Deutsche-Börsen-Chef nach Konkurrenzofferte gelassen
Reto Francioni, CEO Gruppe Deutsche Börse.
Frankfurt am Main – Die Führung der Deutschen Börse zeigt sich nach dem Konkurrenzangebot für die New Yorker Börse gelassen. «Wir nehmen diese Ankündigung eines Angebotes zur Kenntnis», sagte der Vorstandsvorsitzende des Frankfurter Dax-Konzerns, Reto Francioni, der «Frankfurter Rundschau».
«Wir sind aber nach wie vor der festen Überzeugung, dass unser geplanter Zusammenschluss mit der NYSE Euronext die bestmögliche Kombination für die jeweiligen Aktionäre und Kunden beider Unternehmen bietet.» Auf die Frage, ob die Deutsche Börse AG bereit wäre, einen höheren Preis für die NYSE zu zahlen, antwortete Francioni knapp: «Kein Kommentar.»
Deutsche wollen Angebot nicht erhöhen
Der Tageszeitung «Die Welt» (Montagausgabe) zufolge ist die Deutsche Börse nicht bereit, einen höheren Preis zu zahlen. «Wir werden nicht in einen Bieterwettstreit eintreten?, habe eine mit den Vorgängen vertraute Person gesagt. Man sei fest davon überzeugt, die «bestmögliche Kombination» zu bieten, die im Februar vorgestellten Pläne seien «sehr ausbalanciert» ? sowohl im Hinblick auf das Umtauschangebot an die Nyse-Aktionäre als auch bezüglich des künftigen Machtverhältnisses zwischen Frankfurt und New York.
Signal an die eigenen Aktionäre
Die Aussagen von Seiten der Deutschen Börse sind der Zeitung zufolge auch als Signal an die eigenen Aktionäre zu verstehen. «Wir haben immer gesagt, dass wir eine solche Transaktion nur machen, wenn sie für unsere Anteilseigner Wert schafft». Mehrere Analysten hatten in einer ersten Reaktion auf die Nasdaq-Offerte vor einem «unvernünftigen Gegenangebot» gewarnt. Gut sechs Wochen nach dem spektakulären Übernahmeplan der Frankfurter für die New York Stock Exchange (NYSE) legte die US-Börse Nasdaq am Freitag ein milliardenschweres Gegenangebot vor. Nach Angaben der Nasdaq OMX Group ist deren – gemeinsam mit dem Rohstoffbörsenspezialisten ICE vorgelegte – Offerte 11,3 Milliarden Dollar (derzeit rund 8 Mrd Euro) wert. Je nach Berechnung werde damit die Deutsche Börse um 19 oder sogar 27 Prozent bertrumpft.
Francioni: Frankfurt droht nicht Bedeutungslosigkeit
Die Deutsche Börse und NYSE hatten Mitte Februar ihren Fusionsplan öffentlich gemacht. Weil die Frankfurt nach Börsenwert gewichtiger sind, soll das traditionsreiche Börsenhaus von der New Yorker Wall Street Juniorpartner werden. Dagegen hatte es in den USA Vorbehalte gegeben. Schon damals hatten Gerüchte über mögliche Gegengebote die Runde gemacht.
«Wir wollen nicht erobern, aber auch nicht erobert werden»
Francioni stellte im Gespräch mit der «FR» erneut klar: «Wir wollen nicht erobern, aber auch nicht erobert werden. Bei uns handelt es sich um einen Zusammenschluss zweier gut positionierter Partner.» Auch dem Börsenplatz Frankfurt drohe nicht die Bedeutungslosigkeit, versicherte der Börsenchef mit Hinweis auf Verträge zwischen Deutscher Börse und NYSE: «Die Konzernsitze Frankfurt und New York werden ohne Bindung an Fristen in der Satzung der zukünftigen Holding-Gesellschaft verankert sein. Und das wollen beide Seiten so.» (awp/mc/ps)