünf Jahren anstelle gestaffelter Auszahlungen über drei Jahre hinweg.» Darüber hinaus setzt die Bank ein unabhängiges Expertengremium mit Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft ein, das Struktur und Ausgestaltung der Vergütungspraxis überprüfen soll. «Die Empfehlungen des Panels werden schon die Jahresvergütung für 2012 beeinflussen», erklärte die Bank.
Schon für das vergangene Jahr hatte die Deutsche Bank die variablen Vergütungen um 17 Prozent gekürzt. Die Sofort-Boni, die in bar ausgezahlt werden, wurden auf 100.000 Euro begrenzt und die langfristigen Komponenten erhöht. Jain/Fitschen nannten zudem erstmals ein klares Renditeziel: Bis 2015 will die Deutsche Bank eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von mindestens zwölf Prozent nach Steuern erreichen. Vorgänger Josef Ackermann hatte vor Steuern eine Rendite von 25 Prozent angestrebt. (awp/mc/pg)