(Bild: SNB)
Bern – Mit den Sujets der neuen Banknoten will die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Vielseitigkeit der Schweiz herausstreichen. Dazu gehört laut der SNB auch das Organisationstalent. Aus dem mühseligen Entstehungsprozess der neuen Serie lässt sich aber auch eine andere Geschichte lesen.
Sechs Jahre später als geplant kommt nächste Woche die 50er-Note in Umlauf, die erste der neuen Serie. Bei den neuen Noten habe die SNB eine «Innovationsstrategie» verfolgt, sagte Fritz Zurbrügg, Vizepräsident des SNB-Direktoriums am Mittwoch vor den Medien in Bern. Diese Strategie bedingte, dass Material und Herstellungstechnik erst noch entwickelt werden mussten.
Die zeitliche Verzögerung und die Pannen, welche mit diesen Entwicklungen einher gingen, waren an der Präsentation am Mittwoch kein Thema mehr. Sie hatten unter anderem den früheren Unternehmenschef von Orell Füssli sowie den früheren Spartenleiter des Sicherheitsdrucks den Job gekostet. Orell Füssli druckt seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Schweizer Geldscheine.
Bessere Stabilität und Haltbarkeit
Die neuen Banknoten sind nicht einfach aus Papier, sondern aus einem dreischichtigen Banknotensubstrat. Aufgebaut wie ein Sandwich werden zwei Baumwoll-Papierschichten von einer Kunststofffolie in der Mitte verstärkt. Damit sollen die Stabilität und die Haltbarkeit der Banknote verbessert werden.
Anspruch auf Perfektion als Grund für die Verzögerung
Zudem hat die SNB zusammen mit ihren Industriepartnern diverse neue Sicherheitsmerkmale entwickelt, die eine höhere Fälschungssicherheit garantieren sollen. «Dieser Mut zur Neuartigkeit und ein bewusster Anspruch auf Perfektion haben sicherlich zur längeren Entwicklungszeit beigetragen», räumte Zurbrügg ein. Das optische Ergebnis dieses Prozesses: Die neuen Noten behalten ihre ursprünglichen Farben, sind aber kleiner und handlicher. Die Illustrationen sind völlig verschieden, haben aber als gemeinsamen Nenner das Thema «Die vielseitige Schweiz». Jede Note verschreibt sich einem typischen Charakteristikum der Schweiz, was in der Summe als Vielfalt zu verstehen ist.
Die 50er-Note hebt den Erlebnisreichtum der Schweiz hervor. Die neue 20er-Note etwa thematisiert als typisches Charakteristikum der Schweiz deren kreative Seite. Die neue 10er-Note hebt unter dem Titel «Zeit» die organisierende Seite als typisch schweizerisch hervor. Damit ist aber die langwierige Entstehungsgeschichte der Banknoten wohl ausgeklammert.
Die 100er-Note thematisiert die humanitäre Schweiz; die 200er-Note attestiert der Schweiz eine wissenschaftliche Seite; und die 1000er-Note stellt die Schweiz als kommunikativ dar.
«Gestaltung einzigartig, Sicherheit Weltspitze»
Die SNB hat selbst festgelegt, was typisch für die Schweiz ist. Thomas Jordan sagte, dass die SNB für die Ausgabe von Banknoten alleine zuständig sei und dabei Nennwert und Gestaltung bestimmen könne. Bei der Betrachtung der Noten werde sich jeder «seine eigenen Gedanken machen können und deren Aussagen unterschiedlich interpretieren», sagte SNB-Präsident Thomas Jordan. Er lobte die Banknoten, die «in Bezug auf Gestaltung einzigartig und in Bezug auf Sicherheit Weltspitze» seien als «attraktive Visitenkarte der Schweiz.
Gestalterisch umgesetzt werden die typischen Eigenschaften der Schweiz durch ein Hauptthema für jede Note: Zeit, Licht, Wind, Wasser, Materie und Sprache. Dabei ist im Fall der 1000er-Note offensichtlich, dass Sprache mit Kommunikation zu tun hat.
Mit der Hand die Handlung dargestellt
Die anderen Banknoten sind interpretationsbedürftiger. Für die erlebnisreiche Seite der Schweiz auf der neuen 50er-Note etwa steht der Wind, visualisiert durch eine Pusteblume, ein Alpenpanorama und einen Gleitschirmflieger.
Die Grafikerin Manuela Pfrunder führte vor den Medien aus, dass alle neuen Banknoten über wiederkehrende Gestaltungselemente miteinander verbunden sind. Am auffälligsten ist die Hand auf der Vorderseite aller Noten. Auf der 50er-Note wird die Pusteblume von einer Hand gehalten.
Das Element der Hand ersetzt die Portraits auf den bisherigen Banknoten. Die Idee dahinter ist, dass die Hand als «das ursprünglichste und unmittelbarste Werkzeug» alle Menschen direkt zum Handeln befähigt, wie Pfrunder erklärte. Damit stünden bei den neuen Banknoten nicht, wie bis anhin, verdienstvolle Persönlichkeiten der Vergangenheit im Zentrum. Vielmehr sollen durch die Hand möglichst alle Menschen auf der Schweizer Banknote anwesend sein – ganz im Sinne einer vielseitigen Schweiz. (awp/mc/pg)