Deutsche Börse-CEO Reto Francioni.
Frankfurt am Main – Die vor der Fusion mit der NYSE Euronext stehende Deutsche Börse hat im vierten Quartal 2010 wie erwartet unter hohen Abschreibungen im Zusammenhang mit der 2007 übernommenen US-Optionsbörse ISE gelitten. Operativ rutschte der Konzern in die Verlustzone. Wie der Börsenbetreiber am Dienstagabend in Frankfurt mitteilte, verbuchte er im letzten Jahresviertel 2010 einen Verlust beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 219,3 Millionen Euro nach einen Minus von 166,3 Millionen Euro im vierten Quartal 2009.
Damals bereits war erstmals eine Wertminderung wegen der International Securities Exchange (ISE) in Höhe von 415,6 Millionen Euro veranschlagt worden. Im letzten Jahresviertel 2010 beliefen sich die Abschreibungen auf 450 Millionen Euro.
Umsatz um rund 3 Prozent zugelegt
Der Verlust je Aktie (EPS) betrug 0,33 Euro, nachdem er im Vorjahr bei 0,18 Euro gelegen hatte. Der Umsatz legte dagegen im abgelaufenen Jahresviertel leicht zu: Er stieg um rund drei Prozent von 505,4 Millionen Euro auf 518,4 Millionen Euro. Damit lag die Deutsche Börse mit ihren Zahlen im Schnitt leicht über den Analystenschätzungen. Die elf von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragten Experten hatten mit einem negativen operativen Ergebnis von 231,6 Millionen Euro und einem EPS von minus 0,42 Euro gerechnet. Beim Nettoverlust, über den die Deutsche Börse bislang keine Angaben machte, hatten sie mit 78,4 Millionen Euro gerechnet nach einem Minus von 33 Millionen Euro im Vorjahr. Bei den Erlösen waren 514,6 Millionen Euro erwartet worden.
Jahreskostenprognose unterboten
Hinsichtlich der Kosten überzeugte der deutsche Marktbetreiber ebenfalls wie erwartet: Unter Ausklammerung der Abschreibungen und Restrukturierungsaufwendungen fielen Kosten in Höhe von 328,0 Millionen Euro an. Damit gelang es der Deutschen Börse ihre Jahreskostenprognose von 1,15 Milliarden Euro (ohne Restrukturierungskosten und Abschreibungen) zu unterbieten. Im Gesamtjahr 2010 beliefen sich die Kosten auf 1,147 Milliarden Euro. Die Analysten hatten mit Kosten von 1,144 Milliarden Euro gerechnet. Für das abgelaufene Jahr soll der Hauptversammlung zudem eine Dividende auf Vorjahresniveau von 2,10 Euro vorgeschlagen werden.
Zustimmung der Aktionäre ausstehend
Spannender aber war an diesem Tag die Zustimmung der Kontrollgremien von Deutscher Börse und NYSE Euronext zur Fusion. Am vergangenen Mittwoch hatten NYSE Euronext und Deutsche Börse überraschend «weit fortgeschrittene Fusionsverhandlungen» bekanntgegeben. Nun bedarf es noch der Zustimmung der Aktionäre auf beiden Seiten sowie der Regulierungs- und Aufsichtsbehörden, damit die Fusion wie geplant bis Ende des Jahres abgeschlossen werden kann. (awp/mc/ss)