Die Nationalbank hält an ihrer Geldpolitik fest
Thomas Jordan, Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (Foto: SNB)
Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) führt ihre bisherige Geld- und Währungspolitik weiter. Sie behält entsprechend den Mindestkurs von 1,20 CHF pro Euro unverändert bei und will ihn «mit aller Konsequenz» durchsetzen. Sie ist dazu auch weiterhin bereit, Devisen in «unbeschränkter Höhe» zu kaufen. Die Abwärtsrisiken für die Schweizer Wirtschaft bleiben nach Ansicht der SNB weiterhin «erheblich».
«Der Franken bleibt nach wie vor hoch bewertet. Eine Aufwertung des Frankens würde die Preisstabilität gefährden und hätte schwerwiegende Folgen für die Schweizer Wirtschaft», sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag vor den Medien in Bern. Die Durchsetzung des Mindestkurses sei im gegenwärtigen weltweiten Tiefzinsumfeld notwendig, um in der Schweiz angemessene monetäre Rahmenbedingungen zu gewährleisten.
Leitzinsen weiter auf Rekordtief
Das Zielband für den Dreimonats-Libor bleibt ebenfalls unverändert bei 0%-0,25%. Wenn nötig, sei man «bereit, jederzeit weitere Massnahmen zu ergreifen», so die SNB. Insgesamt war der (Zins)entscheid in dieser Form von den meisten Ökonomen erwartet worden.
Inflationsprognose nur marginal verändert
Die (bedingte) Inflationsprognose bleibt im Vergleich zum September zwar im Wesentlichen unverändert, fällt aber nochmals etwas tiefer aus. Kurzfristig werde die Preisentwicklung durch eine etwas schwächere Konjunkturentwicklung in der Eurozone nochmals gedämpft, ausserdem sei die Wirkung der in der Vergangenheit erfolgten Aufwertung des Frankens auf das Preisniveau etwas stärker als ursprünglich erwartet, so Jordan. Ab Mitte 2013 verläuft die neue Prognose aber fast identisch wie diejenige vom September
Für 2012 wird neu mit -0,7% (alt: -0,6%) gerechnet, für 2013 wird eine Jahresteuerung von -0,1% (alt: +0,2%) prognostiziert. Die Prognose für das Folgejahr 2014 steht weiterhin bei +0,4%, dies jeweils bei unveränderter Geldpolitik. «Auf absehbare Zeit gibt es somit in der Schweiz keine Inflationsgefahr», sagte die SNB weiter.
Konjunkturrisiken bleiben hoch
Keine grossen Veränderungen sieht die SNB auch hinsichtlich der aktuellen Konjunkturentwicklung. Sie rechnet dieses Jahr weiterhin mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) von rund 1%. International sei das dritte Quartal durch ein schwaches Wachstum und eine rückläufige Handelsaktivität geprägt gewesen. Hierzulande sei das BIP nach einem vorübergehenden Rückgang zwar wieder angestiegen. Für das vierte Quartal rechnet die Nationalbank jedoch wieder mit einer deutlichen Abschwächung des Wachstums.
Erstmals hat sie auch eine Prognose für 2013 abgegeben, und zwar erwartet sie dannzumal ein Wachstum von 1%-1,5%. Für die Schweizer Wirtschaft seien die Abwärtsrisiken weiterhin erheblich, meint man bei der SNB. Zwar hätten die angekündigten Massnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) die Wahrscheinlichkeit von extremen Entwicklungen in der Währungsunion deutlich reduziert. Dennoch sei die Unsicherheit in der Eurozone nach wie vor hoch. Auch bleibe offen, wie stark die anstehende Haushaltskonsolidierung in den USA das Wachstum dämpfen werde.
Unsicherheit besteht weiter
Darunter leide auch die Stimmung auf den Finanzmärkten. Die internationale Unsicherheit werde somit auf absehbare Zeit andauern und treibe die Nachfrage nach sicheren Anlagen. Damit bleibe die Wechselkurslage fragil, auch wenn im Zuge der Massnahmen der EZB eine Beruhigung eingetreten sei. Jordan will aber «nicht ausschliessen, dass wir wieder in grösserem Umfang intervenieren müssen.»
Dynamik auf dem Schweizer Hypothekar- und Wohnimmobilienmarkt bleibt hoch
Die weltweit sehr tiefen Zinsen haben laut SNB auch ihre Risiken. Mit der Länge einer Tiefzinsphase nehme die Gefahr von spekulativen Preisentwicklungen und von Fehlallokationen tendenziell zu, so Jordan. Entsprechend warnt die SNB erneut, dass die Dynamik auf dem Schweizer Hypothekar- und Wohnimmobilienmarkt hoch bleibe. Hypothekarkredite würden im Vergleich zur wirtschaftlichen Aktivität weiterhin ein hohes Wachstum aufweisen. Ferner habe sich der Anstieg der Immobilienpreise auf hohem Niveau fortgesetzt, wodurch die Risiken für die Finanzstabilität weiter gestiegen seien. (awp/mc/pg)