Druck auf die Banken wird erhöht

Druck auf die Banken wird erhöht

Brüssel – Angesichts der drohenden Staatspleite in Griechenland erhöht die EU den Druck auf die Banken. Um Schlimmeres zu verhindern, sollen die Institute der «Financial Times» (Mittwoch) zufolge künftig selbst im Krisenfall eine harte Kernkapitalquote von neun Prozent vorweisen. Ansonsten drohen ihnen staatlich verordnete Finanzspritzen. Die europäische Bankenaufsicht EBA hat die Institute laut Insidern zudem aufgefordert, mehr Informationen über ihre Anlagen in Staatsanleihen nach Brüssel zu liefern.

EU-Kommissionspräsident Barroso will seine Pläne für die europäischen Finanzinstitute an diesem Mittwoch vorstellen. Die Aktien der grossen deutschen Banken zählten am Morgen zu den schwächeren Werten des Dax . Die Papiere der Deutschen Bank verloren 1,42 Prozent, die Commerzbank-Aktie lag mit 1,99 Prozent im Minus.

Puffer für künftige Turbulenzen
Mit den schärferen Kapitalregeln will Brüssel die Banken für künftige Turbulenzen an den Finanzmärkten rüsten. Die Institute müssen für ihre ausgegebenen Kredite – dazu zählt auch das Geld, das sie den Staaten mittels Staatsanleihen geliehen haben – eine festgelegte Quote an hartem Kernkapital vorhalten. Je höher die Quote, desto besser kann eine Bank möglichen Kreditausfällen trotzen. Allerdings wird das Geschäft für die Institute durch die erhöhten Kapitalanforderungen weniger rentabel.

Die Forderung nach neun Prozent hartem Kernkapital liegt laut «FT» weit höher als in der Branche und am Finanzmarkt erwartet. Diese Quote müsste selbst dann erfüllt werden, wenn man immense Abschreibungen auf Staatsanleihen einrechnet. Analysten hatten dem Bericht zufolge bislang mit einer Quote von sechs bis sieben Prozent kalkuliert. Die Institute sollten nun sechs bis neun Monate Zeit bekommen, um die Anforderungen zu erfüllen. Wer dies nicht schaffe, müsse Milliardensummen von den Staaten annehmen.

Pläne im Grundsatz beschlossen
Dem Bericht zufolge haben die Aufseher die Pläne bereits im Grundsatz beschlossen. Nach Schätzungen der Investmentbank Morgan Stanley müssten sich die betroffenen Banken insgesamt 275 Milliarden Euro besorgen, um die geforderte Kapitalquote zu erreichen.

EU-Kommissionspräsident Jose Barroso will an diesem Mittwoch Vorschläge veröffentlichen, wie diejenigen Banken mit zusätzlichem Kapital versorgt werden sollen, denen im Zuge der Staatsschuldenkrise hohe Abschreibungen drohen. Die politische Spitze der EU soll am 23. Oktober über die Pläne beraten.

Genauere Prüfung
Um herauszufinden, welche Institute besonders gefährdet sind, will sich die europäische Bankenaufsicht EBA Insidern zufolge nun die Engagements der Banken in europäischen Staatsanleihen genauer anschauen. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge hat sie dazu von den Instituten weitere Informationen angefordert. Die Aufseher wollen demzufolge vor allem wissen, wie stark die Buchwerte und die faire Bewertung der Papiere auseinanderfallen, schrieb die Agentur unter Berufung auf vier mit der Sache vertraute Personen.

Dies würde die Frage beantworten, welche Abschreibungen bei einer Orientierung am tatsächlichen Wert der Anleihen drohen. Die deutsche Bankenaufsicht Bafin widersprach allerdings der Einschätzung, dass es sich bei der Prüfung um einen weiteren Stresstest handle.

Zu positive Ergebnisse
Die letzten Stresstests für die Branche vom Juli hatten Experten zufolge viel zu positive Ergebnisse geliefert: Die EBA hatte lediglich eine harte Kernkapitalquote von fünf Prozent gefordert. Zudem wurde das jetzt drohende Krisenszenario – eine Staatspleite Griechenlands – gar nicht untersucht. Der Branchenprimus Deutsche Bank kam auf 6,5 Prozent. Auch die französisch-belgische Dexia Banque Bank , die jetzt mit Milliarden-Garantien gestützt werden muss und teilweise verstaatlicht wird, hatte den Test bestanden. (awp/mc/gh)

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