Bern – Die Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind im Januar leicht gesunken und zwar um 1,6 Mrd CHF. Per Ende Januar lag der Gesamtbestand der Währungsreserven bei 643,7 Mrd CHF, wie aus den SNB-Zahlen vom Dienstag hervorgeht. Die Daten sind gemäss dem sogenannten Standard zur Verbreitung von Wirtschafts- und Finanzdaten des Internationalen Währungsfonds (IWF) erstellt.
Oft ist die Entwicklung der wichtigsten ausländischen Währungen zum Franken ein Hauptgrund für Veränderungen. So sank der Euro-Franken-Kurs von 1,0737 per Ende Dezember auf 1,0654 per Ende Januar. Der US-Dollar-Franken-Kurs notierte per Ende Januar ebenfalls tiefer bei 0,9954 CHF nach zuvor 1,0160 CHF.
Bereits im Dezember gingen die Devisenreserven leicht um 2,5 Mrd zurück. Die beiden leichten Rückgänge im Dezember und Januar folgten allerdings auf einen markanten Anstieg von über 17 Mrd CHF im November.
Weitere 150 Mrd CHF
Ob und allenfalls wie stark die SNB jeweils am Devisenmarkt interveniert hat, ist aus den Zahlen nicht herauszulesen. Dennoch können starke Bestandesänderungen ein Indiz für die Interventionstätigkeit der Nationalbank sein.
So legen die Zahlen nahe, dass die SNB nach der Aufhebung des Mindestkurses, der sich am 15. Januar zum zweiten Mal jährte, zeitweise massiv am Devisenmarkt intervenieren musste. Die Währungsreserven vermehrten sich seither nochmals um einen Drittel beziehungsweise um 150 Mrd CHF.
Besonders stark stiegen sie in den Monaten April und Mai letzten Jahres (+25 Mrd CHF) rund um den Brexit-Entscheid der Briten oder im November (+17 Mrd CHF) während der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten. Obwohl sich die wirtschaftliche Lage weltweit inzwischen etwas erholt hat, scheinen die Anleger den Franken zu Zeiten von Unsicherheiten weiterhin als sicherer Hafen zu suchen.
Fremdwährungsanteil gewaltig
Die steten Zukäufe am Devisenmarkt hinterliessen Spuren in der Bilanz. Die Bilanzsumme der Nationalbank kletterte per Ende November auf rund 747 Mrd CHF. Zwar haben auch andere westliche Zentralbanken im Zuge der Finanzkrise ihre Bilanzen durch expansive Geldpolitik stark ausgeweitet.
Die SNB hält jedoch einen vergleichsweise gewaltigen Anteil ihrer Anlagen in Fremdwährungen – insgesamt über 90%. Die Devisenreserven entsprechen aktuell in etwa dem, was die Schweiz gesamthaft in einem Jahr erwirtschaftet.
Sie sind damit einem überaus grossen Währungsrisiko ausgesetzt. Die Auswirkungen von starken Kursschwankungen hat die SNB bereits zu spüren bekommen. 2016 bescherte unter anderem der erstarkte US-Dollar der SNB einen Gewinn von 24 Mrd CHF. Im ersten Halbjahr 2015 hatte die sprunghafte Franken-Aufwertung nach der Aufgabe der Euro-Anbindung zu einem Rekordverlust von 50 Mrd CHF geführt.
Puffer für Wertverluste
Weil Währungsrisiken grundsätzlich nicht gegen Franken abgesichert werden können, führen bereits geringe Veränderungen der Frankenwechselkurse zu erheblichen Schwankungen des Anlageerfolgs und damit des Eigenkapitals der Nationalbank.
Aus theoretischer Sicht gibt es zwar keine Obergrenze für die Devisenreserven und grundsätzlich könnte die SNB auch mit negativem Eigenkapital operieren. Über längere Zeit könnte das der Glaubwürdigkeit der Nationalbank jedoch schaden. Deshalb erhöhte die SNB kürzlich die Rückstellungen für die massiv angewachsenen Währungsreserven. (awp/mc/upd/ps)