Deutsche Bundesbank lässt ihre NS-Vorgeschichte untersuchen
Frankfurt – Die Deutsche Bundesbank will ihre Vorgeschichte im Nationalsozialismus wissenschaftlich untersuchen lassen. Die Historiker Magnus Brechtken und Albrecht Ritschl sollen die persönlichen Nazi-Verstrickungen früherer Führungskräfte wie auch die Gleichschaltung der Reichsbank und ihre Funktion im NS-Regime untersuchen, bestätigte am Freitag ein Sprecher. Zuerst hatte «Der Spiegel» über die von Bundesbankchef Jens Weidmann angeschobene Initiative berichtet.
Die Historiker sollen zunächst ein Konzept erstellen und würden im zweiten Schritt dann einen Forschungsauftrag erhalten, erläuterte eine Sprecherin der Bundesbank. Mit einer Veröffentlichung sei erst in einigen Jahren zu rechnen.
Noch 1968 sei jede zweite Führungskraft der Bundesbank ein ehemaliges Mitglied der NSDAP gewesen, lauten erste Ergebnisse. Der langjährige Präsident Karl Blessing gehörte laut «Spiegel» sogar zum «Freundeskreis Heinrich Himmler», der Spendengelder für den SS-Führer sammelte. Andererseits unterhielt der Reichsbank-Chef Kontakte zum Widerstand. Den Historikern fehlen zahlreiche Unterlagen, weil ein Grossteil der Reichsbankakten verloren gegangen ist. Noch in den Siebzigerjahren seien Unterlagen über SS-Lieferungen von Zahngold und Schmuck von Holocaustopfern an die Reichsbank verschwunden, schreibt der «Spiegel». (awp/mc/ps)